30.04.2004 | Neues Mühlrad und Stufen hinab zur Schmiech

EHINGEN-(sz) -NachdemJahr2005 könnte die Schmiech zwischen Blumenscheinberg und Bundesstraße 465 anders aussehen als heute. Der Technikausschuss des Gemeinderats ist in seiner Sitzung nächsten Donnerstag gebeten, einer Umgestaltung zuzustimmen.

Die Umgestaltung war ursprünglich zusammen mit einem „Ausbau des Blumenscheinberges“ geplant. Nachdem bei einem Spielplatz am Fuß des Berges Bäume gefällt wurden, zieht das Stadtbauamt die Planung für das Schmiech-Gelände vor. Die auf den beiden „Inseln“ im Bach wild gewachsenen Pflanzen sollen gerodet werden, auf der westlichen Insel wird eine Trauerweide gepflanzt, nach einer Uferabflachung wird ein „Röhrichtbereich“ geschaffen.

Zur Erinnerung an die frühere „Lauresmühle“ soll in den Mühlkanal ein Mühlrad eingebaut werden. Beim Blumenscheinberg wird eine Mauer erneuert „und der Bereich zu einer Aussichtsplattform ausgebaut“, wenn die Gemeinderäte zustimmen. „Um die Schmiech besser erlebbar zu machen, soll das Ufer mit Sitzstufen, die bis zum Wasser hinunterreichen, erschlossen werden.  Die Planzeichnung weist die Sitzstufen als sieben Meter breite Terrasse aus.

Die Arbeit ist im kommenden Jahr anlässlich der „Stadtsanierung III“ vorgesehen. Die Höhe der Kosten soll sich laut Stadtbauamt auf etwa 65.000 Euro belaufen. Für die Bauaufgabe „kann mit einer 60prozentigen Förderung gerechnet werden“, ist man bei der Baubehörde sicher.

In einem Buch über Ehingen („Geschichte einer oberschwäbischen Donaustadt“ von F. M. Weber) heißt es: „Im April 1689 vereinbart sich Johann Werz, .Müller vom Unterthor, mit dem Handwerksmeister Johann Braun über den Neuaufbau der Mühle. Um 1810 hat die Mühle Joseph Laure inne. Die Mühle ist jetzt in das Steuer- und Güterbuch eingetragen unter der Bezeichnung ,Bruckmühle, vermutlich weil die 1769/70 gebaute Straße nach Riedlingen nahe der Mühle die Schmiech überquert und Joseph Laure zugleich die öd liegende alte Bruckmühle bestandweise besaß, wohl deshalb auch Bruckmüller hieß. Offenbar von dem Müller Joseph Laure bekam die Mühle den Namen Lauresmühle, der noch heute der gebräuchlichste ist. Auf ihn folgte als Müller Joseph Zimmermann. Heute ist der Müllerbetrieb stillgelegt“, heißt es in dem Buch aus dem Jahr 1955. Foto: Blick auf die zugewachsenen beiden Schmiech-Inselchen, auf denen sich einst das Mühlengebäude befand. Im Vordergrund der steinerne Fest des Mühlenkanals, rechts der Weg zwischen Schmiech und Aldi.

Anmerkungen zum vorstehenden Text durch Walter Schaupp (Ehingen, im März 2024):

Blumenscheinberg ist ein Volksname, richtig heißt er Bruckmühlegässle.

In Ehingen gibt es ein paar Straßen und Gassen/Gässchen/Gässla, die im Volksmund einen Namen haben, aber an diesen Gassen ist kein Straßenschild angebracht ist. Ausnahme: Zitronengässle.

Die Stadtverwaltung erklärt dies so:  Wo keine Häuser/Wohnungen stehen, die dieser Straße/Gasse zugeordnet sind: kein Straßennamensschild. Ausnahme: Zitronengässle. Diese nur noch „alten“ Ehingern bekannten Gassen/Straßen sind das Glockengässle, Straußwirtsgässle, Bruckmühlegässle (Blumenscheinberg) und der Lammberg. In offiziellen Unterlagen sind die Namen so aufgeführt.

