24.03.2004 | Angst vor dem Unausweichlichen

120 Frauen fuhren eigens an einem Sonntagmorgen nach Öpfingen, um zu hören, wie man nicht alt wird oder wenigstens nicht so schnell und wenn, wie man wenigstens nicht so alt aussieht.

Angst vor dem Unausweichlichen

Alt werden – eine schlimmere Vorstellung scheint es für viele Menschen, und vor allem Frauen, heute bei uns nicht zu geben. Klar, dass sich Leute finden, die Geld daran verdienen, Frauen Tipps zu geben – und noch besser: Frauen teure Operationen anzubieten, damit die Zeichen des Alters nicht so rasch deutlich werden. – Das Ergebnis sehen wir sehr gut in den USA, die uns immer einige Jahre voraus sind: Frauen, das Haar hellblond gefärbt, schwer bemalt, mit stählernen Muskeln, Erscheinungsbilder, die einen mit all ihrer Künstlichkeit frieren lassen. Sage keine Frau: Da sind nur die Männer schuld, dass wir uns so aufputzen! – Die meisten Männer, jedenfalls die besseren unter ihnen, die der fraulichen Bemühung wert sind, schätzen mehr den Charakter als den Aufputz.  (Veit Feger)

21.03.2004 | Ehingen in einer ‚großen Zeit‘ vor 90 Jahren

EHINGEN (vf) Liebhaber von sogenannten Militaria (Erinnerungsstücken mit Bezug zum Militär) werden auf diese Postkarte aus dem Ersten Weltkrieg schärfer sein als Fans der Ehinger Geschichte. – Die Stadtansicht auf dieser etwa neunzig Jahre alten Bildpostkarte ist dominiert von den Türmen der Kirchen St. Blasius und Herz-Jesu und von Kaminen des einstigen Zementwerks an der Adolffstraße; die Ansicht ist flankiert von den lorbeerumkränzten Jahreszahlen 1914 und 1916. Man darf annehmen, dass die Karte 1916 gedruckt und – wahrscheinlich – verschickt wurde. Der Käufer war der Ansicht, dass es sich hier um “Deutschlands große Zeit” handle. – Die Postkarte brachte es kürzlich bei einer Versteigerung im Internet auf 13 Euro.

17.03.2004 | Wieder Mostprämierung

UNTERSTADION (vf) – Der Kirchenchor lädt am Samstag, 3. April, zu seiner achten Mostprämierung ein. Wer anderthalb Liter Most zur Prüfung mitbringt, ist auch Teil der Jury. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Die Kirchenchorler kümmern sich aber nicht nur um den Raum im Gemeindehaus, sie sorgen auch für zusätzliche Unterhaltung: mit einem Sketch der Chormitglieder, mit einem Auftritt der Sportjugend, mit Gedichtvorträgen von Otto Breitschmid aus Dürnau und mit Musik von einem Alleinunterhalter. – Saalöffnung ist um 19 Uhr, das Programm beginnt um 20 Uhr. – Bis der Sieger feststeht, wird es dann schon dauern; das letzte Mal – als neunzig Proben vorlagen – ging das Prüfverfahren bis gegen Mitternacht.

Fotos: Nicht nur Ältere interessieren sich für den Most, auch jüngere, wie unser Schnappschuss vom letztjährigen Prüftermin zeigt; den jungen Jury-Mitgliedern schien der Most, den sie da zur Verkostung vorgesetzt bekamen, nicht zu schmecken: „Verdammt sauer“ oder „Semsa-kräbsler“ lautete wohl der Kommentar.

Foto: Walter Der Kirchenchor gibt seinen Mostprämierungen einen Anstrich von feierlich und scherzhaft zugleich. Er hat eigens eine Gruppe „Mostessen“ gegründet, die den Prämierungsabend begleiten (Unser Foto entstand bei dem Termin im vergangenen Jahr).

05.03.2004 | Ein Werber für Country

Friedrich Hog, 39, Obermarchtal, ist Country-Fan und engagiert sich seit Jahren für die Verbreitung von Country-Musik. Er beantwortete der SZ (vf) einige Fragen.

SZ: In welchem Alter begannen Sie, sich für „Country“ zu begeistern?

