EHINGEN (vf) – Die Neuerscheinung über Ehingen („Ehingen aber war merkwürdig – Ein Bilder- und Geschichtenbuch der Stadt Ehingen”) liegt vor und kann unter anderem zum Selbstkostenpreis bei der SZ am Marktplatz erworben werden.
Gleich vorweg: Es ist vermutlich das poetischste Buch über Ehingen, das es bisher gab. Die Texte sind kurz (so dass selbst Menschen des Fernseh- und des SMS-Kurznachrichten-Zeitalters es auszugsweise zu lesen vermögen). Alles ist portioniert in kleinen Brocken, so, dass man jederzeit zwischendrin anfangen und zwischendrin aufhören kann, ein Buch zum Drin-Blättern, im besten Wortsinn. Wer‘s partout will, darf‘s natürlich auch von vorn bis hinten durchlesen. Aber wer tut so was heute noch???? – nicht mal der Lese-Fanatiker vf.
Das Schöne an dem Buch ist die Bebilderung. Ganz viel Bilder aus der vorindustriellen, man könnte auch – halb wienernd – sagen: aus der Vor-Ringstraßen-Zeit sind hier gesammelt. Wichtig: Die Druckfarbe ist nicht schwarz, sondern abgetönt, was einen Effekt ähnlich dem Kupfertiefdruck ergibt (Das Verfahren heißt: Duplex- oder Zwei-Ton-Druck). Alles wird und alles wirkt ein bisschen entrückt (manchmal ist’s auch ein bisschen zu dunkel geraten – wo es heute doch so schöne PC-Bildbearbeitungsverfahren gibt). Es ist ein Buch für einen ruhigen Augenblick, sogar vielleicht eines, das selbst beruhigt. Reizvoll ist die Gegenüberstellung der selben Bauten oder Straßen zu verschiedenen Zeiten. Man sieht: Auch eine Stadt ändert sich, nicht so rasch wie ein Mensch, ein Garten, ein Wald. Aber eben auch.
Weil das Gestalterische eine solche Rolle spielt, gehört es sich nicht nur, dass die Autoren erwähnt werden (Alois Braig, Johann Peter Franzreb, Erich Merz, Johannes Lang, Karl Raizner, Rudolf Schrodi, Wolfgang Sigloch, alle in Ehingen lebend, wenn auch nicht unbedingt von hier stammend), sondern auch die Gestalter: die Firma Bertsche & Spiegel, Ulm; Bettina Spiegel stammt aus Ehingen. – Wolfgang Sigloch, Lehrer am Gymnasium, hat sich viel Mühe gegeben mit der Redaktion der Texte und einer guten Proportionierung der Beiträge aus verschiedenen Federn. Gedruckt wurde der fest gebundene 220-Seiten-Band auf 13S-Gramm-Kunstdruck-Papier der Ehinger Papierfabrik Sappi und dieses auch von Sappi gestiftet. Eine Reihe weiterer Sponsoren sind aufgeführt am Schluss des Buches und verdienen Dank. Mit ihrer Hilfe wird das Buch zu einem günstigen Preis (13,50 Euro, also zwei, drei Kino Eintrittskarten) angeboten. Erfreulicherweise sind in der Neuerscheinung nicht nur die guten alten Habsburger genannt, sondern viel mehr die heute so wichtigen Wirtschaftsunternehmen in Ehingen kurz vorgestellt. Die weniger schönen Seiten der Stadt und ihrer Geschichte (wenn man von Gebäuden absieht), sind übergangen. Die gute Stimmung, das schöne Bild (vielleicht manchmal gar: Bildchen) gestört. Wir wünschen allen Lesern viel Anschau- und Lesevergnügen.