02.11.2001 | Ehinger freuen sich mit Albin Beck über sein neues Buch

EHINGEN (vf) – Dass „normale Leit en Ehgna da Albin meget“, sah man am Mittwochabend in der Schalterhalle der Raiffeisenbank: Gegen zweihundert Personen fanden sich zur Vorstellung eines weiteren Mundartbuchs aus der Feder des früheren Raiba-Chefs Albin Beck ein.

Dass „normale Leit“ den Ruheständler aus der Jahnstraße „meget“, wird seinen Grund wohl darin haben, dass er trotz Erfolgen als Bänker und inzwischen auch als Schriftsteller keinen Grattl entwickelt hat, dass er weder durch Trendsport, noch Auto-Typ noch Wohnhaus-Form oder Gestik seine Besonderheit zeigen will.

Ein Teil des literarischen Erfolgs von Albin Beck verdankt sich wohl auch dem Umstand, dass er in seinen Texten gern den Grattl seiner Zeitgenossen, den der gebüldeten wie den der Wenigergebüldeten, aufs Korn nimmt. Das tat er auch am Mittwoch mit von ihm vorgetragenen Texten: Er amüsierte sich da über die neue Wertschätzung des Mosts, eine Wertschätzung, die früher, als jeder Bauer mostete, noch nicht üblich war.

Bankvorstand Fritz Lehmann leitete den Buchpräsentations-Abend ein und betonte die Weitläufigkeit der Ehinger Raiba: Sie werbe nicht nur für schwäbische Texte ihres früheren Chefs; sie lasse auch, wie an diesem Abend, chinesische Musiker spielen (das Trio HuangDi interpretierte drei Sätze aus Beethoven-Kompositionen). Lehmann schloss sein Grußwort mit dem schönen Goethe-Satz, die Welt biete uns viel Zerstreuung; wir aber sollten lesen, um uns zu sammeln (vf meint: 0 Maale, wenn‘s no oft so wär‘).

 Marlies Grötzinger, Pressereferentin bei der Biberacher Landkreisverwaltung und selbst literarisch interessiert, war von Beck um eine Ansprache gebeten worden, so erzählte sie jetzt, und sie habe sich, entsprechend dem Titel der Neuerscheinung („Ma muss au Ja saga könna“), dieser Bitte nicht versagt. Sie äußerte dann nur Lobendes über Becks Texte. Die Zuhörer erfuhren, dass Beck nicht nur schwäbischeGeschichten, sondern auch hochdeutsche Gedichte verfasst (die bisher nicht veröffentlicht sind) und dass die literarische Laufbahn des 66-Jährigen vor zehn Jahren mit einem schwäbischen Text in der Wochenendbeilage der Schwäbischen Zeitung begann.

Albin Beck selbst erzählte, er habe eigentlich gar keine weiteren Bücher veröffentlichen wollen, sei aber nun doch froh über das Erscheinen eines dritten Bandes, weil die gerade genannte Wochenendbeilage keine schwäbischen Texte mehr veröffentliche. Er trug dann drei von den dreißig neuen Gschichtla seines dritten Buchs vor. Alle drei Bücher enthalten  kuriose Alltagsgeschichten, alle neunzig, so der Autor, beruhten auf wahren Begebenheiten.

In den drei vorgetragenen Texten ging es ums Mosten, dann um Silikon, das manche Frauenkörper schöner macht, aber die Frage aufwirft, ob das Silikon nun ein Teil des Körpers oder nur ein technisches Hilfsmittel ist, und dann eine Geschichte über die angebliche Gefährlichkeit von Mikrowellenherden. Da ‘Nochbers Katz’ 17 Jahre lang das Garen des Familienbratens vor dem Herd-Fenster sitzend beobachtet habe, könne es mit der Gefahr nicht so weit her sein. In der Most-Geschichte bekamen auch Zeitungsschreiber ihr Fett ab, als „Rumschmierer“. „Merke!“ (würde Johann Peter Hebel jetzt sagen): Wenn’s nicht gefällt, ist’s ‘rumgeschmiert. Wenn’s der jeweiligen Eitelkeit gefällt, nicht.

Noch ein augenzwinkerndes Bekenntnis aus dem Nähkörbchen Becks: Es sei ihm bisher nicht gelungen, eine heitere Geschichte über die Fasnet zu finden, die Fasnet sei einfach zu ernst.

Der Chef des Tübinger Silberburg-Verlages, Titus Häussermann, nannte die ersten beiden Beck-Bücher die erfolgreichsten Mundartbücher überhaupt; sie erreichten jeweils Auflagen von  über zehntausend Exemplaren; das sei für Mundarttexte mit ihrem begrenzten Verbreitungsgebiet verblüffend viel.

Launig nannte Häussermann als wichtigstes Handwerkszeug eines Verlegers die Peitsche: Mit ihr treibe er gute Autoren zur weiteren Produktion an. Albin Beck habe seiner, Häussermanns, Forderung nach einem weiteren Büchle nachgegeben mit dem Satz „Ma muss au Ja saga könna“. Der Satz lieferte auch gleich den Titel für Beck-Band Nummer 3. –  Häussermann war so souverän, seine wirtschaftliche Situation als Verleger wie ein richtiger kleiner Selbständiger darzustellen, und warb heftig für den Kauf der Neuerscheinung; man solle sich gleich mit zwanzig, dreißig Stück für Weihnachten und etwelche Geschäftsfreunde eindecken. Abschließend servierte die Bank Schmalzbrote und Getränke – leider nicht, wie Fritz Lehmann bedauerte, auch das neue Modegetränk Most.