EHINGEN (vf / op) – Das Internet erschließt neue Horizonte. Aber wer neue Horizonte erschließt, schafft auch ein Mehr an Wahlmöglichkeiten: Die Franzosen nennen das „Behinderung durch Überangebot“. – Wir haben im Internet mittels Suchmaschine den Begriff „Ehingen“ suchen lassen und etwa achthundert Verweise festgestellt – zu viel, um sie alle in einen Zeitungsartikel zu packen und fast zu viel schon, um auf alle auch nur einzigen Blick zu werfen und die Wichtigkeit zu überprüfen. Aber auch eine Auswahl der Internet-Einträge ist nicht uninteressant.
Die Suchmaschine führt uns nicht nur in Deutschland herum, sondern auch nach Russland und in die USA.

Dr. Birgit Meerholz-Härle
Munderkingerin erforscht das Erlernen von Fremdsprachen
Gefreut haben wir uns in der Redaktion, dass wir durch unsere Internet-Suche auch auf eine interessante Munderkingerin gestoßen sind. Und das gibt gleich eine Geschichte über Umwege im Internet. Da lesen wir also, dass eine Dr. Birgit Meerholz-Härle ihr Abitur in den 80er Jahren in Ehingen ablegte, dann immerhin in den USA den Doktortitel (Ph. D.) erwarb und inzwischen an der Uni Leipzig unterrichtet und forscht. „Härle?“ – „Härle?“ fragen wir uns in der Redaktion. Das klingt nach Ehingen. Aber kein Härle in Ehingen kennt eine Birgit mit diesem Nachnamen. – Birgit Meerholz-Härle erscheint auf einer „Seite“ der Uni Leipzig mit Foto, Lebenslauf, Verzeichnis der wissenschaftlichen Schriften und Tätigkeiten, Adresse und Telefonnummer. Wir rufen an und erfahren so, dass sie aus Munderkingen stammt; ihre Mutter ist dort seit vielen Jahren Frauenbundsvorsitzende. Wir freuen uns, dass eine Munderkingerin auf der Karriereleiter aufsteigt, und wir wünschen uns, dass sie in ihr nächstes „Curriculum vitae“ (Lebenslauf) auch den Abstammungsort Munderkingen einfügt.
Eine – zunächst – unauffindbare Künstlerin
Eine in Ehingen 1959 geborene Frau war in New York künstlerisch tätig, dann wieder in Deutschland – und niemand in Ehingen weiß etwas von ihr. Kann‘s so was geben?? – Ja, es gibt’s, genauer: es gab. Bis wir in einer SZ-Ausgabe fragten; Wer kennt Helga Griffiths? – Darauf meldete sich die Gesuchte sofort, aus der Gegend von Frankfurt, wo sie heute lebt; ihre in der Heimat Sauggart lebende Schwester hatte sie auf unsere Suche hingewiesen.
Namensregister und Stammbäume sind ein häufiger Anlass, das Wort „Ehingen“ im Internet aufzustöbern. So lesen wir beispielsweise, dass ein polnischer Bürger namens Jan Wajszczuk während des Dritten Reichs nach Ehingen deportiert wurde und hier 1948 starb. Sein Abkömmling Bruno, geboren 1946 in Ehingen, wurde später in Youngstown, Ohio, Polizist. Er hatte weitere
Geschwister, teils in Ehingen, teils in Schelklingen geboren, die in den USA groß geworden sind.
Hausen ob Allmendingen -bei Ehingen
Über das Stichwort Ehingen finden wir auch den Weg zu Ralf Leichtle aus Hausen ob Allmendingen, er nennt den Ort nämlich zusätzlich „bei Ehingen“. Ralf stellt sich im Internet als 15 Jahre alter Achtklässler der Hauptschule Allmendingen vor (inzwischen ist er 17). Wer ihn kennen lernen mochte, soll ihn einfach anrufen, notiert er.
Übers Internet erfahren wir auch, das Bernd Sommer, 1969 in Ehingen geboren, in Ulm sein Elektrotechnik-Studium mit dem Diplom abschloss und seit 96 wissenschaftlicher Mitarbeiter am „LOMI“ ist (was immer das sein mag). Ob der Eintrag noch gilt, wissen wir nicht. Ab und zu wird eine Internet-Seite so überholt wie die sprichwörtliche „Zeitung von gestern“
Wasserkäfer-Forscher an der Uni Bayreuth
Wer weiß in Ehingen schon, dass ein Professor für „Tierökologie“ an der Universität Bayreuth 1951 in Ehingen geboren wurden? – Konrad Dettner interessierte sich schon als Junge für Wasserkäfer und erforschte später Eigentümlichkeiten solcher Tiere in seiner Doktorarbeit. 1985 legte er eine Habilitationsarbeit über die chemische Abwehr bei Käfern vor. Seine wissenschaftlichen Interessen reichen aber, wie ein Blick ins Internet ergibt, weiter. Kann jemand der Redaktion sagen, was Dettner sonst noch mit Ehingen zu tun hat?