29.04.2004 | Martin Walser und andere lesen vor

EHINGEN (vf) – Ehingen ist im Juli der Nabel der Literaturwelt in Baden-Württemberg – kann man schwelgerisch schreiben: bei den „Ehinger Literaturtagen“. Eine große Zahl Schriftsteller kommt nach Ehingen, zu Lesungen und Gesprächen, voran einer der bekanntesten und seit einiger Zeit auch umstrittenen – deutschen Schriftsteller, der Oberschwabe Martin Walser. Er wird an einem Abend im ehemaligen Franziskanerkloster aus eigenen Texten lesen.

Am Freitag, 16 . Juli, stellen sich ab 17 Uhr im Hörsaal des Kollegs St. Josef drei angehende Schriftsteller („literarische Talente“) vor: Iris Carin Herzogin von Württemberg, Jochen Weeber und Gabriele Loges. Um 20.30 Uhr beginnt die Lesung mit M. Walser, moderiert von dem in Leutkirch lebenden Schriftsteller ungarischer Herkunft Imre Török. Martin Walser liest aus seinem druckfrischen Roman „Der Augenblick der Liebe“ (Rowohlt 2004).


Am Samstag, 17. Juli, stellt sich ab 16 Uhr die „Literaturlandschaft Bodensee-Oberschwaben“ im Museum vor, mit Lesungen von Johanna Walser, dem aus Oberdischingen stammenden Karl-Heinz Ott, Peter Blickle und Felicitas Andresen. In diese Lesung leitet Josef Hoben, früherer Ehinger Konviktor und zweiter Vorsitzender des Schriftstellerverbandes Baden-Württemberg, ein.

Um19.30 Uhr heißt es „Literatur in der Kirche“. – Im Rahmen eines Wortgottesdienstes in der Konviktskirche liest Vera Zingsen Texte vor. Konviktsdirektor Kaspar Baumgärtner führt ein.

Um 20.30 Uhr heißt es im einstigen Speisesaal des ehemaligen Konvikts. „Historie und Satire“. Es lesen die Autoren Jürgen Lodemann und Otto Jägersberg. ES folgt in der Kulturbar „KuBa“ am Tränkberg eine Nachtlesung mit Musik (Christof Stählin).

Am Sonntag, 18. Juli, liest ab 11 Uhr morgens im „Schwanen“ Josef Hoben Texte von Abraham a Sancta Clara, Peter Renz liest Texte von Mörike, Imre Török liest Texte von Thaddäus Troll (die rezitierten Autoren werden in diesem Jahre alle mit Jubiläen in Erinnerung zu bringen versucht). Der Vorsitzende des Baden-Württembergischen Schriftstellerverbandes Martin von Arndt führt in diese Matinee ein.

Die „Ehinger Üteraturtage 2004“ sind eine Gemeinschaftsveranstaltung des Verbandes Deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg (VS), der Stadt Ehingen, des Kollegs St. Josef, unterstützt vom Förderkreis deutscher Schriftsteller, vom Friedrich-Bedecker-Kreis, von der Dienstleistungs­gewerk­schaft ver.di und von der Diözese Rottenburg.

Zum Programm gehört auch ein Literarische Schreibwerkstatt für Schülerinnen und Schüler, am Freitagnachmittag. Näheres dazu siehein einem gesonderten Hinweis.

In zeitlicher Nähe zu den Literaturtagen werden wir die Autoren noch näher vorstellen.

Foto: Der berühmteste deutsche Autor mit Wohnort Oberschwaben: Martin Walser, geboren 1927 in Wasserburg am Bodensee, seit 1968 in Nussdorf bei Überlingen lebend. Er hat für seine zahlreichen Romane, Dramen, Essays jede Menge Literaturpreise erhalten, viele seiner Texte sind in zahlreiche Sprachen übersetzt und weltweit gedruckt.   Foto: Archiv

28.04.2004 | Stadtkapelle: Maria und Jesus begegnen sich

OLBIA / MUNDERKINGEN (vf)- Die sardische Tageszeitung „La Nuova“ berichtete über den Besuch der Stadtkapelle Munderkingen in Olbia und deren Mitwirken an der Osterprozession. Italienisch sprechende Mitglieder der Stadtkapelle übersetzten den Text ins Deutsche; Ilona Gennrich leitete uns die Übersetzung zu. Die SZ-Redaktion zitiert daraus.

Zum Ostersonntag gehört in der sardischen Stadt Olbia der Brauch des Incontru“, der Begegnung von Christus- und Muttergottes-Statue. Die Statuen werden von Prozessionsmitgliedern getragen. Die Prozessionen gehen von einer Kirche der Stadt aus, die dem Apostel Paulus geweiht ist.