Hog: Das war vor 25 Jahren, ich war damals 14. Freddy Quinn moderierte im ZDF eine Sendung mit Countrymusik, Gunter Gabriel im „Ersten“. Thomas Gottschalk moderierte in Bayern 3 eine Radiosendung. Bruce Low kümmerte sich Samstagabends um die „Westernmelodie“. Im Radio DRS moderierte der europäische „Country-Papst“ Chuck Steiner eine Sendung, die man auch heute jeden Dienstagabend dort hören kann.

SZ: Was gefällt Ihnen an dieser Musik?

Die Vielzahl der Stilrichtungen. Die Musik wird „mit der Hand“ gemacht, ohne Computer. Es gibt spannende Geschichten, gute Texte, wunderschön klingende Instrumente wie Steel Guitar, Dobro, Mandoline. Nach dem Hören bleibt ein gutes Feeling. Und auch die Musiker selbst sind im persönlichen Umgang ganz toll. Machen Sie selber solche Musik? Ich nicht, aber meine Frau Monika spielt Gitarre und Akkordeon, unser Sohn Christopher (7) spielt Keyboard.

SZ: Seit wann engagieren Sie sich als Konzertorganisator und in den Medien für Country-Musik?

Seit drei Jahren bin ich Vizepräsident der „Country & Western Friends“ in Kötz bei Günzburg. – Seit acht Jahren mache ich eine Sendung bei „Radio free FM“ in Ulm, UKW 102,6, jeden letzten Montag im Monat ab-20 Uhr und in der Nacht auf Montag von 24 bis 1 Uhr. – Seit 15 Jahren schreibe ich Artikel in Fachzeitschriften (Country Times, Bluegrass Bühne, Country Circle, Western Mail). Seit 15 Jahren organisiere ich Konzerte und ganze Tourneen, seit 1997 für die Ehinger VHS die Country-Night zum Sankt-Patricks-Tag.

SZ: Fahren Sie zu besonderen Aufführungen?

An Pfingsten bin ich gern beim Festival in Neusüdende bei Oldenburg und im September in Gstaad / Schweiz. In Berlin, Kassel und in der slowakischen Universitätsstadt Trnava war ich schon bei speziellen Messen für Country-Freunde.

SZ: Gibt es einen Country-Musiker, der es Ihnen besonders angetan hat und den Sie persönlich kennen?

Zu zahlreichen Country-Künstlern in den USA, Australien, Kanada, Großbritannien habe ich e-mail-Kontakte. Viele kenne ich persönlich, etwa Steve Young, den ich auch schon mal in die Lindenhalle geholt habe.

SZ: Wie alt sind Sie, wer sind Ihre Eltern, wo sind Sie aufgewachsen, wo machten Sie Abi, wo studierten Sie, womit verdienen Sie Ihre „Brötchen“?

Ich werde nächstes Jahr 40; meine Eltern sind Lina und Franz Hog; mein Vater war Kaufmann; er ist vor 10 Jahren gestorben. Aufgewachsen bin ich in Obermarchtal, Abi machte ich 1985 in Ehingen. In Tübingen habe ich Jura studiert. Zusammen mit zwei Kollegen bin ich in der Kanzlei „Die Anwälte“ in Göppingen als selbstständiger Rechtsanwalt tätig mit den Schwerpunkten Architektenrecht, Baurecht, Mietrecht.

SZ: Was steht an?

Am 13. März kommen die „Candace Asher Band“ (USA) und Mandy (D) in die Lindenhalle, am 18. Mai kommt die „Kim Carson Band“ (USA) ins Ex-Franziskanerkloster. Foto: Friedrich Hog hat die Musiker für das Konzert nächste Woche in der Lindenhalle verpflichtet.

04.03.2004 | Nettes Schwätzte zwischen Gleis und altem Bahnhof

ROTTENACKER (vf) – Das Fernsehen ruft – und alle kommen. Auch die Heimatzeitung kann es sich in einer fernsehbegeisterten Zeit nicht ohne weiteres leisten, von einem solchen „Event” keine Notiz zu nehmen (auch wenn sie’s gern täte), weil es eine Konkurrenzzeitung gibt und die meisten eine Nicht-Beachtung des Vorgangs dann übelnehmen.

Gestern Nachmittag fanden sich ein halbes Dutzend Schülerinnen, Bürgermeister Hauler und ein Bahn-Repräsentant am Bahnhof ein, um – vor laufender Fernsehkamera und einem Stab-Mikrophon – miteinander zu sprechen.

