30.04.2003 | Selbst in einer Enzyklopädie fehlt mal was

Diebisch freut sich der Verfasser  dieser Buchbesprechung, dass ein Verantwortlicher und eine Mitarbeiterin der mächtigen, geradezu enzyklopädischen Bände ein wichtiger Autor des 16. Jahrhunderts aus unserem Raum, aus Rottenacker,  der Erfolgsschriftsteller Ulrich Tengler, allem nach durch die Lappen ging. Ein weiterer in Rottenacker geborener Schriftsteller hätte vielleicht in einer Fußnote erscheinen können,  zumal er seit kurzem in die Reihe bedeutender Söhne der Gemeinde eingerückt wurde, Hiemer. Seine Tätigkeit erstreckt sich aber auch ins 19. Jahrhundert hinein, und an der Schwelle zu diesem Jahrhundert hört offiziell der Gegenstandsbereich der neuen Bücher auf.

Nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, dass auch die Gemeinde Kirchen im Aufsatzband erwähnt wird; ein Text zum Thema Gegenreformation erinnert an einen Forschungsbericht aus dem Jahr 1890; Kirchen erscheint da noch als Kirchheim (K. Schnizer, „Reformation und Gegenreformation in Kirchheim“, Blätter für Württembergische Kirchengeschichte).

30.04.2003 | Schwäbische Schreiber und Schriften

(vf) – Am Sonntag wurde in Blaubeuren die neue Wanderausstellung zum Thema „Literatur vom Neckar bis zum Bodensee 1000 – 1800“ eröffnet (die SZ kündigte die Ausstellung in der Samstagsausgabe vom 26. 4. an und berichtete am 28. 4. über die Eröffnungsfeier). Es liegen auch zwei mächtige Begleitbände vor, mit 1000 und 600 Seiten, aus denen wir im Folgenden einiges notieren.

Das Copyright für die Bände eignet den ‚Oberschwäbischen Elektrizitätswerken‘, mit Sitz in Ulm. Dem Amtssitz von OEW-Vorstandsvorsitzendem und Alb-Donau-Landrat Dr. Wolfgang Schürte. – Schürfe fungiert auch als einer der drei Herausgeber der Bände; die beiden anderen sind der Konstanzer Professor Ulrich Gaier und seine Mitarbeiterin Dr. Monika Küble. Wie es sich für die Ehinger SZ gebührt, weisen wir hier auf die regionalen 8ezüge der Neuerscheinung hin. Sie machen nur einen kleinen Umfang der beiden Bände aus; die Aufsätze sind jeweils auf eine angenehm lesbare Länge von etwa zehn Seiten zurechtgeschnitten.

Da sind zunächst einige Autoren des Aufsatzbandes aus dem Raum Ehingen. Der frühere Ehinger Gymnasiallehrer Walter Frei befasst sich mit einem seiner Lieblingsthemen, dem Theater, hier begrenzt auf die „Theaterpflege in den Klöstern des schwäbischen Oberlandes im 17. und 18. Jahrhundert“. Dr. Winfried Nuber, früher Leiter der Realschule Munderkingen, befasst sich mit einem Thema, das mit Literatur im weiteren Sinn zu tun hat. mit dem historischen Stadtgesetz von Munderkingen aus dem späten Mittelalter. – Der Ehinger Stadtarchiv Dr. Ludwig Ohngemach schreibt über ‘Stadtschulen am Beispiel der Reichsstadt Rottweil und der österreichischen Landstadt Ehingen“. – Der frühere Drei-Städte- und jetzige Alb-Donau-Archivar Dr. Jörg Martin befasst sich mit dem Astronomen und Kosmologen Johannes Stöffler aus Justingen (die Ehinger SZ veröffentlichte einen größeren Text Jörg Martins zu diesem Thema).

