EHINGEN / STUTTGART (vf) – Im »Theiss-Verlag Stuttgart ist jetzt „Droben im Oberland – Ein Lesebuch über Land und Leute“ erschienen. Der Ehinger Walter Frei, geboren 1936, bis vor einigen Monaten Lehrer am Ehinger Gymnasium und jetzt im Ruhestand, hat über Jahre hinweg die hier veröffentlichten Texte zusammengetragen und jetzt herausgegeben.
Der Band umfasst 320 Seiten; der kartonierte Einband verwendet ein Bild des oberschwäbischen Malers Jakob Bräckle, „Heinzen“, aus dem 1928.
Die ausgewählten Texte (Prosa und Verse) sind recht kurz, zum Teil nur eine Seite lang. Moderne Leser, die alles einfach und ohne Anstrengung haben wollen, müssten also klarkommen.
Zusammengetragen sind die Texte aus einem Zeitraum von etwa zweieinhalb Jahrhunderten. Die Spanne der Autoren reicht von Sebastian Sailer bis zur Gegenwart; „Gegenwart“: Das bedeutet unter anderem den am Bodensee lebenden und von dort stammenden Martin Walser und den in Neufra bei Riedlingen lebenden Werner Dürrson. Ehingen ist mit dem früheren Oberamtsarzt Dr. Michael Buck vertreten.
Das Buch ist gegliedert in Kapitel mit den Überschriften „Oberschwaben von außen und innen“, „Landschafts- und Reisebilder“, „Städteansichten“ und ganz einfach „Die Oberschwaben“.
Eigentlich war es von J. W. Goethe nicht nett, trotz einer Fahrt durch Oberschwaben diesen Landstrich nirgendwo zu erwähnen. Aber einige andere literarische Größen kann Frei nicht nur als Lobredner der Schwaben und des Schwabenlandes ganz allgemein, sondern speziell des Oberlandes anführen: Annette von Droste-Hülshoff, Mörike, Carlo Schmid, Johannes R. Becher, Ludwig Uhland, inklusive Ernst Jünger, dem bei seiner Beschreibung oberschwäbischer Jäger gleich die Weltkriege einfallen. Sie alle erwärmten sich irgendwann in ihrem Leben für diese Landschaft zwischen Bodensee, Donau und Iller und für die Menschen hier, die nicht so sehr durch ihre philosophische oder literarische Originalität (wie einige Unterländer – „der Schelling und der Hegel, der Schiller und der Hauff…“), auffallen, sondern durch ihre Art.
Die Bestimmung der Grenzen des Oberlands wollen wir nicht so ernst nehmen, wie das in der Neuveröffentlichung getan wird; Die Ostgrenze ist eigentlich erst 200 Jahre alt, unser geliebtes Oberschwaben ist aber sehr viel älter.
Die Liebe zum Oberland wurde Walter Frei nicht an der Wiege gesungen. Schließlich stammt er aus Gaildorf im Unterland. Aber 1964, also schon vor 36 Jahren, kam er nach Ehingen, und hier blieb er seitdem, und bleibt wohl auch noch länger, schließlich hat er inzwischen eine herzliche Zuneigung zu Ober-Schwaben entwickelt. Einen schreibenden (und auch ein wenig schauspielernden) Oberschwaben, den Marchtaler Pater Sebastian Sailer, und seine erdichteten Gestalten mimt Walter Frei für die „Theatereien“ in Erbach und Herrlingen seit langem. – Über Jahre hinweg sammelte der g°e°l°e°r°n°t°e Oberschwabe Walter Frei die meist positiven Zeugnisse übers Oberland, und nach längerem Suchen fand er einen Verlag, der die Texte drucken ließ. Der Ruhestand lässt dem Wahl-Oberländer mehr Zeit für sein Hobby, besser: seinen Zweitberuf, das Schauspielern. An 2 – 3 Abenden pro Woche steht Frei auf der Bühne; derzeit probt er zudem täglich 4 Stunden für ein neues Stück. Das Proben ist schon ab und zu öde, aber das Stück macht dem Schauspieler einen Heidenspaß. – Eigentlich würde W. Frei auch gern ein Buch über seine Traum-Stadt Wien schreiben, aber da gibt es schon viel, viel mehr Lobeserhebungen auf dem Markt als über unser, unser geliebtes (manchmal auch nicht so geliebtes) Oberland.
