ROTTENACKER (vf) – Frieda Detoris, geb. Huber, 86 Jahre alt, war der weitest gereiste Gast beim großen
Fest am vergangenen Wochenende. Ihre Vorfahren sind in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Rottenacker in die USA ausgewandert; diese Vorfahren lebten in dem Haus, das nun mit großem Aufwand und mit viel Liebe zum Museum umgebaut wurde und das mit seinem Namen „Wirtles Haus“ an die einstige Nutzung als Gasthaus erinnert. Frieda Detoris kommt aus Desmoines im Staat Iowa. Ihre Reise nach Rottenacker trat sie diesmal in einer Gruppe von sechs Verwandten an, die in „allen Ecken“ der USA wohnen, in Georgia, Florida, Kalifornien. Einen Tag lang kam das Sextett nach Rottenacker, zum Dorfzentrumsfest; am Sonntag reisten sie bereits nach Budapest weiter. Im vergangenen Herbst war F. Detoris bereits einmal in Rottenacker gewesen. Sie hatte zwar vor vielen Jahren Kontakt nach Rottenacker, zu einer Tante von Fritz Walter, wollte aber nun mehr über ihre „Roots“, ihre Wurzeln, in Rottenacker erfahren. Die Mittachtzigerin (!) ging – ganz richtig – damals ins Rottenacker Pfarrhaus, weil dort früher Personenstandsbücher geführt wurden (Taufe, Hochzeit, Beerdigung, eventuell Konfirmation). Und wen traf sie – Pfarramtssekretärin Else Walter, die über ihren Mann weitläufig mit Frau Detoris verwandt ist. Schon damals wurde der Gast aus Amerika darauf hingewiesen, dass das Wohnhaus der Urgroßeltern noch stehe und zum Museum umgebaut werde. Frau Detoris wurde Mitglied des Museumsvereins und bat, der Termin der Einweihung solle ihr mitgeteilt werden; sie wolle unbedingt kommen. Das tat sie nun auch. Der Großvater der US-Amerikanerin war als 14-jähriger (!) in die USA ausgewandert – „konfirmiert und – dann ab!“- Er folgte einem Bruder, der eitern noch stehe und zum Museum 18-jährig ausgewandert war, eine 17-jährige Schwester folgte ihm nach. Der Name „Huber“ hat in Rottenacker eine besondere Bedeutung: Von dem einstigen Schuhmacher Huber um die Wende zum 19. Jahrhundert stammt eines der wenigen schriftlichen Zeugnisse der damaligen Separatisten Gruppe, ein Lied, in dem u. a. Napoleon als Völkerbefreier verherrlicht wird. – Das Gedicht ist – seit der ersten Veröffentlichung durch den Reutlinger Historiker und Schriftsteller H. Haasis Anfang der 90er Jahre – inzwischen wiederholt nachgedruckt und in seiner Bedeutung als Zeugnis der Denk- und Gefühlswelt kleiner, armer Leute in Südwestdeutschland gewürdigt worden.

Die Gäste aus den USA mit Rottenacker „Hintergrund“ und Familie Warter, vor dem „Wirtles Haus“, wo einst die Vorfahren von Frau Detoris und ihren Verwandten wohnten. Foto: privat