Die Musikkapelle von Olbia, „Felicino Mibelli“, begleitete die Marienstatue, mit dabei die Frauen der Bruderschaft vom Heiligen Kreuz. Die andere Prozession, mit den Männern der Bruderschaft vom Heiligen Kreuz, hatte bei sich eine Figur des auferstandenen Christus und wurde begleitet von der Stadtkapelle Munderkingen. Die beiden Prozessionen, genau genommen der auferstandene Jesus und seine Mutter Maria, begegneten sich dann der Tradition entsprechend auf der Piazza Regina Margherita (Königin-Margarete-Platz). Dann zogen die beiden Prozessionen gemeinsam zur Paulus-Kirche zurück, wo ein Gottesdienst folgte. Anschließend gab die Stadtkapelle Munderkingen auf der Piazza Crispi ein Ständchen und zog dann durch die Via Regina Elena und über den Corso Umberto.

28.04.2004 | Neuerscheinungen – Bibliotheca Suevica – Jakob Bidermann

EHlNGEN (vf) Ein ungewöhnlicher Abend ist für Donnerstag, 13. Mai, 19.30 Uhr, im ehemaligen Franziskanerkloster angekündigt: die Präsentation von vier Büchern der Reihe „Bibliotheca Suevica“. Die von den Germanisten Ulrich Gaier, Friedrich Pfäfflin, Hans Pörnbacher und Landrat Wolfgang Schürle als Aufsichtsratsvorsitzendem der OEW herausgegeben wird. Zwei der vier Bücher sind Neu- bzw. Erstübersetzungen von Bidermann-Texten.

Zudem Abend laden die OEW, die Uni Konstanz, der Verlag „Edition Isele“ und die Stadt Ehingen ein. Vorgestellt wird die Literatursammlung „Schwabenspiegel -Literatur zwischen Neckar und Bodens« 1000 -1800“; Prof. Dr. Ulrich Gaier, Konstanz, liest einen Text von Jakob Locher aus diesem Band und führt überhaupt in den Abend und in die Editionsreihe ‘Bibliotheca Suevica“ ein.

Der aus Ehingen stammende Jakob Bidermann (1578 – 1639) gilt als einer der bedeutendsten Dichter des Jesuitenordens in der Barockzeit. Von ihm sind jetzt hundert Epigramme, ins Deutsche übersetzt, im Verlag ‘Edition Isele’ erschienen. Die Epigramme wurden ausgewählt und übersetzt von Wilfried Schouwink; die Neuerscheinung enthält diese Epigramme (Kurzgedichte) in Latein und Deutsch. Der Übersetzer wird an dem Abend in Ehingen einige Epigramme vortragen. Der in Ehingen aufgewachsene Germanist Christian Sinn hat zwei Dramen von Jakob Bidermann übersetzt, Cosmarchia und Cenodoxus (letzteres ist eine neue Übersetzung; es gibt frühere Übersetzungen dieses Dramas). Der Übersetzer und Herausgeber Sinn wird einige Partien aus den beiden Dramen gemeinsam mit Walter Frei und Ulrich Gaier vortragen.

(Die Ehinger SZ hat die Neuherausgabe und Übersetzung der „Cosmarchia“ kritisch gewürdigt.)

Holzschnitt: Jakob Locher (mit einer Leier in der Hand) im Kreise der Musen, entnommen einer Veröffentlichung aus dem beginnenden 16. Jahrhundert, wleder abgedruckt in der literaturgeschichtlichen Veröffentlichung „Schwabenspiegel“.

25.04.2004 | Robert Bollow, früher Schmiechen Sammler breitet Funde aus

ALTHEIM / RINGINGEN, / SCHELKLINGEN / SONDER-BUCH (vf) – Steinzeitliche Funde vom Hochstraß zwischen Altheim und Ringingen und von der Blaubeurer Alb werden vom 29. Mai bis 20. Juni im Rathaus Sonderbuch (oberhalb Blaubeuren) ausgestellt. Ihr „Finder“ ist der aus Schmiechen stammende Robert Bollow.

Bollow, Jahrgang 1959, arbeitet als Erzieher im Konradihaus und wohnt seit drei Jahren in Sonderbuch auf der Blaubeurer Alb.