Schriftsteller (im weitesten Sinn), die aus dem Raum Ehingen stammen oder mit dem Raum Ehingen zu tun haben, sind das Thema weiterer Aufsätze. Zu diesen Schriftstellern gehört der „Schwäbische Cicero Sebastian Sailer“ aus Weißenhorn, Ordensmann in Obermarchtal und tätig in verschiedenen Pfarrgemeinden des dortigen Umlands; der Eichstätter Professor Dr. Konstantin Maier hat einen Aufsatz über Sailer mit obigem Titel zu der Neuerscheinung beigesteuert. – Der frühere Blaubeurer Gymnasiallehrer Herbert Hummel verfasste einen Aufsatz über Caspar Schwenckfeld, „einen Radikalen an der Donau und auf der Alb“: Der aus Schlesien stammende .Reformator lebte bekanntlich zeitweilig auf Gütern der Familie von Freyberg in Justingen und Öpfingen. – Die Aufsätze „Gekrönte humanistische Dichter in Schwaben* von Hans Kilb und ‘Neulateinische Dramen“ aus der Feder der Tübinger Wissenschaftlerin Dr. Cora Dietl befassen sich unter anderem mit zwei aus Ehingen bzw. Ingstetten stammenden Schriftstellern des sogenannten Humanismus: Jakob Locher und Heinrich Bebel. Dietl führt u. a. einen „Berührungspunkt“ im Leben der .beiden Schriftsteller und Zeitgenossen auf: „Auf derselben Stelle an der Universität Tübingen, die mit Locher 1492 das erste Mal. mit Bebel 1496 das zweite Mal besetzt wurde, hielt es Locher gerade einmal ein Vierteljahr. Bebel aber 22 Jahre, nämlich bis zu seinem Lebensende aus Die Konflikte in die Locher geraden war, wusste Bebel geschickt zu vermeiden“ (S 775) – Dr. Christian Sinn, Uni Konstanz (Abitur in Ehingen), steuert zu der Neuerscheinung einen Aufsatz über den aus Ehingen stammenden Jesuitendramatiker Jakob Bidermann bei: “Die Kunst der Zitation (Cosmarchia)”. Christian Sinn durfte im vergangenen Jahr eben dieses Drama von Bidermann übersetzen und in einer von der OEW gesponserten neuen Reihe historischer Texte aus Südwestdeutschland herausgeben. (Im Fall des Nachworts zur Neuherausgabe wie jetzt im Fall „Schwabenspiegel” hat vf – trotz langen
Philosophiestudiums – große Schwierigkeiten, die Aufsätze Sinns zu verstehen). – Henry Gerlach befasst sich mit dem als Ruheständler in Schelklingen wohnenden Landsknechtsführer Konrad von Bemelberg, der hierherum jetzt erstmals als Militärtheoretiker gewürdigt wird.

Den beiden Schriftstellern Locher und Bidermann und dem im 17. Und 18. Jahrhundert in Ehingen von den Zwiefalter Benediktinern unterhaltenen Gymnasium verdankt es Ehingen, dass es relativ häufig in den beiden Bänden vorkommt, insgesamt über fünfzig Mal vor. Justingen kommt wenigstens 12. Munderkingen wenigstens 16, Rottenacker 4, Schelklingen 7, Urspring. Marchtal und Zwiefalten als einstige Klosterorte über fünfzig Mal vor.

Natürlich ist auch die Umgebung des Raums Ehingen „bedacht“.  Mindestens viermal wird der aus Ehingen stammende Schriftsteller Rueß  in den beiden 8änden genannt (Die Ehinger SZ machte auf ihn in einem großen Aufsatz in den 80er Jahren aufmerksam; auch die Schussenrieder Säkularisationsausstellung erinnert an Ruef – ohne Angabe seines Herkunftsorts). –

Der aus Rottenacker stammende Reformator der Stadt Ulm, Konrad Sam, wird in den beiden Bänden wenigstens zehn Mal genannt. Und erstaunlicherweise wird sogar der bis vor wenigen Jahren völlig vergessene Rottenacker fromme Revolutionsschwärmer Stephan Huber mit seinem langen Liedtext in Erinnerung gerufen (basierend auf dem Büchlein von Hellmuth G. Haasis über die Rottenacker Separatisten von 1993). Munderkingen kommt im Katalogband vor durch Dr. Nubers Verweis auf das Gebetbuch der Brüder Ferber aus dem Jahr 1547. Die beiden Brüder, wohl Mitglieder der kleinen evangelischen Gemeinde der Stadt, ließen 1547. während des Schmalkaldischen Stände- und Konfessionskrieges, in Ulm ihr „Bettbüchlein“ drucken (was mit „Bett“ nichts zu tun hat). Ein einziges Exemplar blieb erhalten, in der Wiener Hof Bibliothek. Im vollständigen Titel des Büchleins ist die Autorschaft und die Herkunft so angegeben: „Altes Zentrum einer deutschlandweiten Bewegung katholischer Geistlicher! gegen den Zölibat (die Ehinger SZ veröffentlichte dazu in den 80er Jahren einen größeren Aufsatz). Führend in dieser Bewegung war| der damalige Konviktsdirektor, der Ehinger Stadtpfarrer und spätere Rottenburger Bischof Lipp. Die Ehinger erhielten damals gedruckte Unterstützung durch einer bereits   hochbetagten Reutlinger Aufklärer, der seine große Zeit vier Jahrzehnte zuvor (!) hatte, in der damaligen Reichszentrale Wien, nämlich durch Johann Jakob Fezer: Er ließ 1832 in einem Verlag in Leipzig ein Büchlein mit folgendem Titel erscheinen: Jesuitenschliche beim Kampf zwischen Licht und Finsterniss oder Umtrieb gegen den zur Aufhebung des Zölibats von katholischen Geistlichen gegründeten Ehinger Verein.“