Den Mädchen genügt bekanntlich nicht das Wartehäuschen direkt am Bahnhof, auf der Südseite der Durchgangsstraße; es ist auch zugig dort. Die Mädchen wandten sich ans ZDF, das sich gern als Schützer und Freund der kleinen Leute darstellt.

Bürgermeister Hauler zeigte sich gestern Nachmittag bei dem vom ZDF angeleierten Termin souverän: Er ging freundlich auf die Kinder ein, nicht ohne anzumerken, dass sie doch ein bisschen viel Aufwand für ihr Anliegen betreiben, zumal es ja am Bahnhof bereits ein Wartehäuschen gibt.

Wie an dieser Stelle von der Ehinger SZ vergangene Woche bereits ausführlich berichtet und kommentiert, wird es wohl dazu kommen, dass die Kinder künftig auch im Bahnhofsgebäude auf den Bus warten können, gegen die Witterung besser geschützt. Foto: Bürgermeister und Schulmädchen beim Gespräch fürs Fernsehen – das Wartehäuschen, zehn Meter vom Bahnhofsgebäude entfernt. Foto: vf

29.02.2004 | Zurückgeblättert 1979 – Müllumladestation und Argentinien-Reise

(vf) – Wir haben uns im Februar-Band der Ehinger Schwäbischen Zeitung Ehingen des Jahres 1979 umgeschaut.

25 Jahre Urologie im Ehinger Krankenhaus. – Der Alb-Donau-Kreistag wählt den Urologen Dr. Erich Mayer zum künftigen Facharzt einer künftigen urologischen Abteilung am Ehinger Krankenhaus.

Das Wasserwirtschaftsamt Ehingen wird im Februar 1979 aufgelöst. 28 Arbeitsplätze werden nach Ulm verlegt.

Der bedeutende James-Joyce-Übersetzer Hans Wollschläger („Ulysses”) liest auf Einladung der Ehinger VHS aus diesem berühmten Roman  in Ehingen vo und spricht über seine Übernutzung.

Müllumladestationen sind vor 25 Jahren ein großes Thema im Raum Ehingen. Heute kennen wir kaum noch das Wort. – Es ging damals darum, die Zahl der Mülltransporte ins Ulmer Donautal zu verringern durch den Einsatz größerer Lastkraftwagen. Problem: Beim Umladen werden Geruch und Dreck frei. Wo darf man das in der Nähe wohnenden Bürgern zumuten? Ein Streit entspinnt sich, ob beim Müllwerker Braig in Berkach eine solche Umladestation errichtet werden darf. Und ob es vielleicht richtig sei, Munderkinger Müll dort in größere Fahrzeuge umzuladen.

Der Allmendinger Gemeinderat vergibt den Bau einer Halle an einen Generalunternehmer. Die vorgesehene Aufnahme eines Kredits von einer Million Mark lässt die Verschuldung der Gemeinde auf das Anderthalbfache steigen. Der Haushalt der Gemeinde im Jahr 1979:8,2 Millionen Mark.

Vier Dörfer rund um den Hochberg, die Landwirte in Rechtenstein, Reichenstein, Talheim und Unterwilzingen wünschen eine Flurbereinigung. 1973 war die erste Informationsversammlung zu diesem Thema in Rechtenstein. Nun hoffen die Landwirte, dass das Verfahren wenigstens 1979 angeordnet wird.

Landwirtschaftlicher Berufswettkampf – so etwas gab es damals noch: 45 künftige Landwirte aus dem Raum Ehingen und Laichingen beteiligten sich an einem solchen vom Ehinger Landwirtschaftsamt veranstalteten Wettkampf. Die meisten Punkte erzielten Georg Werz, Untermarchtal, Alfons Ott, Mundeldingen, und Wolfgang Gölz, Ehingen.