Das Besondere an den Funden: Sie wurden nicht bei systematischen Grabungen entdeckt, sondern beim aufmerksamen Begehen des Geländes. Bollow nennt seine Ausstellung deshalb auch „Umgepflügt“: Die Funde kamen vor allem durchs Pflügen ans Tageslicht. Es hängt dann von Beobachter ab, ob er diese Funde als Überreste einer früheren Kultur erkennt oder nicht.

Natürlich ist nicht alles dem Zufall überlassen: Wer beim Spazierengehen bemerkt, dass sich in einem bestimmten Gelände solche Funde häufen, vor allem Feuerstein-Werkzeuge oder andere Teile, die mit der Werkzeug Fertigung zusammenhängen, der wird auf diesem Gelände natürlich häufiger spazieren gehen und wird genauer auf den Boden schauen Robert Bollow hat in den letzten Jahren auf der Blaubeurer Alb eine ganze Reihe Stellen ausgemacht, in denen sich Funde häuten, Gelände, auf denen also wohl vor Zeiten mal gesiedelt wurde. An Gebäuderesten lassen sich Siedlungen aus der Steinzeit heute meist nur noch schwer nachweisen: Die Holzhütten, die Menschen vor zwei, drei oder mehr Jahrtausenden hier errichteten, sind inzwischen wieder „recycelt“.

Wer solche Funde macht wie Bollow, der darf sie behalten, soll sie aber laut Gesetz der Denkmalsbehörde mitteilen. Bollow tut das. Einzelne, besonders interessante Funde Bollows, so eine durchbrochene Steinaxt aus dem Mineral Amphibolit, sind auch in der wissenschaftlichen Literatur, in sogenannten Fundberichten, beschrieben. Bollow möchte aber auch eine weitere interessierte Öffentlichkeit an den Ergebnissen seiner „systematischen Geländeprospektion“ teilhaben lassen und stellt deshalb die Funde an den Sonn- und Feiertagen zwischen dem 29. Mai und dem 20. Juni je zwischen 10 und 17Uhr im Rathaus seines Wohnorts aus.

Bekanntlich fand vor Jahrzehnten auf den Ackerflächen zwischen Altheim und Ringingen eine größere systematische Grabung unter Anleitung des Landesdenkmalamts bzw. der Uni Tübingen statt. In diesem Gebiet gab es vor etwa zweieinhalb Jahrtausenden oder früher eine Siedlung, die sich über fast einen Quadratkilometer ausdehnte. Etwas Ähnliches hat Bollow auf der Albhochfläche oberhalb Blaubeuren aufgetan. Der steinzeitlichen Siedlung unseres Vorteil des Alb-Geländes: Die Ackerbodenschicht über dem darunter­liegen­den Kalkstein ist vergleichsweise dünn, die Chance, dass Gegenstände menschlicher Arbeit wie Klingen, Tongefäßscherben etc. wieder nach oben gepflügt werden, ist höher als anderswo.

R. Bollow und seine Frau erwarben vor drei Jahren das einstige Gasthaus „Germania“ in Sonderbuch. Das Gasthaus wurde vor hundert Jahren in seiner jetzigen Form erbaut und blieb großenteils im Originalzustand erhalten; das Gasthaus wurde 1964 geschlossen. Bollow fühlt sich im dem alten Gemäuer wohl und baut es schrittweise und zurückhaltend für seine Wohnbedürfnisse um.

Bild:  So stellen sich fantasievolle Zeichner heute das Leben in einer steinzeitlichen Siedlung unseres Raumes vor (aus dem Plakat zur Ausstellung in Sonderbuch).

24.04.2004 | Wir setzen unseren Rückblick ins Frühjahr 1979 – vor 25 Jahren – zurück.

(vf) Wir setzen unseren Rückblick ins Frühjahr 1979 – vor 25 Jahren – zurück. Was gibt’s Neues im Raum Ehingen – soweit es in der Ehinger Heimatzeitung steht?

Ein neues Probenheim wird vom Musikverein Unterstadion eingeweiht. 68 Instrumentalisten unter 18 Jahren und 40 über 18 gehören dem Verein an. Binnen kurzem ist das Probenheim ausgebucht.

Es gibt eine erste „Ehinger Jazznacht“ im März 1979. Einer der Akteure: der junge Vibraphonist Wolf gang Lackerschmid, der jetzt wieder in Ehingen auftrat; er lebt und arbeitet inzwischen schon lange in Augsburg.

