12.02.2004 | Valentins-Webseiten-Pogrammierer arbeitet in Ehingen

EHINGEN (vf / fe) – Die Ehinger SZ bat gestern um Beiträge zum Thema „Valentinstag“ und erhielt eine Rückmeldung aus dem Ehinger Volksbank, von deren Marketing- und Computerfachmann Ferlesch, der in seinem früheren Heimatort Krumbach in Bayerisch Schwaben speziell mit dem Heiligen Valentin zu tun hatte… und ein bisschen über die von ihm Vorjahren mitgestaltete Website zum Valentinstag noch immer zu tun hat.

Als die damalige Schülerin Uschi Alford vor vielen Jahren im Krumbacher Kirchenarchiv alte Unterlagen über die Überführung einer Reliquie aus Terni / Italien nach Krumbach fand, konnte sie es zuerst nicht glauben, dass es sich um Gebeine eines heiligen Valentins handelte, dessen Festtag am 14. Februar Millionen Menschen begehen und dessen Tag Milliarden in die Kassen der Geschenke- und Süßwarenindustrie spült. – In Krumbach schien der Kirchenheilige vergessen. Kein Hinweis, kein Blumenstrauß wiesen auf die letzte Ruhestätte des Patrons der Verliebten hin.

Dann meldete Sankt Valentin (jedenfalls seine Krumbacher Spezialausgabe, es gibt nämlich auch noch anderswo Reliquien des oder der Heiligen) selbst zu Wort, 1996, über eine eigene „Seite“ des damals noch jungen Mediums Internet. Seitdem interessiert sich vor allem die nationale und internationale Presse für die Stadtpfarrkirche Sankt Michael; und schon manches verliebte Pärchen hat nach Krumbach eine „Val-fahrt“ angetreten.

Dem Valentin gab damals Dino Butz aus Ulm in der Website ein lustiges, nicht gerade heiligmäßiges Gesicht: „Ich bin von Freunden gebeten worden, einen Valentin  zu entwerfen“, erzählt Butz. Seitdem führt die Figur des Cartoonisten auf „www.sankt-valentin.de„ durch die Seiten der Web-Site, erklärt, was es mit dem Valentinstag auf sich hat oder gibt „Tipps rund um die Liebe.“ – Und auch ein Inzwischen-Ehinger war beteiligt, Martin Ferlesch: „Damals habe ich die Codes noch mit einer normalen Textverarbeitung geschrieben,“ erklärt Martin Ferlesch, da gab es noch keine eigenen Programme für die Erstellung von Sites.

Was ursprünglich nur als Spielerei gedacht war, entwickelte ungeahnte Ausmaße. „Im ersten Jahr haben wir einen Tag vor dem Valentinstag den ganzen Server zum Absturz gebracht. So groß war der Andrang, als ein großer Internetanbieter die Valentinsseite zur Seite der Woche erkor“, erzählt Ferlesch.

Ehrungen und Empfehlungen gab es seitdem genug. Im Februar steuern Tausende die Webseiten an, sei es dass sie sich über die Ursprünge des Valentinstages etwas erzählen lassen wollen oder sei es, dass sie sich Ideen für eine Valentinstagsüberraschung holen. • Mittlerweile kommen Internet-Besucher bis aus Amerika. Dafür sorgt Uschi Alfords Übersetzung, denn aus der Schülerin ist mittlerweile eine Englisch-Lehrerin geworden. Und auch eine andere Sache hat sich geändert, seit der Krumbacher Valentin im Netz präsent ist: Die Floristen der Stadt legen zum Valentinstag ihrem Geschäftsbringer Nr. 1 Blumen an seinem gläsernen Sarg ab, je zum Valentinstag. – Auch die Ehinger SZ profitierte für ihre Angaben in der gestrigen Ausgabe von der Website aus der „Feder“ von Ferlesch. Noch ein Kuriosum: Ursprünglich hatten die Site-Macher auch eine Adresse für elektronische Zuschriften
auf ihrer Seite. Die haben sie inzwischen entfernt. Da wollte nämlich ein Mädchen wissen, was der Heilige Valentin empfehle für die Rückgewinnung ihres Liebsten; wenn der Heilige keinen Rat wisse, wolle sie das Zeitliche segnen. -Tja, da war es doch besser, keine Adresse von Sankt Valentin auf der Website zu hinterlassen – wusch, weg damit.


