01.08.2000 | Ähnlichkeit mit dem Sensenmann nicht beabsichtigt

EHINGEN (vf) – Das Geheimnis ist teilweise gelüftet. OB Krieger verteilte am Donnerstagabend ein Foto vom Entwurf für den Brunnen am Ex-Franziskanerkloster. Die SZ veröffentlichte das Foto. Der Entwurf stammt von dem teils in Ehingen, teils in Dieterskirch tätigen Künstler Ludwig Lüngen.

Der Verfasser dieser Zeilen stellte im Gespräch mit verschiedenen Bild-Betrachtern fest, dass der Entwurf des heiligen Franz sie an vergleichsweise geläufige Darstellungen des „Sensenmannes“ aus dem späten Mittelalter und der Romantik (Stichwort „Totentanz“ von Alfred Rethel) erinnert.

Vf befragte Ludwig Lungen zu dieser Einschätzung.

Lungen: „Ich hatte bei der Herstellung des Entwurfs keine Absicht in Richtung „Todessymbol“ oder „Memento mori“ (Redaktion: „Gedenke, dass du sterblich bist“). Aber ich habe nichts dagegen, wenn der Betrachter so etwas assoziiert.“

Lüngen weist darauf hin, dass die Figur aus einem eigentlich leeren Gewand besteht. Damit möchte er auf die Geistbestimmtheit des Heiligen Franziskus hinweisen. Andererseits möchte Lungen durch die im Armbereich wallende Gewandung eine Assoziation zum Barock herstellen, zum Barock deshalb, weil das einstige Ehinger Franziskaner-Kloster in der Barockzeit gegründet und die Liebfrauenkirche in dieser Zeit gebaut wurde; in ihr gibt es durchaus die Darstellung von Heiligen in Kutte und wallenden Gewändern.

Dass der Heilige gewissermaßen auf dem Boden sitzt und nicht, wie sonst in der europäischen Kunstgeschichte fast durchweg, stehend dargestellt ist, – diese Konzeption der Figur hat Lungen absichtlich gewählt und will damit die Erdverbundenheit und die Vergänglichkeit, auch eines heiligmäßig lebenden Menschen, andeuten. (Rest fehlt)

Bild: Christina Kirsch, SWP, lange nach dem SZ-Text fotografiert