Diese beiden Bilder schmücken die beiden neuen Bände. Das eine zeigt einen mittelalterlichen Mönch beim Schreiben und Bearbeiten eines Textes, das andere die zeitweilig-in Biberach lebende Schriftstellerin Sophie Laroche, eine der ersten Romanautorinnen Deutschlands und über Jahrzehnte hinweg Brieffreundin des aus Biberach stammenden Schriftstellers, Dichters und Zeitungsschreibers C. M. Wieland. – Mit diesen beiden Bildern soll die Spannweite der jetzt vorliegenden Neuerscheinungen angedeutet werden.  VF / Repro: SZE

26.04.2003 | Die Landesausstellung und der Raum Ehingen

SCHUSSENRIED / RAUM EHINGEN (vf) – Seit kurzem ist die große Landesausstellung zum Thema “Säkularisation” im einstigen Kloster Schussenried eröffnet: die größte nicht-technische Ausstellung, die es wohl jemals in Oberschwaben gab; dazu erschienen drei dicke Bände Objekte-Katalog und Aufsätze. – Gibt es auch Bezüge zum Raum Ehingen? – Ja.
Wir weisen auf einige erkennbare und einen nicht leicht erkennbaren Bezug hin. Die erkennbaren: Da sind natürlich die Hinweise auf die große Abtei im Raum Ehingen, deren Existenz, wie die zahlreicher anderer in Ober-Schwaben, gewaltsam beendet wurde: das Prämonstratenserstift Marchtal, Weil die Ausstellungsmacher den Akzent auf die Klöster selbst legen und nicht auf deren Außenstellen (bei der Fülle des Themas verständlich) gerät das Ende des ersten Ehinger Gymnasiums nicht in den Blick, einer über 150 Jahre bestehender Einrichtung des Klosters Zwiefalten.

Das Kloster Obermarchtal und sein Ende sind durch verschiedene Gegenstände in Erinnerung gebracht. Da ist beispielsweise das Berichtsbuch von Pater Sebastian Sauer über seine Tätigkeit in der vom Kloster betreuten Pfarrei Reutlingendorf („ovile Reutlinganum“), das im Rottenburger Diözesanarchiv aufbewahrt wird; da sind Zeugnisse über die schriftstellerische Tätigkeit von Marchtaler Ordensleuten und ist die in Ehingen gedruckte Geschichte des aufgehobenen Klosters aus den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts, vor allem aber das am wenigsten leicht übersehbare, einen Quadratmeter große, pompige Wappen der Regensburger Adelsfamilie Thum und Taxis; mit diesem geschnitzten Wappen tat die Familie nach der Klosterenteignung am einstigen Klostertor jedermann kund, dass sie die neuen Eigentümer des Gebäudekomplexes sind; der jetzt Schloss genannt wurde, um die früheren Eigentümer vergessen zu machen.

Wer reich war, hinterlässt meist mehr Dokumente als Arme, also beispielsweise Portraits, Pläne von Gebäuden, Kunstwerke, Bücher etc. etc.. Dass die großen Kloster mehr solche präsentablen Dinge hinterließen als die “kleinen” (zugehörig zu Bettelorden und meist auch Frauenorden), das lässt sich erkennen, wenn man in der Ausstellung nach weiteren Klöstern im Raum Ehingen fragt, die an der Wende zum 19. Jahrhundert enteignet und aufgelöst wurden. Vom einstigen Franziskanerkloster in Ehingen finden sich, wenn wir recht gesehen haben, kein einziges Zeugnis in der Ausstellung. Und das Anna-Kloster in Munderkingen, das bereits unter Kaiser Joseph II zwei Jahrzehnte vor der großen Säkularisierungswelle gestoppt wurde, wird ebenfalls nur in einem der begleitenden Aufsatzbände genannt.

