NASGENSTADT (vf) – Von gestern, 12 Uhr, bis morgen, Sonntag, 18 Uhr, läuft in der alten Schule des Orts eine sogenannte LAN-Party oder Netzwerk-Session. Veranstalter ist der örtliche Computer-Club. – Beteiligt sind etwa dreißig junge Leute. So genau lässt sich die Zahl nicht bestimmen, weit jemand zwischendrin hinzustoßen oder einer sich auch vorzeitig verabschieden kann.
Sämtliche Teilnehmer bringen je einen vollständigen Computer mit (also Bildschirm, Rechner, Tastatur, eventuell auch noch zusätzliche Kabel). Der Computerclub verfügt über bestimmte Geräte („Switches“) und Kabel, mit denen die Geräte vernetzt werden. So können dann jeweils Gruppen gegeneinander antreten. Gespielt wird vorzugsweise das Computer-Spiel „Counter Strike“ in seiner erlaubten deutschen Version. Counter Strike gibt es seit etwa drei Jahren, so Oliver Ströbele vom Computerclub Nasgenstadt (CCN). Meist bleibt ein neues Spiel ein halbes oder ein Jahr „trendy“ und wird dann durch ein neues Spiel abgelöst. „Counter Strike“ hat eine unter Computerspiel-Fans bisher erstaunlich lange Lebensdauer, weil es spannend ist und unter anderem auch Team-Arbeit erlaubt, ja fordert. Wie viele andere Computerspiele ist es ein Kampfspiel, in dem verfeindete Gruppen (Terroristen und AntiTerroristen) gegeneinander antreten. „Einer allein hat in diesem Spiel gar keine Chance,“ meint Oliver Ströbele. Üblich sind Spiel- oder Kampf-Teams von etwa sieben Leuten.
Am gestrigen Abend wurde bis Mitternacht gespielt, dann war Schluss, weil das Spiel öfters Begeisterungsausbrüche auslöst, weil der Raum über dem „Kampfplatz“ bewohnt ist und der Bewohnerin Nachtruhe möglich sein soll. Bis auf einige Bewacher gehen die Teilnehmer zum Schlafen nach Hause. Am heutigen Samstag und am morgigen Sonntag geht es je um 9.30 Uhr weiter. Schluss ist am Sonntag um 18 Uhr.
Selbst begeisterte Spieler werden zwischendurch mal hungrig. Die Teilnehmer bringen ihre Verpflegung mit, in der Küche der Alten Schule dürfen sie ihre mitgebrachte Pizza aufwärmen lassen. Fürs In den-OfenSchieben sind einige Party-Teilnehmer vorgesehen, dies deshalb, damit auch in der Küche alles seinen geregelten Gang geht und am Schluss der „Party“ nicht viel aufzuräumen ist.
Das beliebte Spiel „Counter Strike“ gibt es in verschiedenen Versionen. Die amerikanische, drastischere Version ist in Deutschland vom Jugendschutzgesetz verboten. Computer-Kampfspiele sind nach dem Erfurter Amoklauf mehr als bisher in Verruf geraten, weil der dortige Massen-Erschießer solche Spiele spielte. Die vom Gesetzgeber verbotenen Spiele sind auch in der Nasgenstadter Schule untersagt. Wer sich schriftlich anmeldet, muss erklären, dass er sich an diese Regeln hält; wer unangemeldet hinzukommt (was in gewissem Umfang möglich ist), wird auf die Vorschriften hingewiesen. Es kam schon mal vor bei früheren solchen „Partys“, dass Mitglieder der Vorstandschaft auf die Einhaltung der staatlichen Vorschriften dringen mussten.
Zusammenspiel auch im Internet
Welche Bedeutung Computer-Spielen vor allem bei jungen Leuten heute zukommt (und wovon sich Gruftys der Verfasser dieses Berichts, bisher wohl nur einen unzureichenden Begriff machten), das ergibt sich aus folgender Beobachtung, die uns Oliver Ströbele nennt: Ständig spielt etwa eine halbe Million Menschen weltweit per Internet „Counter Strike“ miteinander, ebenfalls je in Gruppen. Das Internet ermöglicht solche Formen von Zusammen-Spiel.
Die vorbereitenden Arbeiten für das Turnier in Nasgenstadt gestern Vormittag dauerten etwa anderthalb Stunden. Diese Arbeit bestand vor allem im Aufstellen von Tischen und Stühlen; ab 12 Uhr trudelten dann die Teilnehmer ein, stellten ihre PCs auf und sind dann recht rasch im Spiel.
Die Wochenzeitung „ZEIT“ hat am 1. August einen ganzseitigen begeisterten Bericht über die neuen LAN-Parties veröffentlicht, mit zahlreichen Aussagen, die sich mit denen unseres Nasgenstadter Gewährsmanns decken. Zum Vorwurf, Counterstrike fördere Gewalt, meinen in dem ZEIT-Text Computer-Fans: „In jeder Disco und bei jedem Fußballspiel gibt es mehr Schlägereien als bei einer LAN-Party. Das Schlimmste, was hier passiert ist eine Rempelei, wenn einer dem Computer eines anderen zu nahe kommt. Wie bei anderen Athleten gilt auch bei den .S-Sportlern’: .Keine Macht den Drogen’. Denn Alkohol oder „Gras“ senken die Reaktionsgeschwindigkeit
Wahlkandidatin kündigte sich an Besonderheit diesmal: SPD-Bundestagskandidatin Hilde Mattheis wollte gestern Abend vorbeischauen und sich mit einigen Teilnehmern über die Problematik von Spielen wie Counter Strike unterhalten. Die SZ wird berichten.

Netzwerk-Spieler gestern Nachmittag in der alten Nasgenstadter Schule. – Foto: Oppermann