Eine ungewöhnliche Reise, nach Argentinien, unternehmen Hans und Paul Hildenbrand. Sie besuchen Dächinger und Frankenhofener, die vor fünfzig Jahren in den Norden Argentiniens ausgewandert waren, soweit sie noch leben, und deren Nachkommen. Nur ein einziges Mal kam einer von den 1928 Ausgewanderten kurz zurück nach Deutschland, zur Goldenen Hochzeit der Eltern – das war 25 Jahre früher, 1954. – Jahre nach der Argentinien-Reise kam Verwandtschaft aus dem argentinischen Chaco auf die Ehinger Alb, darunter ein angeheirateter russischer Hochadeliger, dessen Familie durch die russische Revolution 1917 vertrieben worden war und die – als Flüchtlinge – in Nordargentinien ihren Lebensunterhalt durch Landwirtschaft erwarb. – Der Bezirksvorsitzende der Industriegewerkschaft Bau Steine Erden, der Allmendinger W. Gentzsch, wird in seinem Amt bestätigt Seine Forderung bei einer Versammlung: „Durch höhere Löhne die Attraktivität der Bauwirtschaft für Arbeitsuchende steigern.”

27.02.2004 | Leserwerbeaktion: Nach Jahren des gemeinsamen Lebens und der Elternschaft jetzt – vielleicht – die Hochzeit

RAUM EHINGEN (vf) Die Ehinger Ausgabe der Südwestpresse betreibt derzeit mit hohem Aufwand eine besondere Leserwerbeaktion. Paare, die festlich heiraten wollen, melden sich und müssen möglichst viel Stimmzettel von SWP-Exemplaren auf sich vereinen, um in den Genuss einer von zahlreichen Firmen gesponserten Hochzeitsfeier zu gelangen.

Die Paare stellen sich in der SWP ausführlich in Text und Bild vor und schildern, wie ihre Beziehung entstand, sich entwickelte und warum sie nun an dem Wettbewerb teilnehmen.

Die Krönung

Nadine Clasen, 27, Grötzingen, hat eine enge Beziehung zu Thomas Schwarz, Grötzingen, 26 Jahre, seit fast fünf Jahren. Sie haben einen Sohn. Die Hochzeitssponsoring-Bewerberin äußert in der Tageszeitung: Die bisherige Gemeinsamkeit soll durch eine solche Feier „gekrönt“ werden. Dann führt N. Clasen als Gründe für ihren Bewerbungswunsch u.a. an: ihr Kind (15 Monate alt), soll in einer richtigen Familie aufwachsen und der Vater soll ein Recht auf ihn haben, falls ihr etwas zustoße.

(Vf fragt sich da: okay, okay, aber warum führten diese guten Gründe nicht schon früher zur Trauung?)

Jetzt wissen sie es: Desiree Hermansa und Bekim Kukic, beide Ehingen „kennen sich seit 17 Jahren;“ sie wohnen seit vier Jahren in einer Wohnung, sie haben eine zwei Jahre alte Tochter. Sie wollen heiraten, weil sie (jetzt anscheinend) „überzeugt sind, das es die ewige Liebe ist.“

Auf den ersten Blick Manuela Hertling, 26, und Robert Kovacic, 32 Jahre, beide Ehingen, kennen sich seit fast fünfeinhalb Jahren. Es war die große Liebe „auf den ersten Blick“. Überraschenderweise kommen sie jetzt darauf, heiraten zu wollen, nachdem die SWP eine kostenlose Hochzeit anbietet.

Bisher für andere, jetzt für uns Elke Baumann, 33 Jahre, und Roland Vonnier, 35 Jahre, beide Schelklingen, kennen sich seit über 17 Jahren und haben einen vier Jahre alten Sohn. Die beiden haben als Gastwirte schon viele Hochzeiten für andere organisiert, „nun kam ums die Idee, unsere Hochzeit von Ihnen (der SWP) organisieren zu lassen.“ Klar: Auch hier würde es ohne Hochzeitsfete gehen.

Andrea Gumper, 23 Jahre, und Marc Kohle, 24 Jahre, beide Kirchen, kennen sich seit über sechs Jahren. „Es war Liebe auf den ersten Blick“. Seit fünf Jahren wohnen sie zusammen.

Daniela Braun, 24 Jahre, und Rene Beitler, 25, beide Oberdischingen, kennen sich seit viereinhalb Jahren. Auch hier war es „Liebe auf den ersten Blick“ Auch hier hätte also längst geheiratet werden können. Seit Sommer vergangenen Jahres ist Daniela schwanger und wohnt mit ihrem Freund zusammen. Sobald das Baby da ist, geht es aufs Standesamt.