Ein anderer “Aspekt” der anderen politischen und Eigentumsverhältnisse am Ende des alten Römischen Reichs Deutscher Nation- war das Ende der adeligen Reichsunmittelbarkeit. Den Reichsrittern, die fast sogut wie ein Fürst dastanden, gehörte im Raum Ehingen ein Verwaltungssitz, das spätere Oberamt und Landratsamt Dieser Aspekt der großen Änderung an der. Wende zum 19. Jahrhundert erscheint kurz in einem Aufsatz des Ehinger Archivars Ohngemach in einem der Begleitbände zur Ausstellung. Die Reichsritter in Oberschwaben und darüber hinaus hatten als ihren Verwaltungssitz eines der prächtigsten Gebäude in Ehingen, das einstige “Ritterhaus” und jetzige Restgebäude der Alb-Donau-Verwaltung mit Kfz-Zulassungsstelle. Der Ehinger Archivar Dr. Ernst Ohngemach hat zum Thema “Übergang von Ehingen an das Königreich Württemberg” einen Aufsatz verfasst und erwähnt dabei auch das Ende der reichsritterschaftlichen Verwaltungszentrale in Ehingen.

Nicht sonderlich ins Blickfeld geraten in der Ausstellung das einstige Frauenkloster Urspring und das Franziskaner- und Franziskanerinnenkloster in Ehingen. Beide Einrichtungen fielen nicht durch Reichtum und sehr repräsentative Bauten auf. Ein Bezug der Ausstellung zu Ehingen wird in Schussenried nicht genannt, ein delikater, wird aber hier erwähnt. Die Ausstellungsmacher rücken nicht nur die Klöster ins Bild, sondern auch ihre Kritiker. Zu ihnen gehörten beispielsweise der zeitweilige Mitarbeiter (und möglicherweise Sohn) eines in Warthausen residierenden Grafen Stadion, Georg Michael von La Roche; er verfasste ein mönchskritisches Pamphlet, in dem wahrscheinlich auch der auf Warthausen verkehrende Pater Sebastian Sailer karikiert wird. Zu diesen Klosterkritikern gehört – in der Schussenrieder Ausstellung, herausgehoben – auch der aus Ehingen stammende Johann Kaspar Adam Ruef (1748 – 1825), seines Zeichens Bibliothekar und Professor an der Uni Freiburg. Er verfasste in der Zeit Kaiser Josephs II zahlreiche kirchenkritische Aufsätze und gab Zeitschriften heraus, in denen für ein aufgeklärteres Christentum geworben wurde. Die Ausstellung in Schussenried zeigt einen Porträtstich Ruefs und einen Band mit von ihm herausgegebenen Zeitschriften; zudem wird Ruef in einem Aufsatz zum Thema “Klosterbibliotheken” erwähnt. Untermarchtaler Vinzentinerinnen stellen sich vor Gottseidank erscheinen die Klöster nicht nur als Thema der Vergangenheit. Zahlreiche Orden im Land stellen während der Ausstellungsdauer ihre Arbeit in zwei Räumen des einstigen Klostergebäudes vor. Sie tun das nicht und nicht in erster Linie mit Objekten und Fotos, sondern leibhaft, als Mitmenschen, vf und uf hörten einer Franziskanerin aus Gengenbach zu, die von der Betreuung von Aids-Kranken durch ihre Mitschwestern erzählte. – Im Mai sind die Vinzentinerinnen von Untermarchtal dran. – Bemerkenswert: Während die großen Ordensbauten des 17. und 18. Jahrhunderts vor allem auf Männerkongregationen zurückgehen, zeigt sich in der Abteilung „Orden heute” nicht ein einziger Männerorden der Gegenwart. – Zum Thema „Neues Ordensleben nach der Säkularisation” ist zu erwähnen: Die selige Ulrika Nisch, Mitglied der Kreuzschwestern von Hegne, wird in der Ausstellung im Bild vorgestellt. Erinnert wird auch daran, dass die Franziskanerinnen -von Reute auf die Initiative einiger Frauen aus Ehingen und Umgebung zurückgeht.

