18.11.2003 | Filmaufnahmen: Alemannen auf der Schwäbischen Alb

INGSTETTEN / FREIBURG / STUTTGART (vf) – Am kommenden Freitagnachmittag werden bei Ingstetten Aufnahmen für einen Fernsehkurzfilm gedreht; gesendet wird der vollständige Film am 17. Januar, in der um 19.15 Uhr beginnenden SWR-Reihe „Land und Leute“. – Verwendet werden am Freitag für die Aufnahmen drei Pferde des Reiterhofs „Plenkitten“ (Annette Schmarke und Karl-Heinz Kappelmann). Die Archäologin Dr. Tamara Spitzing ist verantwortlich für diesen Kurzfilm. Sie kennt Schelklingen und sie kannte auch bereits den Reiterhof Plenkitten, weil sie vor zwei Jahren Aufnahmen für einen Film über den Fund einer steinzeitlichen Figur im Hohlen Felsen gemacht hat, Aufnahmen zu einem Film über den sogenannten Löwenmenschen, ein Knochenfigürchen, das als Mixtur aus Mensch und Löwe gedeutet wird. Für den Film hat Spitzing übrigens inzwischen einen Sachfilmpreis der Universität Kiel erhalten.

Die jetzt anstehenden Aufnahmen gehören zur Illustration eines Films über die Waffen-, insbesondere Schmiedetechnik der Alemannen. Diese Schmiedetechnik, so wurde erst vor kurzem herausgefunden, war weit entwickelter, als man bisher annahm. Erkannt wurde das auf einem kuriosen Weg: Ein deutscher Forscher wusste, dass in Japan noch immer die Kunst der Politur, des „Damaszierens“, geübt wird und ließ ein in Süddeutschland gefundenes Alemannen-Schwert in Japan polieren. An einem polierten geschmiedeten Teil kann man einiges erkennen, was mit anderen Untersuchungsverfahren, auch so modernen wie etwa der durch besonders kurzwellige Strahlen, nicht gelingt. Und so kam man also darauf, dass unsere Grufties vor gut anderthalb Jahrtausenden eben weiter waren als bisher angenommen.

Die für die filmische Illustration nötigen Alemannen werden in Ingstetten von drei Männern aus Nordhessen gemimt. Sie gehören zu einer Gruppe von Altertums-Freaks (vielleicht so etwas wie die Mittelalter Gruppe aus Schelklingen), nur haben sich die Hessen auf noch etwas urigere Zeiten und Typen kapriziert. Die Gruppe „Ulfhednar“ achtet auf geschichtliche Treue beider Materialien, die sie verwendet, deshalb habe sie sich auch für sie entschieden, erzählte uns Dr. Spitzing gestern früh am Telefon. Und die Schelklinger erfahren jetzt (falls sie es nicht schon längst wüsten), wie sie sich schnieke und trendy nennen können, nämlich „Re-Enactment-Gruppe“, so steht’s im Schelklinger Gemeindeblatt. „Klingt doch gut, odr it?!“ meint vf. Die Filmemacherin Spitzing ist Jahrgang 57 und hat an der Uni Freiburg im Fach Archäologie mit einer Arbeit über einen römischen Gutshof in Lauffen am Neckar den Doktorhut erworben. Sie ist schon lange journalistisch tätig, vor allem mittels Fernsehfilmen. Sehr erfreut ist sie, dass dieses Jahr in der Serie „Terra X“ ein Film von ihr über das altgriechische Orakel Ort Delphi gesendet wurde. – In ihrer Homepage im Internet erzählt sie von sich, dass sie aus Hamburg stammt, seit über 25 Jahren in Freiburg lebt, dass sie von ihren Eltern den unbedingten Glauben mitbekam, man könne auch als Freiberufler gut durchs Leben kommen, zumal wenn der „Vater Schriftsteller, der Bruder Musiker“ und die Oma „Tänzerin und Ballettlehrerin“ war.