Die SZ veröffentlichte vergangene Woche einen Hinweis auf eine Neuerscheinung: Briefe eines jungen Zwiefalters, der aus dem Russlandfeldzug des Zweiten Weltkriegs nach Hause schrieb.
Dazu nun Gottfried Beck, Mundingen:
Zu dem Bericht „Neuerscheinung – Verlorene Jugend” möchte ich einiges anmerken. Zuerst glaubte ich, nicht richtig zu lesen. Soll hier der Krieg gegen Russland glorifiziert werden, als Kreuzzug gegen das Böse, ein heiliger Krieg? Ein Urteil über diesen furchtbaren Krieg kann ich mir wohl erlauben, da ich drei Jahre an dem schrecklichen Krieg mitgemacht habe. Dies war ein menschenverachtender Krieg. Keine notwendige Reinigung. Der Soldat beschreibt ja selber, dass sie Menschen umgebracht haben, die keine Lebensmittel mehr hatten, eine blutige Ernte! Zynischer kann man es gar nicht beschreiben. Ein Idealist ist das auf keinen Fall, sondern ein unverbesserlicher Ideologe bis zu seinem Tode. Wurde er nicht christlich erzogen? Auf der anderen Seite waren doch auch Menschen, keine Bestien oder Untermenschen. Ich weiß nicht: wurde er von dem Leid, das diesem Volk angetan wurde, nicht ein klein bisschen berührt?
Die Schreckensbilder der Verbrechen kommen bei mir, je älter ich werde, immer mehr in Erinnerung. Ich bekenne mich schuldig und schäme mich für das, was wir diesem Volk angetan haben. Dass dieses Buch ohne Kommentar herausgebracht wurde, finde ich nicht gut!
Gottfried Beck, Mundingen
Anmerkung der Redaktion: Der Verantwortliche der Ehinger SZ ist froh, dass der Mundinger Senior Gottfried Beck sich mit diesem Leserbrief zu Wort meldet. Wir haben den Text über die Neuerscheinung (Briefe eines jungen Zwiefalter Soldaten aus dem Russland-Feldzug) auch deshalb veröffentlicht, weil er zeigt, wie heftig junge Menschen sich für den deutschen Feldzug engagierten, wie einig sie mit dem NS-Rassen-Blödsinn waren. Sehr oft meint man heute, hört man Ehemalige reden: Es habe im Dritten Reich nur Widerständler gegeben; man fragt sich: Wie war das dann alles möglich, was da passierte? – Gut ist es auch, wenn nicht „Jüngere” (wie die Ehinger Blattmacher), die nicht dabei waren, den Älteren die Leviten lesen, sondern wenn das ein Älterer selbst tut, das wirkt sehr viel glaubhafter. Veit Feger