12.04.2003 | Ärztin V. Breitenbach verfasst Ratgeber für Frauen

EHINGEN / ROTTENACKER (vf) – Die in Ehingen wohnende, in Rottenacker praktizierende Frauenärztin Dr. Verena Breitenbach hat zu größeren Teilen ein 350-Seiten-Buch verfasst das jetzt im Heyne-Verlag erschienen ist. Titel: “Woman body & soul – Mehr Lust an der Lust, Frauenkrankheiten ganzheitlich heilen – Offene Antworten auf alle heiklen Fragen”.

Auf Titel- und Rückseite des Paperback-Buchs wird darauf abgehoben, dass Breitenbach für den Fernsehsender “ProSieben” eine “Personal Help Show” moderiert, die ihren eigenen Namen trägt, inclusive des so beeindruckenden “Dr.”-Titels. Die Hauptteile des Buchs lauten: Typisch Frau – Lust und Liebe – Frauengesundheit – Frauenkrankheiten – Wenn Frauen Mütter werden – Abenteuer Lebensmitte – Wenn die Seele nicht satt wird – Ich fühl mich wohl, so wie ich bin.

Die Neuerscheinung ist intensiv farbig bebildert. Bilder und Buch-Gestaltung sind auf die heute übliche Leser, vor allem: Leserinnen, zugeschnitten, deren Leseverhalten durch Illustrierte und Fernsehen geformt ist. Das bedeutet: Ja nicht den Anschein erwecken, ein Buch zu lesen, sei Arbeit. Der Text ist auf möglichst viele kleine Text-Happen zurechtgeschnitten (was ja auch sein Gutes hat). Der Text ist angenehm verständlich geschrieben; es wird darauf verzichtet, durch möglichst viel Fremdworte Eindruck zu schinden.

Die Neuerscheinung ist zugeschnitten auf einen Käuferinnen Kreis, der sich modern und progressiv fühlt. Das zeigt sich schon daran, der Haupttitel auf Englisch formuliert ist. “Frau, Körper und Seele” wirkt viel banaler als wenn dieselben Begriffe, aber auf Englisch, verwendet werden. Im Text ist auf die Englisch-Manie meist verzichtet, wenn man von Schnieke-Worten wie “Wellness” absieht.

Populäre Frauen-Gesundheitsratgeber gibt es seit über hundert Jahren. Noch nicht so üblich sind Kapitel wie “Typisch Frau” und “Lust und Liebe”. Hier erscheint die Autorin als Vertreterin eines gemäßigten Feminismus und moderner Lust-Orientierung.

Männer sollten diese Kapitel nicht so genau lesen, weil sie sich mickrig vorkommen könnten, verglichen mit dem angeblich so sehr viel sprach- und wahrnehmungsbegabteren weiblichen Geschlecht. Und: Einspezifisch männliches Detail an Männerkörpern kann nach Auffassung der – hier vielleicht augenzwinkemden – Autorin nicht mit einem speziellen Kunststoff-Stabkonkurrieren, dem die Autorin attestiert, der „kann immer, wenn Sie (gemeint: die Leserin) wollen, vorausgesetzt, Sie haben Ersatzbatterien im Schrank.” Und noch ein Vorteil dieses Stabes, laut Dr. Breitenbach:
“Er macht mit Ihnen genau das, was Sie wollen – ohne große Erklärungen!” Da kann man nur sagen: Welch ein Vorteil, wo doch bekanntlich das Reden über Sex – allen modernen Beteuerungen von Offenheit und Liberalität zum Trotz – nach wie vor vielen Paaren nicht leicht fällt oder überhaupt nicht stattfindet.

Mit den vorstehenden Angaben haben Männer jene Stellen schon hinter sich gebracht, die ihnen als Männer vielleicht aufstoßen. Ansonsten wäre es aber auch nicht schlecht, wenn selbst wir Männer mehr von Frauenkörpern wüssten – und sogar als Männer in so ein Buch ‘reinschauen, wenn unsere Frau oder Freundin es sich zugelegt hat.

