BOGOTA / EHINGEN (vf) – Wer im Internet herumsegelt und entsprechend fragt, kriegt auch mal interessante Antworten. Beim Surfen stießen wir auf die .Homepage“ von Sebastian Krieger, derzeit in Bogota / Kolumbien. Der Sohn des Ehinger Oberbürgermeisters stellt sich auf „sebastiankrieger.de„ vor. Er verrät ein bisschen etwas von sich; vor allem aber enthält seine „Site“, wie bei vielen anderen Sites der Fall, eine e-mail-Adresse; wir schickten unsere Fragen an S. Krieger nach Bogota, und erhielten eine freundliche, ausführliche Antwort.
Da es ja noch nicht alltäglich ist, dass ein Ehinger in Bogota studiert, geben wir ein bisschen von dem weiter, was uns S. Krieger antwortete. Seien wir ehrlich: Wir interessierten uns nicht nur für Nachrichten aus einem fernen Ort im fernen Südamerika; das Interesse ist größer, wenn die Nachricht vom Sohn des Ehinger OB kommt. Zunächst ein paar biographische Angaben aus der von Sebastian Krieger selbst gebauten Website. – Krieger wurde 1979 in Sigmaringen geboren. Laut .Homepage“ ist er „in Ehingen, einer kleinen Stadt“ im Südwesten Deutschlands aufgewachsen. Er legte die Abiturprüfung an der Urspringschule ab und erwarb dort zugleich den Gesellenbrief im Schreinerhandwerk. Seit 1999 studiert er Betriebswirtschaftslehre an der Uni Eichstätt-Ingolstadt, seit Januar 2002 an der katholischen Franz-Xaver-Universität in Bogota, Kolumbien.
S. Krieger gibt auf seiner Homepage an, wo er überall bereits Praktika absolvierte. Es klingt gut, wenn einer in diesem Aber schon in Jakarta war und in Johannesburg / Südafrika – in Johannesburg ist die Zentrale des in Ehingen vertretenen Papierkonzerns Sappi und dort schnupperte Krieger Büroluft.
S. Kriegers Selbstdarstellung hat verschiedene „Kapitel“; er macht nicht nur Angaben zur Biographie, sondern benennt uns auch Freunde, Interessen und Abenteuer, die er erlebte („biography, friends, interests, adventures“). Die Freunde: das sind vor allem Mitschüler aus Urspring, aber auch Studienkollegen. Unter seinen „Interessen“ führt S. Krieger unter anderem auf: „Reisen, Bergwandern, Fasnet“, „politische Jugendarbeit bei der Jungen Union und im RCDS“ (einem CDU-nahen Studentenverband), Mitgliedschaft bei einer Junge-Leute-Untergruppierung des Lions-Oubs Ingolstadt, dem „Leo Club llluminaten“ Ingolstadt (vf: dieser „Club“ tragt den Namen der vergleichsweise revolutionärsten Intellektuellen-Vereinigung des 18. Jahrhunderts in Deutschland; ihr Vorsitzender Weishaupt lebte zeitweilig in Ingolstadt).
Vermisst haben wir auf der Interessen-Seite Kriegers einen Hinweis auf das Hobby Angeln, dem S. Krieger im Ehinger Fischereiverein nachging.
Zu den Abenteuern zählt S. Krieger nicht nur das Bergsteigen, sondern auch das Studium in Südamerika. S. Krieger kann aber nicht nur mit Kletterhaken und Sicherungsseil umgehen, er hat immerhin seine Website selbst „gebaut“. Wie viele von uns Grufties können das? Sebastian Krieger ließ sich auf dem Gelände der bogotaischen Jesuiten Universität „Franz Xaver“, an der er studiert, fotografieren und schickte uns per e-mail das Foto zu. Der Weg vom Foto-Platz zum Computer dauert länger als die elektronische Versendung nach Europa.