Sabine Braun, 20 Jahre, und Mikail Gözel, 21 Jahre, beide Öpfingen, kennen sich seit dreieinhalb Jahren und haben eine elf Monate alte Tochter. Sie wohnen seit mehreren Jahren unter einem Dach. Laut S. Braun wollen die beiden ihrer Beziehung per SWP-Hochzeit „den letzten Schliff geben“ (!), wichtig ist: Die Hochzeit soll keinen „Stress“ machen, und: „wir wollten schon immer etwas Besonderes und nicht wie alle anderen heiraten „Braun / Gözel sind sicher, dass „unsere Hochzeit mit dem ET ein .Bombenfest’ wird“.

Natalie Schuba, 20 Jahre alt, Allmendingen, und Daniel Frik, 21 Jahre, Emerkingen, kennen sich seit neun Monaten näher. Natalie ist schwanger. Sie würden sich „über die Traumhochzeit freuen“.

Silke Gerster, 25, und Michael Müller, 31, beide Dellmensingen, kennen sich seit über acht Jahren und wohnen seit einem halben Jahr zusammen. Als sie von dem Sponsoring-Angebot erfuhren, haben sie sich „ganz spontan“ (!) „entschlossen, dass wir das jetzt durchziehen“ (alles wörtliche Zitate!).

Beim großen Schneefall Kathrin Novak, 22 Jahre, und Michael Bosch, 25 Jahre, beide Ertingen, kennen sich seit 8 Jahren. Sie sind, nachdem Kathrin sich extra von einem anderen Freund getrennt hat, „bei Schneefall im Dezember 96“ „ein Paar geworden“. Seit Juli 2002 wohnen sie zusammen. -Wörtlich: „Das Ganze hat uns nur noch mehr bewiesen, dass wir zusammengehören. Deshalb wollen wir heiraten.“

Katrin Leimbach, 35, und Jens Maith, 31, kennen sich seit fast zwei Jahren und wohnen seit Juni vergangenen Jahres in einer gemeinsamen Wohnung in Lauterach.

Weitere Bewerber

Zu ihnen kommen die Bewerber-Paare Bianca Müller und Bernd Schrode, Kirchen, Nicole Joos und Christian Manuel Haupt, Ehingen, Heike Miehle und Jochen Preißing, Dettingen, Anne Auer und Guido Albers, Ehingen, alle mit dem gleichen Wohnsitz.

vf meint: Weitere Wiederholungen sind nicht nötig.

Kommentar Veit Feger

Auf den Aufruf der Ehinger SWP meldeten sich fünfzehn Paare, die sich ein Hochzeitsfest sponsern lassen wollen.

Bitte einen weiteren Kick

Man lese aufmerksam die Selbstdarstellungen der Hochzeitssponsoring-Bewerber. Es wird deutlich, dass Heiraten heute für viele etwas sehr anderes ist als früher, viele Paare wohnen seit langem zusammen und haben schon mehrjährige Kinder. Jungfräulichkeit – so was Komisches war früher mal ein Wert, jedenfalls offiziell für Katholiken und Protestanten, eine Forderung, die auch für Männer galt – heute ist das so ungefähr das Irrste, was man sich vorstellen kann.

Alles, was diesen Paaren noch fehlt, ist der Gang aufs Standesamt, der feierliche Hochzeitsgottesdienst (am besten mit Orgelmusik und Vereinespalier) und eine bigge Fete. Die Frauen und Männer (gleichgeschlechtliche Paare sind nicht darunter) konnten bisher schon seit Jahren gut miteinander leben, ohne Trauschein.

Alles was fehlt, ist das Fest. Aber wenn man das gesponsert kriegt, dann ist auch das Heiraten o.k. – ein weiterer Kick. – Wir dürfen sicher sein: Es findet sich auch ein Pfarrer, der zur geplanten Show den Zeremonienmeister abgibt.

27.02.2004 | Von Rottenacker nach Zoar (USA) und in die Weltgeschichte

ROTTENACKER/ALTSHAUSEN (vf) – Seht kurzem liegt eine wichtige Neuerscheinung mit Bezug zu Rottenacker vor Eberhard Fritz, „Radikaler Pietismus in Württemberg – Religiöse Ideale im Konflikt mit gesellschaftlichen Realitäten“, 458 Seiten, „bibliotheca academica Verlag“, Epfendorf / Neckar.