Ein Abend mit türkischen Gedichten und Liedern wird von der Ehinger VHS und ihrem noch jungen Leiter Karl-Otto Schöfferle angeboten. Die Ehinger Türken sollen gezielt mit Flugblättern eingeladen werden. Eine Turkologin der Freien Universität Berlin und ein Ulmer VHS-Mitarbeiter werden den Abend gestalten.

Das Forstamt Ehingen war einige Zeit nach Munderkingen verlegt und zieht im Frühjahr 1979 wieder nach Ehingen zurück, in den Wolfertweg.

Einen „Bischofstag“ veranstalten das Ordinariat Rottenburg und das Dekanat Ehingen in der Ehinger Stadthalle.

Ein Flüchtling aus Chile liest im Ehinger Kolpinghaus vor. Veranstalter des Abends ist die Ehinger Amnesty-International-Gruppe. Sergio Vesely, geboren 1952, also damals 27 Jahre alt, hat bereits zwei Jahre Haft und weitere Jahre Verbannung auf dem Buckel. Mit ihm zusammen tritt der junge Ulmer Autor Urs Fiechtner auf, der in Frankfurt den „Friedenspreis der alternativen Buchmesse“ erhalten hat. – In einem weiteren Amnesty Abend im Frühjahr 79 spricht Norbert Lausberg, Tübingen, über Menschenrechtsverletzungen in Argentinien.

Angehende katholische Geistliche werden zunächst zu Diakonen geweiht. Eine solche Diakons weihe findet im Frühjahr 1979 in Ehingen statt, einer der Diakone ist Kaspar Baumgärtner.

Die Pfarrkirche Ersingen soll renoviert werden. Ein Wort mitzusprechen hat der Kirchenbezirk Biberach. Die Synodalen stimmen zu. Geschätzte Kosten im Fall Ersingen: 388.000 Mark. In Kirchen soll eine Reservistenkameradschaft gegründet werden und den alten Kriegerverein wiederzum Leben erwecken. Elektromeister Walter Cremans von der Ehinger Kameradschaft kommt und betont: ‘Wir sind keine Säbelrassler“. – Die Gründung klappt nicht Die aus Unterwilzingen stammende Ordensfrau Maria Ambrosildis Gotterbarm ist seit 15 Jahren zum ersten Mal wieder auf Heimatbesuch. Sie ist Mitglied der Steyler Missionare seit 1952 (Profess-Ablegung 1960 im damaligen Kloster Oberdischingen) und lebt seit 1962 in Argentinien. Sie wurde damals nach dem Sprachenlernen von ihrem Orden an die Katholische Universität Parana zum Volkswirtschaftsstudium geschickt und unterrichtet inzwischen selbst. Ende 1978 wurde sie zum 8. Generalkapitel des Ordens nach Rom berufen und nützte das dann zu einem Besuch in der Heimat. Der gebürtige Grundsheimer Franz Laub, geboren 1906, ist als Missionar und Kirchenbauer in Südwestafrika Ende 78 gestorben und wird jetzt im Frühjahr 79 gewürdigt. Laub hat zahlreiche Kirchen, Missionsstationen und Schulen geplant und miterrichtet. Als 22-jähriger Wagner war er in den Orden der Hünfelder Oblaten eingetreten und war fast fünfzig Jahre in Afrika tätig, bis zu seinem Tod.

22.04.2004 | Draginja Dorpat liest aus ihrem Roman

EHINGEN / AALEN – Die Autorin „Draginja Dorpat” liest am Mittwoch, 5. Mai, 20 Uhr, im Hörsaal des Kollegs St. Josef aus ihrem Roman „Und zu Küssen kam es kaum”. – Der Roman ist vergangenes Jahr im Tübinger Verlag Klopfer & Meyer erschienen und wurde bald darauf in der Ehinger SZ ausführlich besprochen. Ein halbes Jahr nach Erscheinen veröffentlichte V. Hage im Magazin „Der Spiegel” eine geradezu hymnische Besprechung. – D. Dorpat ist das Pseudonym für eine Mittsiebzigerin, die heute in Aalen lebt und einige Jugendjahre in Munderkingen verbrachte, von wo aus sie das Ehinger Gymnasium besuchte. Die Erinnerungen an Munderkingen und auch an das Gymnasium Ehingen machen einen beträchtlichen Teil ihres autobiographisch getönten Romans aus.