Dieser Comic stellt angeblich den Heiligen Valentin in seiner Krumbacher Version dar, gezeichnet von einem Ulmer Cartoonisten und ins Netz gestellt von dem Ehinger Martin Ferlesch.

Nachtrag 2024: Derzeit scheint M. Ferlesch, Ulm, hauptberuflich Wahlkampforganisator zu sein.

11.02.2004 | Stadtschreiber-Posten ausgelobt. Die Wunderstadt Ehingen

(vf) – Der Schriftsteller-Verband des Landes mit Sitz in Markgröningen bietet in seiner Verbandszeitschrift „Die Feder’ einen dreimonatigen literaturbezogenen „Stadtschreiber“- Posten in Ehingen an. Bewerben dürfen sich nur Mitglieder des Verbandes. Das Ende der Bewerbungsfrist ist der 31. März. Die Bewerbungen sind zu richten an den stellvertretenden Vorsitzenden des Verbandes, Josef Hoben, der teils in Rottweil, teils im Ehinger Kolleg St. Josef wohnt.

Der künftige (literarische) Stadtschreiber kann drei Monate im Kolleg St. Josef umsonst essen und wohnen und erhält monatlich tausend Euro Ehrensold. Er muss dafür aber auch die meiste Zeit in Ehingen präsent sein, muss auf Bedarf vor Schulklassen sprechen, aus eigenen Texten öffentlich vortragen etc. Schriftstellerverbands-Vize Josef Hoben genießt selbst derzeit die Gastfreundschaft der Ehinger Kirchlichen Einrichtungen „Konvikt / Josefinum“; sein einstiger Ehinger Klassenkamerad Baumgärtner leitet die beiden Internate. Hoben weiß wohl, dass ein solcher Stadtschreiber-Posten nicht extrem begehrt ist, vor allem dann nicht, wenn so viele Bedingungen an die Zuteilung geknüpft sind wie in dem vorliegenden Ausschreibungstext. Und so schildert Hoben in der „Feder“ die Vorteile des Kollegs und der Stadt Ehingen ausführlich in den rührendsten, stellenweise auch ironischen Tönen. An Ehingen empfiehlt der Schriftsteller Hoben unter anderem „die hohe Wirtshausdichte, drei noch im Betrieb befindliche Brauereien, herbstliche Nebel, so viele Kebab-Buden wie Schlecker-Filialen, kopftuchtragende Mädchen und Frauen.“ „Legendär ist die gepfefferte Hausmacher-Schwarzwurst von Metzgermeister Götz,“ das dunkle „Rößle“-Bier, die Seelen der Bäckerei in „Bucks Höfle“, die „Freundlichkeit der meist blondgelockten Bäckerei-Verkäuferinnen schon am frühen Morgen und die urologische Abteilung des Krankenhauses.“

Metzgers Rauswurf aus Konvikt Hoben weiß auch, dass die Grünen in Ehingen einen Landesparteitag abgehalten haben und dass ihr früher prominenter Politiker Oswald Metzger, Schussenried, seine „politische Karriere nach seinem Rauswurf aus dem Ehinger Konvikt’„ begann. (Josef Hoben selbst, vom Bodensee stammend, war früher Gymnasiast und Josefinist in Ehingen und hat Erlebnisse aus dieser Zeit literarisch verwertet).

Am Kolleg, dem Wohnort eines künftigen Ehinger Stadtschreibers, rühmt Hoben unter anderem, dass das Haus immerhin über vier Klaviere verfügt. „Neben dem Direktor ist der fußballbegeisterte Hausmeister die wichtigste Person im Kolleg.“

Im Spätherbst unterhielt sich Josef Hoben mit dem Ehinger Zeitungsmacher vf; vielleicht führte dieses Gespräch und die nicht unkritische Besprechung eines der Hoben‘schen autobiografischen Romane durch vf dazu, dass Hoben in seinem Ausschreibungstext vom „äußerst literaturinteressierten und belesenen Besitzer der Schwäbischen Zeitung Ehingen“ schwärmt („Danke für die Blumen“, dees goht nadierlich naaa!). Josef Hoben weist auch schon mal darauf hin, dass vom 16. bis 18. Juli in Ehingen Schriftstellertage stattfinden. Unterstützt werden diese Tage von der Stadt Ehingen, dem Kolleg St. Josef und dann – eine recht launige Versammlung: vom „Förderkreis deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg, vom Friedrich-B ödecker-Kreis, von der ver.di Landesbezirksgeschäftststelle Stuttgart und dem Ordinariat der Diözese Rottenburg-Stuttgart“… Veit Feger

05.02.2004 | Jede Menge neue Zünfte

MUNDERKINGEN (vf) – Die Munderkinger haben einiges extra, und so auch ihren Glompigen: Der ist hier eine Woche früher als anderswo, nämlich am 12. Februar. Und die seit einigen Jahren bestehende „Fasnetsgesellschaft Glompiger Donnschtig“ macht natürlich auch dieses Jahr wieder was los.

