UNTERMARCHTAL / MÜNCHEN (vf) – In der Serie „Stationen“, Untergruppe „Donauklöster“, zeigte das Dritte Programm des Bayerischen Fernsehens am Dienstagabend einen in Zusammenarbeit mehreren Sendern entstandenen dreiviertelstündigen Film über das Mutterhaus Untermarchtal und die diözesanen Vinzentinerinnen.
Die Ehinger SZ hat die Sendung angekündigt und vom Entstehen des Films berichtet. – Der zusammengefasste Eindruck des Film-Beobachters vf: Hier wie fast durchweg im Fernsehen heute lautet die Regel für egal welche Produktion „Infotainment“, das heißt: Kombination von Entertainment (Unterhaltung) und Informationen, wobei der Akzent massiv auf dem Element „Entertainment“ liegt. – Die aufzähl- und berichtbaren Informationen des Kloster-Films hielten sich in Grenzen; Wir hören, wie viele Untermarchtaler Vinzentinerinnen es gibt, dass sie in verschiedenen sozialen Einrichtungen an zahlreichen Orten tätig sind, dass ihre Oberin von einem vierköpfigen Beirat unterstützt wird und dass wichtige Hinweise für ihre Arbeit von zwei männlichen französischen Heiligen des 17. Jahrhunderts stammen. Das war’s fast schon – nicht viel bei einer Dreiviertelstunde Sendezeit. – Der Zuschauer erfuhr nichts über das Alter der Vereinigung, nichts über die Form des Beitritts, nichts über die besondere Art des Beitritts-Versprechens (des „Gelübdes“, das in dieser Kongregation im Gegensatz zu anderen vergleichbaren Vereinigungen jährlich erneuert wird, was strenggenommen heißt: auch jedes Jahr widerrufen werden könnte). Wir hören nichts von dem – zumindest früher – höchst wichtigen männlichen Geistliehen mit dem Titel „Superior“ (der „Obere“, der „Vorgesetzte“, nicht etwa: der „Berater“), wir hören nichts davon, wie diese Frauen zu ihren stattlichen Gebäuden und Flächen gekommen sind. Wir hören nichts davon, wie alt die Leiterin („Generaloberin“) ist, wie lang sie schon im Amt ist, ob sie abgewählt werden kann, was sie früher für einen Beruf hatte, wir hören nichts von Problemen, die es in einer solchen Vereinigung ja vermutlich auch gibt (zum Beispiel Überalterung, mangelnder Nachwuchs, Unter- und Nebenordnung, Kinder- und Sexualitätsverzicht). Das ganze Mutterhaus scheint eine -wunderbar heile Welt zu sein, angesichts derer sich jeder fragen müsste: Warum wächst diese Vereinigung nicht rapid, warum geht statt dessen die Schwesternzahl zurück?
Der Film hat ziemliche Längen, zugunsten des Elements „Unterhaltung“: Wir „dürfen“ (eher: müssen) relativ lang zusehen, wie die Ordensfrauen in ihrem „Wetten-dass-Auftritt“ Brote schmieren und nachher amüsiert den Fernsehfilm anschauen, wir müssen lange mitanschauen, wie Jugendtagsbesucher per Kanu über die Donau heranschippern (das war zwar nur ein winziger Prozentsatz der Zubewegungs-Verfahren, aber ein „telegener“). Sehr lang erzählt die Leiterin
der kleinen Gruppe früherer Obermarchtaler Salesianerinnen von der Aufnahme ins Mutterhaus Untermarchtal. – Der Fernsehtexter äußert hier beiläufig den üblich-falschen und üblich-beschönigenden Satz, dass das Stift Obermarchtal „der Säkularisation zum Opfer fiel“ (nein! Es fiel der regulären französischen, württembergischen und ,thurn-und-taxis‘schen Regierung „zum Opfer“, die sich hier, wie auch andernorts, auf eine Stufe mit Räubern stellten).
Die Sendung war über weite Strecken mit verschiedenartigster Musik unterlegt: Rock, Tango, gehobene Klaviermusik etc. Dem Betrachter (und dies falls Zuhörer) vf blieb hier (wie freilich auch sonst in vielen Fernsehsendungen) (unerfindlich, was Musik und Filmthema mit einander zu tun hatten (davon abgesehen, dass Informationsaufnahme, – Verarbeitung und –speicherung durch gleichzeitiges Ertönen von Musik bei nur ganz wenigen Menschen wachsen). Dem Betrachter vf gefiel an diesem Film ein Ausschnitt aus dem Film-Teilstück „Esslingen“. Hier wurde (neben der Jugendtags-Organisation) der“ einzige Tätigkeitsbereich einiger Ordensfrauen näher geschildert: Zwei von ihnen kümmern sich in einer früheren Gaststätte mit bewundernswerter Menschenfreundlichkeit um Penner, die für sie – wie es für Christen sein sollte- ebenfalls Gottes Geschöpfe sind. Diese beiden Frauen zeigten nicht den Schein ausdrücklicher Heiligkeit, der sonst in dieser Sendung öfters ins Auge fiel. Schön für diese zwei christlichen Frauen ist sicher, dass infolge ihres freundlichen Zuspruchs einer ihrer Schützlinge (einer von ganz wenigen) seinen umständlichen Selbstmordplan per Dauer-Suff aufgab. – Das Thema der nächsten „Stationen“-Sendung, am 29. 1.: „Im Land der Mormonen“.