13.04.2004 | Suche nach Langsamkeit in Zwiefaltendorf

ZWIEFALTENDORF (vf) – „Mittelalterlicher Markt”, drei Tage über Ostern, neben dem örtlichen Schloss. Ein einstiger Landschaftsgärtner aus der Eifel holt rund achtzig Handwerker und Schausteller, nicht nur aus Deutschland, sondern bis aus Tschechien, in das kleine Dorf an der Donau, für drei leider teils verregnete und kühle Tage. Was sind das für Leute?

Der Verfasser dieser Zeilen dachte sich zunächst: lauter Ausgeflippte. – Das ist nicht ganz falsch – und nicht ganz richtig. Eine Handleserin aus dem Hunsrück, eine unter Dutzenden Akteuren dieses Wochenendes, zeigte dem Zeitungsmacher nicht nur geheime Niederlagen in seinem eigenen Leben auf, sondern auch das, was die Menschen, die ein solches Lager wie das in Zwiefaltendorf mitleben, am ehesten verbindet: „der Wunsch nach einem anderen Leben, nach einem Leben mit mehr Langsamkeit.”

Ja, warum tun sich Dutzende Leute so etwas das Sommerhalbjahr über an? So ziemlich an jedem Wochenende, teils im Zelt übernachtend, teils im Kleinbus. Allenfalls die „Aristokratie” unter ihnen kann sich die Übernachtung im Gasthaus leisten. Der Organisator Karl-Heinz Lieb hätte gern für die paar Tage in Zwiefaltendorf den Gemeindesaal gemietet, damit die Teilnehmer dort günstig übernachten. Das wurde nicht gestattet – auch die Verantwortlichen in Zwiefaltendorf werden ihre Gründe gehabt haben.

Warum also tun sich die Mittelaltermarkt-Fans ihren Lebensstil zumindestens langen Wochenenden an? – Ein Grund ist: Sie kommen heraus aus dem üblichen Leben – in ein Leben, das nicht wie ihr sonstiges oder ihr früheres – im selben Maß weiterhin von der Stechuhr, allgemeiner formuliert: von anderen und nicht von ihnen selbst bestimmt ist.

Die frühere Beamtin auf Lebenszeit, die jetzt die Handlinien liest, lebt heute mit mehr Chancen zur Selbstverantwortung als früher; die Schmuckdesignerin teilt ihre Arbeitszeit in die Herstellung von Schmuck und in die (Schauspiel-)RolIe der Bettlerin auf dem Mittelaltermarkt. Die Buchbinderin aus Stuttgart gestaltet an den Mittelalter-Wochenenden Bucheinbände möglichst originalgetreu.

Der Organisator von allem diesem sind K. Lieb und seine Partnerin Sylvia Gottschild (die Ehinger SZ stellte sie in einem Nachgefragt vergangene Woche vor). Karlheinz Lieb freut sich, dass er eine zwölfköpf ige Gruppe aus dem tschechischen Chomutov (früher Komotau) in Zwiefaltendorf vorstellen kann, die teils als Fahnenschwinger (unser Bild) auftreten, teils als Musikgruppe mit alten Instrumenten und mittelalterlichen Musikstücken. – Derweil steht die Lebensgefährtin des einstigen Landschaftsgärtners im Kassenhäuschen und erhebt den „Wegezoll”. Der könnte an diesem kühlen Ostersonntagnachmittag wirklich höher ausfallen. Sylvia war früher Kinderkrankenschwester.

Die meisten Schausteller dieses  „Markts” hätten wohl in ihren früheren bürgerlichen Berufen bleiben können, aber irgend etwas zieht sie zu diesem anderen Lebensstil. Und so nehmen sie auch seine Nachteile hin, etwa die Unbeständigkeit des Wetters und damit auch die geringeren Einnahmen. – Mit einem solch beschissenen Wetter wie an diesem Osterwochenende rechnet keiner, weder Organisator noch Handwerker oder Speisen-Zubereiter. Bei einem anderen Wetter wären die Besucher in Massen gekommen, wo man doch an den Feiertagen nicht shoppen gehen kann, wo einfach tote Hose ist. (In die Kirche geht sowieso kaum einer, geschweige, wie früher mal, auch in die nachmittägliche Andacht).