Das Kapitel über die Lust enthält zahlreiche Details, die von manchen Lesern der Schwäbischen Zeitung als „vrbodda” verurteilt werden und die wir deshalb unterschlagen. Wer will schon Leser ärgern, wenn die sich für moralisch halten? Außerdem wird es dem Verlag und vielleicht auch der Autorin lieber sein, wenn die jetzt neugierig Gewordenen das Buch kaufen, als wenn wir ihnen schon alles Pikante verraten hätten. Einige wenige Beiträge stammen nicht von Verena Breitenbach; einer stammt von der in Ehingen tätigen, im Kreis Ravensburg wohnenden Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin Linda Beeking. Wie schon an einem unserer Zitate zu merken: Der Stil des Buchs ist anscheinend ganz persönlich, die Autorin wendet sich oft direkt mit “Sie” an ihre Leserinnen. Man hat den (wohl nicht durchweg richtigen) Eindruck von Nähe, den selben Eindruck, den auch das Fernsehen oft vermittelt, wenn sich ein Sprecher direkt an die Zuschauer wendet, aber sich solche Nähe im übrigen Leben wohl verbitten würde. Solche anscheinende Nähe suggeriert auch das Vorwort, wenn die Autorin verspricht: “Ich zeige Ihnen meine liebsten Fitness- und Relax-

Übungen” oder wenn sie sich bei ihrer Tochter für ihr Verständnis dafür bedankt, dass sie die Mama wegen der Arbeit an dem Buch “für viele Stunden entbehren musste”. Da die Autorin sich persönlich gibt, hier noch ein bisschen mehr Persönliches: Verena Breitenbach kam in Ehingen zur Welt, weil ihre Mutter Elisabeth Breitenbach geb. Löffler zeitweilig in Ehingen lebte; E. Löffler war Klavierlehrerin und unterrichtete im elterlichen Haus an der Georg-Zoller-Straße (der Verfasser dieser Zeilen war von 1950 bis 56 einer ihrer Schüler); der Papa von V. Breitenbach hat ebenfalls einen Teil seines Lebens mi Ehingen verbracht, als Sohn eines Finger Gymmi-Direktors der 50/60er Jahre. – Als Ärztin (und Autorin) Verena Breitenbach aus den Rum Biberach / und
München wieder in den Raum Ehingen gekommen.

Dr. Verena Breitenbach Der Titel der Neuerscheinung: die Autorin selbst in Zuhörer- und Beraterpose

06.04.2003 | Locher-Fachfrau Cora Dietl spricht in Ehingen

EHINGEN (vf) – Am Mittwoch, 30. April, 20 Uhr,spricht Dr. Cora Dietl, Tübingen, im Ex-Franziskanerkloster über den Ehinger Humanisten Jakob Locher. Locher war akademischer Lehrer an den Universitäten Freiburg und Ingolstadt und wurde von Kaiser Maximilian zum Dichter gekrönt (ja, so was gab’s damals). – Unter anderem wird an dem Redner, Dramatiker und Verseschmied Locher seine Übersetzung eines damals berühmten sittenkritischen Buchs, des „Narrenschiffs” von Sebastian Brant, ins Lateinische gerühmt (Ein Stein mit Motiven des Narrenschiffs steht seit vergangenem Sommer vor dem Vortragsgebäude Ex-Kloster).

Die aus Esslingen stammende Literaturhistorikerin C. Dietl (zeitweilig bereits Germanistik-Prof in Finnland) befasst sich schon seit längerem mit Lochers Werk. Sie ist daran, eine Habilitationsschrift über Locher zu verfassen. Als Locher-Forscherin solche hat die Ehinger SZ Dietl vergangenen Sommer größer vorgestellt. – Dietl ist alles andere als eine ausgebleichter, saft- und kraftloser Bücherwurm. Dass sich der Staub der Jahrhunderte auf ihr Hauptthema gesenkt hat, hat die Forscherin und Autorin selbst nicht im Mindesten angestaubt. Vf nimmt an, dass die Ehinger Kultur- und Heimatfreunde am Mittwochabend einen sowohl kundigen wie amüsanten Vortrag hören werden.

03.04.2003 | Wirtschaften und Brauereien

EHINGEN (vf) Gibt es in Ehingen ein einziges stattliches Gebäude, das früher k°e°i°n Wirtshaus war?? So musste man sich fragen, wenn man dieser Tage mit dem Vorsitzenden der Museumsgesellschaft, Ulrich Köpf, durch die Innenstadt wanderte. Was für Heutige selbstverständlich ist, dass Innenstadt Gebäude vor allem Modehäuser sind, war früher ganz und gar nicht der Fall.