Dieses Jahr befasst man sich mit den vielen ständig neu entstehenden Narrenzünften, die sich über ihr Brauchtum nicht genug tun können. Die Fasnetsgesellschaft stellt dieses Jahr also jede Menge neuer Narrenzünfte auf die Beine und hat auch schon die Namen dazu.

Da wird es die „Loreley-Hexen“ geben (Kinder vom gleichnamigen Kindergarten). Und wie es sich gehört, haben alle neuen Zünfte auch jeweils ihren eigenen Narrenruf, diesfalls „Loreley – Hexhex“. – Die neue „NZ Donautaucher“ wird vom Städtischen Kindergarten losgeschickt und hört auf den Ruf „Blubb Blubb“. – Die „Riedblick-Kobold-Feen“ kommen vom katholischen Kindergarten und hören auf „Fee-kobold – hee“, die Gruppe von Sepp Huber heißt „Balken-Bieger“ und hört auf „Sprich – Beitl“, die „Ried-Hasen“ kommen von der närrischen Aktionsgemeinschaft „Mon-Ves“ und hören auf „Hase – Hüpf“. Der „Ratskeller“ entsendet die „Ratskeller-Hocker“ (der Ruf wurde nach den Vornamen der beiden Wirtinnen entwickelt: „Paula – Ella“), der Fasnetsliederkranz stellt sich vor als „Roßmarkt-Rossbolla-Glauber“ (Ruf „Ross- Bolla“), die MKK kreiert die „Weitzmann-Goischtr“, das Jugendhaus die „Schwemmstoli Nixa“, die Jauner die „Stadt-Mauser“, Motzgaried (aus dem Pfarrhaus) entwickelt die neue Zunft Käs-Köpf, die Gruppe Wald erfindet das neue Brauchtum der „Wald-Hutzla“. Weitere Zünfte jede Menge sind erwünscht und können sich nachmelden, beim Huber Sepp, Telefon 2231 oder 4308.

Extra Bauchtumsvorführungen
Zunftmeister-Empfang ist um 12 Uhr in der „Rose“, der Umzug der neuen Zünfte beginnt um 14 Uhr am Bahnhof und endet im Alten Schulhof, dort folgt ein „Brauchtumsnachmittag“ mit „Brauchtumsvorführungen“. Dann wird die Stadt vollständig verdunkelt, der Nachtumzug löst sich beim Melber-Sepp auf. ….

03.02.2004 | Draginja Dorpat im Gespräch

BIBERACH (vf) – Die Autorin „Draginja Dorpat“ stellt sich am Mittwoch, 18. Februar, in .der Stadthalle Biberach dem Gespräch mit dem örtlichen Kulturdezernenten Biege und dem SWR-Redakteur Wolfgang Niess. Der Eintritt ist frei. – Dorpat (derzeit mit bürgerlichem Namen Ruth Knaak, geborene Friedel) hat vergangenes Jahr einen autobiographisch bestimmten Roman veröffentlicht (die SZ Ehingen berichtete gleich nach der Veröffentlichung). In der SPIEGEL-Ausgabe der vergangenen Woche kam eine geradezu hymnische Besprechung. Auch sonst erhält die Autorin viel Lob; der kritische Text in der SZ Ehingen war anscheinend eine ziemliche Ausnahme. –

In der Ankündigung des Autorenabends durch die Biberacher VHS heißt es, ein Teil der Erinnerungen spiele „im Oberschwäbischen (ganz in der Nähe Biberachs)“. Diese „Nähe“ lässt sich einfach und genau benennen: in Munderkingen und ein bisschen in Ehingen, wo die Autorin von Munderkingen aus das Gymnasium besuchte. Anmerkung: Die wahre Bedeutung von Pseudonymen lässt sich schwer geheim  halten. Der Tübinger Verleger, bei dem der Roman vom „Küssen“ vergangenen Spätsommer erschien, hatte noch die Vorschrift der Autorin befolgt, ihr Pseudonym nicht zu lüften – inzwischen hat sich das gegeben.