Der Veranstalter, 40 Jahre alt, frönt seit anderthalb Jahrzehnten seiner Mittelalter-Begeisterung – vielleicht sollte man eher sagen, seinem Wunsch nach Flucht in eine andere Welt. Kennengelernt hat er das in Frankreich: „Franzosen, Engländer, Tschechen, Polen sind uns mit der Abhaltung solcher Veranstaltungen voraus. Deutschland zieht nach,” resümierter.

Vielleicht liegt diese Verspätung auch daran, meint vf, dass wir in Deutschland noch mehr als andere Länder in Europa gute Gründe haben, eine Wiederauferstehung des Mittelalters zu fürchten. Aber wenn wir mal von Hexen- und Judenverbrennungen absehen, es war wohl doch nicht alles schlecht an dieser vergangenen Lebensform.

Veit Feger

Fotos: 
Karlheinz alias Carotan Lieb ließ seine Brille aus dunklem Horn nach einer spätgotischen Zeichnung anfertigen Tschechische Fahnenschwinger vor dem Zwiefaltendorfer Schloss. – Das ummauerte Freigelände südlich davon war eigentlich ein ideales, weil abschließbares und zugleich grünes Marktgelände – nichts von Asphalt und anderen neuzeitlichem Schnickschnack. Aber es muss auch das Wetter mitmachen, damit die Nachteile eines Mittelalters-Laifschdails nicht ganz so drastisch ausfallen. Fotos, vf

04.04.2004 | Vor 20 Jahren See angelegt- heute Biotop

LAUTERACH / TALHEIM (bur)  Vor zwanzig Jahren wurde im Rahmen der Flurbereinigung wenige hundert Meter westlich von Talheim ein Teich angelegt. Heute wachsen hier dicht an dicht Schiff und andere Wasserpflanzen; der einstige Teich ist zum Feuchtgebiet geworden. – Die Gemeinde Lauterach fragte vor einigen Jahren beim Alb-Donau-Umweltamt nach, ob das „Biotop“ ausgemäht werden solle. Die Zuständigen verneinten.

Die Mitarbeiter der Flurneuordnungsämter sind verpflichtet, im Rahmen von laufenden Verfahren sogenannte Ausgleichsmaßnahmen einzuleiten: Die durch die Neuordnung entstandenen ökologischen Schäden sollen durch die Bepflanzung mit Hecken und Bäumen und das Anlegen von (Feucht-)

Biotopen gemindert werden. Im Fall „Talheim“ führten die Flurneuordner vor zwanzig Jahren ein westlich des Dorfs fließendes Bächlein in einen eigens ausgebaggerten Teich. Oberhalb dieses Sees wurde eine Sitzbank für Spaziergänger aufgestellt.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten entwickelte sich der See zu einem ganz andersartigen „Biotop“: Im Wasser wachsen viele Pflanzen, am Ufer gedeiht das Gehölz; Lebensraum für viele Tierarten ist entstanden, „Libellen und anderes Kleingetier sind dort zuhause“, sagt der Lauteracher Bürgermeister Gebhard Jörg.

Die Flurneuordner übergeben nach Abschluss ihrer Verfahren die von ihnen geschaffenen Biotope der jeweiligen Gemeinde. „Im Regelfall werden die Biotope gepflegt“, sagt ein Mitarbeiter der Neuordnungsbehörde auf Nachfrage der SZ, „entweder von der Gemeinde oder von beauftragten ehrenamtlichen Naturfreunden oder Albvereins-Mitgliedern.- Das Talheimer Biotop soll erst ausgemäht werden, wenn es zugewachsen ist und kein Wasser mehr durchfließt. Mit diesem Eingriff will man dann den Lebensraum für Kleinlebewesen erhalten, sagt Bürgermeister Jörg auf Anfrage.

„Gestern“ und heute: das gleiche Gelände nahe Talheim, mit Blick auf die südlich liegende Obermarchtaler Klosterkirche. Vor zwanzig Jahren eine schone klare Wasserflache, heute zugewachsen und bis in einigen Jahren wahrscheinlich völlig verlandet. Der Zeitgenosse vf fragt sich: Hat man da nicht vor zwanzig Jahren eine Menge Steuergeld rausgeschmissen? Heute redet man verschleiernd von „Biotop“.

Fotos: Links Ehinger SZ-Archiv /  rechts: Burgmaier, März 2004