Nicht Mode-, sondern Gasthäuser prägten die große Straße

Modehäuser gab es früher wohl überhaupt nicht an prominenter Stelle in der Stadt. Wer Kleider brauchte und zahlen konnte, ging zu einem der kleinen, meist armen Schneider in einer der Nebengassen. Hingegen dienten viele herausragende Gebäude der Bewirtung und der Beherbergung, dahinter dann die zugehörigen Bauten zur Getränkeherstellung („Bier“). Nach Herbergen bestand früher ein vielleicht größerer Bedarf als heute, weil sich in Ehingen überregionale Verwaltungssitze mit repräsentativen Anhängseln befanden (Reichsritterschaft, vorderösterreichische Regionalverwaltung und Ständevertretung), weil Wallfahrer in die Liebfrauenkirche von weit her kamen, weil Ehingen Geld- und Naturalien Annahmeort auswärtiger Großgrundbesitzer (große Klöster, Uni Freiburg) war. Politische Verhandlungen konnten nicht mit dem Telefon erledigt werden. Briefe oder persönliche Anwesenheit waren nötig.

Eine „kleinräumige“ Wirtschaft – in doppeltem Sinn

Ulrich Köpf hatte für seinen Rundgang durch die Stadt über fünfzig (meist ehemalige) Gasthäuser aufgelistet. Die meisten hatten früher auch eine Brauerei angegliedert. Aus Transport- und Aufbewahrungsgründen war Bier, verglichen mit heute, nur dezentral herzustellen, also waren die Brauereien zahlreich, aber auch klein.

Über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte hin wurde in und bei Ehingen auch der für die Bierherstellung benötigte Hopfen angebaut, zum Teil, wie im Fall der Stadtwirtschaft, direkt hinterm Gasthaus. Hopfengärten bedeckten früher einen großen Teil der stadtnahen Flächen, Häuser zum Trocknen („Darren“) der Hopfenfruchtstände befanden sich an zahlreichen Stellen der Stadt. Heute noch stehen zwei Gebäude, die einst zum Zweck des Hopfentrocknens gebaut worden waren (auch hier ein Konservierungsproblem!): nördlich des Gasthauses „Rößle“ und südlich des „Schwanens“, hinter dem Hohen Haus.

Getrunken wurde schon immer

Bierbrauer gibt‘s schon lang in Ehingen. Erstmals wird 1384 in Ehingen ein Brauer genannt. Kurz darauf erwerben ein Ehinger Brauer mit dem schönen Namen Wucherer und sein Compagnon Teile des Dorfs Altsteußlingen, waren also betuchte Leute. – Als die Franziskaner in Ehingen Mitte des 17. Jahrhunderts ein Kloster und dazu eine Wallfahrtskirche bauten, wollten sie auch (sicher nicht um Gotteslohn) die Wallfahrer verköstigen und ließen sich im Jahr 1700 die Erlaubnis zum Bierbrauen erteilen. – Welche Bedeutung das Bierbrauen hatte, lässt sich auch daran ablesen, dass das Grundgesetz der Stadt Ehingen im 18. Jahrhundert (der sogenannte Ramschwag‘ische Rezess) vorschreibt, wer in der Stadt Bier und Met sieden darf – und wer nicht.

Ulrich Köpf, früher einer der drei Leiter der Ehinger Flurbereinigungsbehörde, ausgebildeter Vermessungsingenieur und von daher auch mit der Geschichte und Beurkundung von Vermessungen vertraut, benutzte für seine Darlegungen und seinen Stadtrundgang als Quelle neben Webers Stadtgeschichte (1955) den sogenannten Primärkataster von 1823 und die sogenannte Nummernkarte (1821) zur Landesvermessung – Unterlagen, die im Ehinger Vermessungsamt aufbewahrt werden. In dem „Kataster“ wurden erstmals die Immobilienbesitztümer in Ehingen genau verzeichnet.

Laut Kataster von 1823 gab es in Ehingen Hopfenfelder beispielsweise neben der Gaststätte Blumenschein (am Ende der Pfisterstraße), im Grieß, „vor dem Thor“ (Richtung Ulm), „hinter dem Kloster“ (rund um die heutige Hopfenhausstraße), am „Schwarzen Berg“ (nahe der Schwarzen Gasse, an der heute Katharinensteige genannten Fläche) etc.