Die Neuerscheinung enthält unter anderem die bislang umfangreichste Untersuchung der Geschichte (und der Nachgeschichte) der Rottenacker „Babelesbuben“, betrieben mit einem jahrelang angewandten, umwerfenden Fleiß, mit Kenntnis der historischen (auch der hierzulande weitgehend unbekannten amerikanischen) Quellen, mit einem riesigen Anmerkungsapparat, mit einem Ausblick aus württembergischen Dörfern hinaus in die Weltgeschichte. Eberhard Fritz untersucht seinen Gegenstand von den verschiedensten Seiten: die innere Struktur der religiösen Gruppen, die Führer und die Anhänger, die Literatur, die Predigten, Ueder und Gedichte, die besondere Rolle von Frauen, die Konfliktfelder um Kirche und Schule, die Ausgestaltung religiöser Riten, die äußere Erscheinung der Mitglieder, die „Ansätze zum Vegetarismus“ etc. etc. – Eine nochmalige Befassung mit dem Thema ist auf lange Zeit nicht zu erwarten; der Archivar der Herzogsfamilie von Württemberg (Altshausen) hat dafür zu umfassend gearbeitet. – Eberhard Fritz hat kürzlich in Rottenacker über seine Forschungen gesprochen, übrigens nicht zum ersten Mal (dabei entstand auch unser beigefügtes Foto).

Den Historiker E. Fritz begleitet sein Thema schon lange. Es ist nicht un-amüsant festzustellen, dass sich hier ein Mann, der von einem Herzog bezahlt wird, ausgiebig mit Leuten befasst, die vor den herzoglichen und königlichen Vorfahren jenes jetzigen Altshauser Herzogs nicht den Hut ziehen wollten. Es war vor allem das Interesse an der Kirchengeschichte des Herzogtums Württemberg, das Fritz zur Erforschung der kirchenkritischen Pietisten im Unterland und in Rottenacker führte.

Eberhard Fritz stellt jene kirchen- und auch gesellschaftskritischen religiösen schwäbischen Gruppen unter den verschiedensten Aspekten dar. In den Blick kommt so gut die geistige Vorgeschichte in der Theologie wie Separatisten als Erkennungszeichen diente. Es ist einer der wenigen auf uns überkommenen Gegenstände zur Bekundung des Gemeinschaftsgefühls einer ungeliebten, sogar verfolgten Gruppe Menschen. – Rechts: Beim Vortrag von Eberhard Fritz (dritter von links) in Rottenacker wurden auch drei weitere Gäste mit aufs Bild gebeten, die den Geschichtswissenschaftler unterstützten, von links Pfarrer Reusch, Frau Fritz und der frühere Rektor und Historiker Gunther Dohl

Fritz entwickelt ein buntes Bild religiöser Splittergruppen vor allem im 18. und 19. Jahrhundert, Menschen, die sich in der offiziellen lutherischen Amtskirche nicht wohl fühlten und die in einer Zeit, in der Religion und Staat sehr viel enger verknüpft waren (heute sehen wir das gern in islamischen Ländern), nicht nur mit pfarrherrlicher Rüge, sondern mit Landesverweis durch die staatliche Obrigkeit und jahrelanger Festungshaft rechnen mussten.

Die Pietisten in Württemberg hatten zwei Zentren, in Iptingen um die charismatische Führerpersönlichkeit Johann Georg Rapp, und in Rottenacker, wobei hier die Führungsgestalt der Barbara (Babette – schwäbisch: Babele) Gruber rasch an Bedeutung verlor und die Gemeinde der Frommen und Gerechten die wesentliche Rolle spielte.

Einen großen Teil des Buchs nimmt die Beschreibung der Versuche der Separatisten ein, als Glaubens einen eigenen Neuanfang außerhalb der verderbten und abweisenden Gesellschaft zu beginnen, zunächst und rasch scheiternd in dem Weiler Brandenburg südöstlich von Laupheim, dann in den Vereinigten Staaten und in Russland, aber auch im Ländle selbst (Korntal, Wilhelmsdorf).

