20.06.2003 | Buch aus Augsburg würdigt einen großen Sohn der Gemeinde Altheim

ALTHEIM / AUGSBURG / ALLMENDINGEN (vf) – Vor einigen Wochen wurde die renovierte Altheimer Pfarrkirche wieder ihrer offiziellen Aufgabe übergeben. Die Ehinger SZ veröffentlichte in diesem Zusammenhang einen großen Text zur Geschichte der Kirche, den der aus Altheim stammende Geistliche und Heimatgeschichtsforscher Tiberius Denkinger vor vierzig Jahren verfasst hatte, damals aus Anlass gleichfalls einer Kirchenrenovation. – Nun erinnert seit einiger Zeit auch eine Steintafel an der Pfarrkirche an einen weiteren bedeutenden Sohn der Gemeinde, den einstigen Augsburger Fürstbischof Johann Christoph von Freyberg (Bischof von 1665 bis 1690). Im Jahr 2001 ist eine ausgeweitete Dissertation von Walter Ansbacher über von Freyberg erschienen, mit dem Titel „Das Bistum Augsburg in barockem Aufbruch – Kirchliche Erneuerung unter Fürstbischof J. C. von Freyberg“. Das über vierhundert Seiten umfassende, sorgfältig gearbeitete Buch ist herausgegeben vom „Verein für Augsburger Bistumsgeschichte“ mit Sitz in 86152 Augsburg, Fronhof 4, und kann dort bestellt werden.

Bischof von Freyberg zeichnete sich allem nach dadurch aus, dass er sich in den schweren Jahren nach dem Dreißigjährigen Krieg sehr für eine gute Seelsorge, für die Förderung von religiösen Bruderschaften und Wallfahrten und für die Wiederherstellung von Kirchen engagierte. Allem nach gab er nicht – wie manche andere Kollegen – viel Geld für Repräsentativbauten aus. Er war ein guter Haushälter. Zeitgenossen rühmen an ihm einen Zug, der schon seit der Antike in Herrscherlob-Standardtexten vorkommt: dass er jeden, auch den kleinen und kleinsten Mann, freundlich angehört habe. Wenn das stimmt, war es sicher ein sehr positiver Zug. Was heute die Chefsekretärin (als Vorzimmerdrachen) sein kann, das war früher der Herr Kämmerer oder sonst ein Vorzimmer-Arroganter, der seinen Herrn gegen unangenehme Nachfragen und Bitten abschirmte. Von Bischof Freyberg heißt es, er sei eigens vor die Tür seines Bischofspalais’ gesessen, um so den direkten Zugang zu ihm jedermann zu ermöglichen.

Über die Person des Fürstbischofs (nicht über den Amtsträger) erfahren wir in dem Buch von Ansbacher wenig. Das kann einfach daran liegen, dass es Zeugnisse des privaten Lebens nicht oder nicht mehr gibt. Zudem musste früher oft genug das Persönlich hinter den Anforderungen des Amts, eben eines „repräsentativen“ Lebens, zurücktreten. So haben wir von dem einstigen Altheimer, der sein Heimatdorf als zehnjähriger Richtung Jesuitenschule und dann Universität
verließ, nur „amtliche“ Porträts, im Habit eines Geistlichen oder eines Bischofs, mit Mitra und Bischofsstab, die rechte Hand segnend erhoben. Dem Verfasser dieser Zeilen fällt ein Kinderliedvers ein: „langsam und mit Würde – trägt er seine Bürde.“ Für Freybergs uneitlen Charakter spricht, dass er sich nicht nur als Bischof, sondern auch nur als Geistlichen darstellen ließ (die Amtstracht ähnelt der eines heutigen evangelischen Geistlichen). Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis des neuen Buchs aus Augsburg erinnert in vielem an eine Verwaltungsgeschichte – nur eben mit kirchlichem Einschlag. – Der Bischof war wohl auch nicht anders als seine Standes- und Berufskollegen. – Einmal ist in dem Buch kurz die Rede von einer Problemgruppe früherer (und auch heutiger) Zeiten, den Juden. Am Umgang mit Minderheiten lässt sich viel über die Humanität einer Gesellschaft ablesen. Da wird vom Autor Ansbacher dann sogleich die Zeitgenossenschaft Freybergs in apologetischem (verteidigendem) Sinn betont: „Als Kind seiner Zeit sah Bischof Freyberg auch im Judentum eine Gefahr für die katholische Religion. Er förderte in diesem Zusammenhang die Corpus-Christi-Bruderschaften,… die sich vor allem gegen ‚Juden, Ketzer, Gläubige und Ungläubige in der ganzen Welt‘ richteten, weil diese das Allerheiligste Altarssakrament „unaufhörlich entweihen“.