Nachgefragt
Wir stellten Sebastian Krieger in Bogota einige Fragen. Die Antworten haben wir etwas gekürzt
SZ: Warum entschieden Sie sich für ein Studium in Kolumbien?
Sebastian Krieger: Ich interessiere mich für Internationales Management. Etwa sechzig Prozent der Studenten an der Uni Eichstätt/Ingolstadt gehen nach dem Grundstudium zeitweilig an eine ausländische Partnerhochschule, im Bundesdurchschnitt sind es nur zehn Prozent der BWL-Studenten. Unsere Uni unterstützt solche Auslandsstudien. Außer Englisch wollte ich mich in einer anderen Weltsprache fitter machen. Spanisch wird von über 300 Millionen Menschen in 22 Ländern gesprochen Außerdem Lateinamerika ist „Die herzliche Art der Leute ist sagenhaft nach wie vor ein Wachstumsmarkt.
SZ: Ist Kolumbien nicht gefährlich?
Krieger: Das Image im Ausland ist nicht gerade das Beste. Aber andererseits ist Kolumbien eines der am weitesten entwickelten Länder Lateinamerikas. Trotz der politischen Probleme ist die kolumbianische Demokratie eine der ältesten des Kontinents. Das Land verfügt über eine relativ ausgeglichene Außenhandelsbilanz. Im Gegensatz zu anderen Ländern Südamerikas ist es hier bis heute noch nicht zu einer Dollarisierung der Wirtschaft gekommen, und auf absehbare Zeit besteht diese Gefahr auch nicht. Entwicklungen, wie sie heute Argentinien erlebt, sind momentan hier kaum vorstellbar. Ausländische Direktinvestigationen gelten als relativ sicher, und neben amerikanischen Firmen produzieren hier viele namhafte deutsche Firmen. Es gibt eine breite Mittelschicht im Land – eine Seltenheit in Lateinamerika.
SZ: Wie gefährdet ist man in Bogota?
Krieger: Selbst bei Nacht können die meisten Orte sicher mit Bus oder besser noch mit dem Taxi erreicht werden. In Südafrika oder auch Indonesien wird für jeden Meter, der zurück gelegt werden soll, ein Auto benötigt.
SZ: Was gefällt Ihnen an Bogota besonders?
Krieger: Innerhalb kurzer Zeit habe ich hier Freunde gefunden. Die offene, herzliche Art der Kolumbianer ist einfach sagenhaft. Obwohl die Uni weit größer ist als meine bisherige in Deutschland, ist die Atmosphäre viel familiärer; die Professoren sind sehr hilfsbereit. – Die Menschen hier festen und tanzen gern. Der Karneval in Baranquilla an der kolumbianischen Karibikküste gilt als der zweitbeste der Welt. Es bleibt Ihren Lesern überlassen, welches der Beste der Welt ist, der Ehinger Narrensprung oder der Karneval hier. Ich habe es noch keine Minute bereut, hierhergekommen zu sein. Zudem: Die Uni hier ist nicht so sehr auf Wirtschaftsthemen spezialisiert wie die in Eichstätt-Ingolstadt. Die Franz-Xaver-Universität in Bogota wird von Jesuiten getragen; viele Dozenten hier haben an der Jesuiten-Hochschule Pullach bei München studiert und kennen sich in deutscher Philosophie und Literatur aus.
SZ: Was machen Sie außer studieren?
Krieger: Ich habe mich etwas im Land umgesehen und bin auch auf den Nevado del Tolima gestiegen (5215 Meter). Leider sind nicht alle Teile des sehr schönen Landes zu bereisen. Doch die Hoffnung bleibt, dass sich diese Situation bald zum Positiven ändert. Damit Kolumbien der Welt zeigen kann, welche Schätze es hier hat.
SZ: Wie lange bleiben Sie? Krieger: Ende November endet das Semester; es rufen die Hörsäle in Ingolstadt
