STUTTGART / SALZBURG / EHINGEN (vf) – Wer im Internet rumfroscht, kann Entdeckungen machen. Beispiel: Gib einer Suchmaschine den Begriff „Ehingen“ ein, und du erhältst 200 Nennungen; du wühlst dich durch die Nennungen durch und du stößt darauf, dass es an der Uni Salzburg eine durch zahlreiche Veröffentlichungen ausgewiesene Literaturwissenschaftlerin gibt, die aus Ehingen stammt, Dr. Kathrin Ackermann, vf fragte nach.
Dr. Kathrin Ackermann, geboren 1961, war von 1992 bis 1997 Wissenschaftliche Assistentin an der Uni Gießen, seit 1997 ist sie Assistentin am Institut für Romanistik (romanische Sprachen und Literaturen) der Uni Salzburg. – Die Nachfrage bei der in Stuttgart wohnenden Wissenschaftlerin ergibt, dass sie derzeit von ihren Unterrichtsverpflichtungen entbunden ist, um in einem sogenannten Forschungssemester ihre Habilitationsarbeit über Erzählungen in der französischen Literatur zwischen 1760 und 1830 voranzubringen. Die Arbeit soll nächstes Jahr fertig werden. Besteht Kathrin Ackermann dann noch die mit der umfangreichen schriftlichen Arbeit verbundene gesprächsweise Prüfung, dann hat sie die – abgesehen vom Stellenplan einer Kulturverwaltung – schwierigste Hürde genommen und kann mit der Zeit eine richtige Uni-Professorin werden.
Kathrin Ackermann stammt aus einer Familie von Baufachleuten und Lehrern im Raum Ehingen; ihre Eltern leben und arbeiten hier. In Ehingen besuchte Kathrin das Gymnasium und legte 1980 das Abitur ab. – Auf die Nachfrage, ob Lehrer aus dieser Zeit ihr in guter Erinnerung seien, „kommt sofort die Antwort „ja“ und die Nennung der Namen Knöbl, Wax, Teifel, Baiensiefen. Sie waren ihre Leistungskurs-Lehrer und haben Kathrins Interesse an der sogenannten schönen Literatur und an neueren Sprachen auf jeden Fall gefördert. – K. Ackermann studierte Romanistik und Germanistik in Tübingen, Bologna und Bonn und schloss das Studium mit der Magisterarbeit und -prüfung 1987 ab. 1992 folgte die Promotion zum Dr. phil. an der Uni Tübingen mit einer Arbeit, die in dem bekannten wissenschaftlichen Verlag Winter in Heidelberg 1992 erschien: „Fälschung und Plagiat als Motiv in der zeitgenössischen Literatur“. – Seit einigen Jahren ist Dr. Ackermann nun an der Uni Salzburg tätig; ihre Stellen in Gießen und Salzburg hatte sie durch Bewerbung auf Ausschreibungen hin erhalten. In Salzburg darf (oder muss) Ackermann, anders als ein Assistent einer deutschen Uni, sogar Vorlesungen halten. Im letzten Semester las sie über die Geschichte der italienischen Literatur und hielt ein Seminar ab über „Abenteuerromane der Moderne“. Ihre Veröffentlichungsliste im Internet-Eintrag der Uni Salzburg führt Aufsätze an über Autoren wie Italo Calvino, Diderot, Umberto Eco. Als Interessenschwerpunkte sind da genannt „zeitgenössischer Roman in Italien, italienische Barockliteratur, französische Literatur des 18. Jahrhunderts, Beziehungen zwischen Literatur und Musik“ (Besucher früherer Ehinger Gymmi-Konzerte erinnern sich vielleicht an eine vorzügliche junge Flötistin).
K. Ackermann ist Mutter zweier Kinder im Alter von 5 und 6 Jahren und verheiratet; ihr bürgerlicher Name lautet Ackermann-Pojtinger.
Die SZ fragt: Was ist für Sie an Literatur wichtig?
Ackermann: Sie kann eine neue Sicht auf die Welt vermitteln.
SZ: „Bitte zwei Beispiele für solche Literatur.“
Ackermann: „In letzter Zeit haben mich zwei Romane sehr bewegt. Das ist einmal „Elementarteilchen“ von Michel Houellebecque; in diesem Roman geht es um Probleme der Genetik, um Probleme der Formung neuer Menschen; und eine solche neue Sicht der Dinge fand ich auch in einem Roman des gleichfalls zeitgenössischen Autors Ermanno Cavazzoni, ‘Mitternachtsarbeit’.“ Im Internet-Eintrag wird als Interessengebiet von K. Ackermann auch „Gender Studies“ genannt: In diesen „Studien“ geht es um die Stellung von Mann und Frau zueinander, vor allem um ihre Rechte und Möglichkeiten, in der Geschichte und in verschiedenen Kulturen; es ist ein Forschungsbereich, der in den letzten fünfzehn Jahren infolge des Feminismus an Breite gewonnen hat. – Wir bitten Frau Ackermann um nähere Auskunft zu diesem Stichwort und erleben einen kleinen Rückzug. „Gender Studies“ scheinen ein Thema zu sein, das für unsere Gesprächspartnerin nicht mehr so aktuell ist, falls es das einmal war. Das ständige Lamento über die Benachteiligung von Frauen ist ihr inzwischen des Guten zu viel.
Nachtrag August 2024
Dr. Kathrin Ackermann ist inzwischen Professorin an der Uni Salzburg und hat einiges Weitere veröffentlicht.