Miriam Theresia Schwabe ist ebenfalls in Ehingen geboren, 1973, und lebt inzwischen in Ulm (wenn nicht der Internet-Eintrag, wie so oft, überholt ist und nicht aktualisiert wurde). In ihrer Freizeit schreibt sie Kurzgeschichten und Gedichten.
Auf Ehingen stoßen wir auch in einer Darstellung der Bischöfe der Diözese Rottenburg. Einer von ihnen führte als Geistlicher in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts eine damals reichsweit bekannt gewordene Bewegung katholischer Priester gegen den Zölibat an – später ließ er das sein und wurde Bischof.
Wer rasch Näheres über einen aus Ehingen stammenden bedeutenden Chemiker erfahren will, Prof. Dr. Fritz Vögtle, Bonn, hat es mit dem Internet leicht. Sein Leben wird auf einer „Seite“ der Uni Bonn ausführlich vorgestellt (die Ehinger SZ hat den Automechaniker-Sohn schon früher gewürdigt, ebenso wie den ursprünglichen Zölibatsgegner Bischof Lipp). Wer mehr über den aus Ehingen stammenden Ulmer Rechtsanwalt Gerd Lenuzza (geboren 1960) erfahren will, kann ebenfalls aufs Internet zugreifen.

Solch hübsche Hunde’
Das Internet führt, uns auch auf die Spur der Dintenhofer Hundezüchter Dagmar und Michael Klein, die im Internet Züchtungserfolge vorstellen.
Silke ist in Harvard
Aus dem Internet erfahren wir auch – wenn der Eintrag nicht überhört ist – dass die aus Ehingen stammende Silke Beck aus Ehingen derzeit in Cambridge / Massachusetts (USA) studiert. An-mailen kann man sie über eine Adresse der Harvard-Universität. Die Politikwissenschaftlerin Silke Beck steht auf einer „Site“ der Uni Bielefeld und auch der letzte (zwei Jahre alte) Nachrichtenstand Internet: „1999 – 2000 Forschungsstipendium an der Kennedy-School of Government an der Harvard-Universität.“
Die Reste eines Aufklärers
„Nachlass Johann Caspar Ruef“. Jemand, der kundig in Ehinger Heimatgeschichte ist, weiß vielleicht, dass einer der bedeutendsten Vertreter der sogenannten katholischen Aufklärung im Deutschland des 18. Jahrhunderts aus Ehingen stammte: der Zeit Schriftenherausgeber und Freiburger Uni-Professor Johann Caspar Adam Ruef (1745 – 1835). Übers Internet erfahren wir, dass eine ganze Menge „Akten“ von seiner Person und über sie existieren, im Freiburger Universitäts- Archiv. Die „Bestände“ über Ruef benötigen dort fast einen Meter Regal, aufgeteilt in hundert Einheiten. Kurz zur Person: Ruef besuchte als Jugendlicher das einstige Benediktinerkolleg in Ehingen (aus diesem Kolleg wurde das Ehinger Gymnasium). In der Universitätsstadt Freiburg gab er unter anderem aufklärungsfreundliche Zeitschriften heraus, von 1782 bis 88 den „Freymüthigen“, bis 1793 die „Beiträge zur Beförderung des ältesten Christenthums und der neusten Philosophie“. An dem Titel .Ältestes Christenthum“ lässt sich erkennen, dass die Aufklärung unter anderem zu einer neuen Ein- und Wertschätzung des Urchristentums führte. – Dass die Zeitschrift Ruefs 1793 ihr Erscheinen einstellte, hatte auch damit zu tun, dass nach 1789 die monarchisch regierten Länder rund um Frankreich (auch Habsburg, zu dem damals Freiburg gehörte) Aufklärung und Revolution {nicht ganz zu Unrecht) in eins setzten und bisher geduldeten oder gar geförderten Aufklärungs-Bestrebungen diese Duldung oder Förderung entzogen.
Noch eine Künstlerin
Das Internet führt uns auch zu Michaela Jakob, geboren 1967 in Ehingen, Abitur 1988 in Ehingen. Nach einer dreijährigen Tätigkeit an der Ehinger Realschule in den 1990er Jahren kümmerte sie sich um ihre Söhne, war aber auch künstlerisch tätig. Bilder von ihr waren bereits einmal in Ehingen („Die Brille“) ausgestellt. –
Auf einem Hof bei Ehingen lebt Maria Gaißmaier; sie malt und überträgt ihre Blumen-Aquarelle gern auch auf Stoffe. Den Hinweis auf M. Gaißmaier fanden wir im Internet auf der Website „Schlesisches-pfauenauge.de” Ehingen taucht im Internet auch als Thema einer Diplomarbeit an der Fachhochschule Nürtingen auf. Dort hat im Sommersemester 1998 Irmgard Härle zu diesem Thema verfasst.