Mit diesen „Konkretisierungsversuchen der Utopie“ darf der Autor weltgeschichtliches Niveau betreten (Welcher Autor täte einen solchen Schritt nicht gern!). Die Siedlungsgründungen der unterländischen und der Rottenacker Pietisten in den USA in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts funktionierten erstaunlich gut (aufgrund der hohen glaubensmäßigen Übereinstimmung der Gründungsmitglieder und aufgrund des Umstands, dass sie sich freiwillig und absichtlich zusammengefunden hatten). Die neuen Kommunen in den USA mit Gemeinbesitz funktionierten ausgezeichnet und dienten deshalb bedeutenden sozialisti­schen Autoren wie Friedrich Engels in der Mitte des 19. Jahrhunderts als Argument dafür, dass Sozialismus möglich ist und nicht immer nur jener verdammte Kapitalismus der einzelnen Egoisten. Die religiöse Seite der Angelegenheit wurde freilich von den sozialistischen Eine Alltagsweisheit lautet: Es menschelet halt überall – auch bei den Ailerheiligsten der Heiligen aus Rottenacker und Iptingen. Eberhard Fritz zitiert einen Konflikt zwischen den beiden Wundergemeinden in den USA, jenen, die aus den Unterländer- und jenen, die aus den Rottenacker Ausgewanderten hervorging. Die Gemeinschaft in der Siedlung „Zoar“ (ex-Rottenacker) verzichtete aufgrund eines alttestamentlichen Gebots auf den Genuss von Schweinefleisch, erlaubte aber ehelichen Sex. Damit unterschied sie sich von den aus Iptingen stammenden Anhängern Rapps, bei denen Schweinezucht betrieben und das Fleisch ohne religiöse Bedenken verzehrt wurde, aber Heiraten nicht erwünscht waren. Als Separatisten der einen Provenienz 1859 die andere religiöse Sozialistensiedlung besuchten, servierten ihnen diese Schweinefleisch. Die Gäste wollten das Fleisch nicht essen, worauf die Gastgeber den Gästen wegen der bei ihnen erlaubten Verehelichung Vorwürfe machten. Unter Anspielung auf den bei den RappHten vorgeschriebenen Zölibat äußerte ein Gastgeber, bei anderem „Fleisch“ seien sie doch auch nicht so wählerisch. „Dies loste eine schwere Verstimmung zwischen Foto: Gemeindeverwaltung S.345).

Als erster Forscher hat Anfang der Neunziger Jahre der in Reutlingen-Betzingen wohnende Historiker und Schriftsteller Hellmuth Haasis auf die Rottenacker Separatisten aufmerksam gemacht. Bei seinen Archivarbeiten war er auf das „Freiheitslied“ des Rottenacker Separatisten Stephan Huber gestoßen und gab es plus Erläuterungen im Selbstverlag heraus. Hellmuth Haasis kommt aus der Studentenbewegung, verstand und versteht sich als Linker, ist ein Bewunderer der Französischen Revolution und ihrer deutschen jakobinischen Anhängerund war daher Feuer und Flamme, als er in verstaubten Akten des Landesgefängnisses Hohen-Asperg den Liedtext eines längst vergessenen Rottenacker frommen Schuhmachers mit seiner Franzosen- und Napoleon-Begeisterung entdeckte. – Der Archivar Eberhard Fritz kam aus einer ganz anderen „Ecke“ zu seinem Thema, aus der regionalen Kirchengeschichte.

Zusammenfassend: Wer die weltgeschichtliche Bedeutung einiger Rottenacker ausgiebig kennen lernen will (ihr Sammel-Name ist heute von einer Narrengruppe in Beschlag genommen), der kommt um die Lektüre von Eberhard Fritzens monumentalem Werk herum.Foto: Cover der Neuerscheinung: Portrait des Iptinger Separatisten Rapp und ein sternförmiges Gewebe, das den Separatisten als Erkennungszeichen diente. Es ist einer der wenigen auf uns überkommenen Gegenstände zur Bekundung des Gemeinschaftsgefühls einer ungeliebten, sogar verfolgten Gruppe Menschen. – Rechts: Beim Vortrag von Eberhard Fritz (dritter von links) in Rottenacker wurden auch drei weitere Gäste mit aufs Bild gebeten, die den Geschichtswissenschaftler unterstützten, von links Pfarrer Reusch, Frau Fritz und der frühere Rektor und Historiker Gunther Dohl.              Foto: Gemeindeverwaltung

25.02.2004 | Leberkäswecken-Maut statt Lkw-Maut

EHINGEN (vf) – Einiges im Ehinger Umzug ist jedes Jahr gleich. Wir stellen das vor, was es nur in diesem einen Jahr 2004 zu sehen gab.

