KIRCHBERG (Kreis Biberach) / Toronto (sz / vf). – Im Selbstverlag erschien jetzt ein mehrhundertseitiges Buch, verfasst von dem aus Kirchberg, Kreis Biberach, stammenden, in Toronto / Kanada lebenden 88-jährigen Michael Johann Kramer über seine Erlebnisse während des Krieges in Stalingrad und danach, in russischer Gefangenschaft.
Kramer hat bald, nachdem er 1949 aus der Gefangenschaft nach Kirchberg heimgekehrt war, seine Erinnerungen maschinenschriftlich notiert. Das 360 Seiten umfassende Typoskript blieb dann jahrzehntelang in einer Schublade liegen. – Einige Jahre nach der Rückkehr nach Deutschland wanderte Kramer nach Kanada aus. Eine Tochter von ihm wanderte als Erwachsene nach Deutschland zurück und half jetzt bei der Drucklegung der über fünfzig Jahre alten Aufzeichnungen, die J. Kramer selbst in Kanada mit Unterstützung seiner Kinder von der einstigen Typoskript-Fassung weg in den PC eingegeben hatte.
Gedruckt wurden die Erinnerungen in einer Auflage von einigen hundert Stück in Digitaldruckverfahren. Erhältlich sind Exemplare in der Biberacher, Buchhandlung Weichhardt für 20 Euro und im Café Kramer in Kirchberg, der Heimat des Verfassers.
Die Biberacher SZ-Redaktion unterhielt sich mit dem 88-jährigen Deutsch-Kanadier aus Anlass der Veröffentlichung am Telefon. In dem Gespräch äußert Kramer, er habe zahlreiche Bücher über „Stalingrad“ gelesen, aber diese Bücher seien immer aus der Sicht von Offizieren geschildert, nicht aus der Warte des einfachen Landsers.
Kramer bekennt sich zu seiner Soldatenzeit sehr direkt: „Wir waren Soldaten und für uns hat es nichts anderes gegeben als Siege und nochmals Siege. Immer, wenn die Russen einen Gegenangriff gestartet haben, gab es einen Luftschlag gegen deren Stellungen.“ Immer wieder erstaunt’ den Verfasser dieser Notiz, vf, wofür alles Gott herhalten muss: Kramer sagt: „Ich bin sehr religiös: ich danke Gott, dass er mich durch die Tage der Gefangenschaft geführt hat.“ – Aussagen von jüdischen Häftlingen, die das KZ überlebten, und von deutschen Soldaten, die den Krieg überlebten, unterscheiden sich häufig dadurch, dass Juden, die kein KZ errichteten, sich schämen, überlebt zu haben, deutsche Soldaten hingegen göttliche Fügung für- ihr Überleben in Anspruch nehmen.