EHINGEN (vf) – Seit dem Wochenende sind in der Sparkasse Bilder von Heidrun Becker, Bergatreute, zu sehen, Motto: „Weibs-Bilder“. Die Malerin ist Jahrgang 1944, stammt aus Ehingen (die SZ notierte im Vorfeld), war früher als Friseurmeisterin tätig und malt seit Jahren mit großer Begeisterung. Die Ausstellung umfasst ein halbes Hundert Bilder, fast durchweg Bilder mit einer oder mehreren großformatigen Frauen drauf.
An allen Bilden fällt auf: die intensive Farbigkeit, der dicke, kräftige Pinselstrich; die Frauen fast durchweg nur mit Kopf und Oberkörper. Die Frauen füllen das Bild-Format bis zum „Es geht-nicht-mehr“. Das Rahmenfüllende, ja: -sprengende wird noch dadurch betont, dass die Frauen zum Teil „angeschnitten“ dargestellt sind.
Wir verstehen dieses wiederkehrende Motiv und seine Bearbeitung als Ergebnis von Absichtlichkeit, nicht von Unvermögen oder Zufall und dürfen uns dann fragen: Welches Frauen-Bild hat die Malerin? Zunächst: Wir stellen eine große Ähnlichkeit im Gesichtsausdruck dieser Frauen fest: keine lacht, höchstens lächelt mal eine verdruckst.
So bunt sich diese Frauen anziehen (oder von der Künstlerin angezogen werden), so bunt sie ihre Haare und ihre Lippen färben, fröhlich sieht eigentlich keine aus. Auch nicht witzig oder esprit-begnadet; auch sexy sieht keine aus. Der hier angesprochene Blick auf Frauen muss nicht als ein typisch männlicher abgetan werden; es gibt in der europäischen Kunstgeschichte „zwischen Elisabeth Vigée-Lebrun und Marie Laurencin“, um einfach zwei von zahlreichen Künstlerinnen zu nennen, eine Reihe qualifiziert malender Frauen, die Frauen als Menschen mit erotischer Ausstrahlung darstellen. Oder auch als Frauen mit Esprit, mit Witz – unter den Künstlerinnen insbesondere des Rokoko gibt es mehrere, die Frauen so sehen, jedenfalls: so malen. Und es waren nicht nur Auftragsbilder, bestellt von voyeuristischen Männern, sondern zumindest bei Vigée-Lebrun, Aufträge von Frauen. Man kann nun phantasieren, was das für Becker-„Weiber“ sind. Also, glücklich wirken sie auf den Betrachter vf nicht. Es sind – vielleicht – Heldinnen (wie die Malerin im Gespräch mit dem Verfasser dieser Zeilen-sagt), aber es sind keine fröhlichen Heldinnen, sondern welche, die gewissermaßen schwer’ schnaufen, es sind vielleicht Wesen, die von der modernen Frauen-Emanzipation überfordert sind. Das kann man hingegen kaum sagen von den meisten Frauen, die von Frauen früher gemalt wurden (wenn wir uns nicht auf die absichtlich provokativen Elendsfrauendarstellungen von Käthe Kollwitz kaprizieren wollen). Noch ein bisschen phantasiert: Das angebliche Unglückfrüherer Frauenunterdrückung tritt zumindest in der europäischen Kunst der letzten drei Jahrhunderte bei malenden Frauen weit weniger zu Tage als das vermutliche Unglück der heutigen, von x Ungleichheiten freigestellten Frauen – jedenfalls denke ich das, wenn ich die Becker‘schen Weibs-Bilder sehe.