21.09.2002 | Mundart-Hörspiel über den Malefiz-Schenk

OBERDISCHINGEN / TÜBINGEN (vf) – Am 28. September sendet der SWR 4 ein Mundarthörspiel über den Malefizschenken: „Hurra, wir bauen ein Zuchthaus“. Verfasser ist die aus Kirchheim / Teck stammende, in Tübingen wohnende Dorothea Keuler. Das Hörspiel dauert 45 Minuten, wird jetzt zum ersten Mal gesendet und wurde vom SWR mit dem dritten Platz bei einem Hörspiel-Wettbewerb bedacht.

Der Ehinger SZ-Mitarbeiter vf unterhielt sich mit der Autorin. Die ist 51 Jahre alt, hat Neuere Deutsche Literatur studiert, mit dem „Magister“ abgeschlossen und arbeitet als Freie Journalistin vor allem für den Rundfunk. Auch einen Roman hat sie bereits veröffentlicht, im Jahr 1998: „Die wahre Geschichte der Effi B.“ (gemeint ist die berühmte Fontanesche Roman-Figur Effi Briest).

Auf das Thema“ „Malefizschenk“ stieß die Autorin eher zufällig. Sie war daran (und ist es vielleicht noch), einen Roman über das oder aus dem Gaunermilieu zu schreiben; dabei kam sie auf den berühmten Gauner-Verfolger aus Oberdischingen. Sie befasste sich näher mit dem Thema, verfasste für den Funk einen locker formulierten Sendungstext, bereits mit schwäbischen Einsprengseln, zu hören im Jahr 1999. Damals schon hatte sie auch Kontakt mit dem Oberdischinger Heimatgeschichtsforscher Rudolf Sautter und ließ sich von ihm vor Ort einiges über den Malefizschenken und seine Gauner erzählen. Im vergangenen Jahr schrieb sie nun das Hörspiel zu dem Thema – ihr erstes – und gleich einen Preis bei einem Wettbewerb! – „das ist doch was“, meint unsere Gesprächspartnerin freundlich

Das Hörspiel weist einen hochdeutsch sprechenden Erzähler auf; die anderen Sprecher (Walter Schultheiß, Monika Hirschle, Franz Xaver Ott, Herbert Teschner u.a.) schwätzen schwäbisch. – vf meint: Ob das nun gerade Schwäbisch aus Oberdischingen ist, spielt keine große Rolle, schließlich suchte sich der gräfliche Kriminalist seine Leute weitum zusammen, bis im Badischen und in der Schweiz. Man kann natürlich annehmen, dass die in der Sendung hörbaren Schwaben, vom Süddeutschen Rundfunk engagiert, schon eher Stuttgarter oder Tübinger Honoratiorenschwäbisch reden. Wir sind gespannt.

Regie führte bei der „Inszenierung“ des Hörspiels die Regisseurin und Komponistin Susanne Hinkelbein. Zum Inhalt heißt es seitens des SWR so etwa: Für den zukünftigen Grafen Franz ist es eine Qual, eine vornehm gepuderte Perücke tragen zu müssen. Vor allem, weil er dafür von den bürgerlichen Kindern gehänselt wird. Sie nennen ihn sogar „Lackaffe“ – dabei würde er doch so gerne mit ihnen am Bach spielen! – Franz wird groß, nun scheint die Zeit der Rache gekommen: Franz lässt ein Zuchthaus bauen, in dem alle Beutelschneider, Vaganten und andere üblen Gesellen büßen sollen. Doch leider gehören dazu auch ausnehmend schöne Gaunerinnen, wie die schwarze Lies… Der Graf ist vom Verfolgungseifer besessen und bekommt das selbst am bittersten zu spüren.“ Bekanntlich ist der Malefizschenk bereits mehrfach zum Gegenstand dichterischer Phantasie gemacht worden.

21.09.2002 | Grabstein aus dem einstigen Familiengrab gerettet

OBERDISCHINGEN (vf) – Der von hier stammende Karl Ott, heute in Metzingen lebend, hat der Gemeinde ein besonderes Geschenk gemacht, eine Grabplatte aus dem 1976 abgebrochenen Familiengrab der Familie Kaulla, einst hier Schloss- und Schlossgutbesitzer.  – Die Kaullas hatten in der Mitte des 19. Jahrhunderts von einem Sohn des Malefizschenken das Gut Oberdischingen gekauft und es bis zum Jahr 1900 in Besitz, dann wurde es an die Oberkirchberger Grafenfamilie Fugger verkauft.

Die Grabplatte, die aus dem einstigen stattlichen, aber baufällig gewordenen Familiengrab stammt, trägt die Inschrift: Der Vater Friedrich Kaulla, Rittergutsbesitzer, Ritter des königlich württembergischen Kronordens, des königlich preußischen Kronordens, des königlich württembergischen Olga-Ordens, Inhaber der Kriegsgedenkmünze für Nichtkombattanten (d. h.: Nichtkämpfer) und der silbernen Jubiläumsmedaille – 1807 – 1895. – Auch als Nichtkämpfer konnte jemand ausgezeichnet werden, etwa, indem er sich um die lazarettmäßige Versorgung von Soldaten kümmerte. Friedrich Kaulla war ein Abkömmling einer bedeutenden jüdischen Bankiersfamilie aus Hechingen. Berühmteste Vertreterin war eine Frau, Chaile, deren Namen dann zu Kaulla umgewandelt wurde und die im Zusammenhang mit den napoleonischen Kriegen und ihrer Finanzierstätigkeit für den Großherzog und dann König von Württemberg zu weiterem Reichtum und ihre Nachfahren auch zu Adel kamen.

Grabstein, in Metzingen gerettet, jetzt wieder in Oberdischingen.