Den Narren geht der Hut hoch, wenn sie sehen, wie viel Steuergelder für das komische Maut-System verpulvert werden. Die Narren sagen sich: „O ihr en Berrlien, frooget doch eis Eghner Narra!” Die geben die richtigen Empfehlungen ab: Sie wandeln die Lkw-Maut in eine Leberkäswecken-Maut um; jeder Lkw-Fahrer hat einen bei sich und wirft ihn dem Maut-Einnehmer in den Schoß. Noooch isch a Rua. – Das war die Laufgruppe der Dämonen. Die hatten auch die ganze Infrastruktur für die künftige Vermautung des deutschen Verkehrs dabei: Dawarein Bankdirektor zum Maut-Einnehmer umgebaut, ein Stolpe(r)-Express fuhr schon etc. etc.

Die Laufgruppe der Muckenspritzer stellte sich als Paradiesvögel dar; sie bereiten sich darauf vor, aus dem künftigen Baugebiet „Rosengarten” auszusiedeln und werden an den
Blauen Steinbruch umziehen. Den Vorschlag des Zeitungsmachers, bei den Blauen-Steinbruch-Geistern einzutreten, lehnten sie strikt ab („Ha noo!, mir sand doch en dr Narrazomft!”). Pro Kostüm arbeiteten die eifrigen Bastler und Bastlerinnen zwanzig bis dreißig Stunden. Vor zehn Jahren waren sie schon mal als solch schräge Vögel unterwegs.

Die Griechische Gemeinde Ehingen hat sich erweitert; bisher waren es lauter Matrosen und Kapitäne, jetzt gibt es auch eine große und eine kleine Meerjungfrau. Die haben einen griechischen Namen; und da halfen die altsprachlichen Kenntnisse des Zeitungsmachers nicht; vf hätte auf „Nereiden“ getippt, die gab’s mal, aber so heißen sie heute nicht mehr.

Die Kugele machten sich ihre Gedanken, was mit den per Gesundheitsreform etc. verarmten Rentnern passiert. Sie hatten bereits eine Behelfswohnung entworfen und auf ihrem Wagen mitgeführt (für „unbetreutes Hausen“). Säckchen mit Pillen (für alles!) waren abgefüllt und wurden an alle Notleidenden verteilt. Die Hexen hatten sich fein aufgemacht als Vampire von der Käthra Kuche (einige von ihnen kamen sich als was Besonderes, als die leisure- u nd  upper-class von Ehingen, vor). Ein eigener Wagen glossierte den Umstand, dass sich die Verantwortlichen im Rathaus noch immer schwer tun mit dem Einrichten von Verkehrsringen. Ein anderer Wagen hatte den Fortschritt „Gelber Sack“ zum Thema und zugleich die bange Frage, ob man sich nochmals auf neue Entsorgungsverfahren einrichten muss („etz kommt der gelbe Sack dazu – hoffentlich ist noch a Ruah“!)

Dann gab’s natürlich eine Unmenge Bläser, Pfeifer und Trommler und maskierter Mäschkerla. –

Der Zug benötigte zwei Stunden für seinen Weg durch die Stadt. – Das Wetter war kalt, aber sonnig. Für Verpflegung war an mehreren Stellen gesorgt; auf dem Marktplatz gab’s unter anderem Kiachla und Schupfnudeln mit Kraut und Kigela.        Veit Feger

25.02.2004 | Eine Kirche vergessen

EHINGEN (vf) – Die Stadtverwaltung hat einen neuen Prospekt zur touristischen Werbung für Ehingen anfertigen lassen. Der Prospekt schildert Ehingen in den schönsten Tönen: „Ein herzliches Willkommen“ … „Ankommen und sich gleich wohlfühlen. Dem Prospekt ist ein Stadtplan mit historischen Sehenswürdigkeiten beigegeben. Der Plan weist alle katholischen Kirchen inclusive der nicht besichtigbaren Spitalkapelle auf. Vergessen wurde die evangelische Pfarrkirche an der Lindenstraße. Also: schnell verteilen, damit man auf Steuerzahlerkosten wieder einen neuen Prospekt drucken kann, diesmal dann ohne Benachteiligung der Lutheraner. – Auch sonst ist der Prospekt nicht grade aktuell. Das Kulturzentrum an der Liebfrauenkirche firmiert treu und brav als „Franziskanerkloster“, obwohl die letzten Leute, die zu diesem Orden gehörten, dort vor zwei Jahrhunderten (!) vorkamen.