Auf und ab in der Wirtschaft – in doppeltem Sinn

Noch 1861 wurden stadtnah 20 Morgen Wald „ausgestockt“ (abgeholzt und die Wurzelstöcke entfernt), um auf den frei gewordenen Flächen Hopfen anzubauen. Als Geländenamen hat sich beispielsweise „Fegers Hopfengarten“ erhalten; zwischen B 311 und „Rotem Hau“.

Binnen weniger Jahrzehnte ging der ganze Ehinger Hopfenanbau „da Bach naaa“. Spätestens nach dem Ersten Weltkrieg war alles passé. Nicht nur das Mitte der 1971 abgebrochene große Hopfenhaus war eine Investition in diesen zunächst wachsenden Wirtschaftszweig, sondern auch beispielsweise das 1960 abgerissene frühere Druckereigebäude der Ehinger Zeitungsverleger-Familie Feger hinter dem Schlüssle, erbaut 1878 von einem „Prof. Baur“.

Die Brauer hatten eigene Brunnenhäuser

Zu den Brauereien gehörten früher auch „Brunnenhäuser“, unter denen sich heute kaum einer etwas vorstellen kann. Als es noch wenige – oder nicht genügend saubere – Brunnen in der Stadt gab, holten die Brauer das benötigte Wasser in der Schmiech, unterhalb der Stadtpfarrkirche, und nördlich der einstigen Eisengießerei Knapp (heute Katharinensteige). Und bauten sich nahe der Schmiech eigene Häuslein, um das Schöpfen zu erleichtern. Das Brunnenhäusle an der Schwarzen Gasse wurde 1878 abgebrochen.

Am Beginn ganz feierlich

Die ersten Gasthäuser in Ehingen, so Köpf, waren nach den vier Evangelisten benannt, „Engel“ (Mensch) für den Heiligschrift-Schreiber Matthäus, „Löwe“ für Markus, „Ochsen“ (Stier) für Lukas und „Lamm“ für Johannes. Laut Ulrich Köpf war die Verwendung von Evangelisten-Namen für Wirtshäuser im Mittelalter ganz üblich. Beim „Engel“ lässt sich nur noch vermuten, wo er einst stand, nämlich dort, wo sich jetzt das Amtsgericht (früheres Verwaltungs- und Ratsgebäude der vorderösterreichischen Stände) befand. Der „Löwe“ befand sich ursprünglich dort, wo heute Hörgeräte Langer ist, später am einstigen unteren Eingang der Stadt, direkt vor der Stadtmauer (heute noch ein stattliches Gebäude, neben Jet-Tankstelle). Das „Lamm“ bringt sich älteren Ehingern heute noch durch die Benennung eines ansteigenden Straßenstücks in Erinnerung; in dem Gebäude befindet sich heute das Geschäft „Betten-Krieger“. Der „Ochsen“ überlebte als einziger aus diesem „Quartett“.

Die meisten frühen Gaststättennennungen stammen aus dem 17. Jahrhundert – wohl eine eher zufällige Folge der „Aktenlage“. Von den im Lauf von vier Jahrhunderten gut fünfzig bekannt gewordenen historischen Gaststätten wollen wir im Folgenden nur einige wenige nennen, vor allem „verschwundene. Wo heute das „Bistro Fun“ sich befindet, an der oberen Hauptstraße war früher eine chinesische Gaststätte, davor einige Jahrzehnte das .Café Kronprinz“, vor allem aber jahrhundertelang eine der ursprünglich zwei „Ochsen“-Wirtschaften der Stadt: Zum Unterschied zum „Ochsen“ in der Schulgasse („der rote…“) wurde der an der Hauptstraße „der weiße“ genannt. – Der (soweit bekannt) erste „Bären“ befand sich in dem Gebäude neben jenem Weißen Ochsen (heute Buchhandlung König) und wurde später an die Pfisterstraße verlegt. Aus dem Hauptstraßen-„Bären“ gingen zwei beachtliche Männer hervor: der Pfarrer, Erd- und Kunstgeschichtsforscher Josef Probst (geb. 1823) und der Breslauer Theologieprofessor Ferdinand Probst (geb. 1816).

Die einstige „Krone“ (heute Raiba) wurde aus besonderem Grund mindestens zweimal erbaut. Als Ehingen ans Eisenbahnnetz angeschlossen und zu diesem Zweck die Straße von der Stadtmitte zum Bahnhofsgebäude verlegt wurde, wurde auch der Gasthof nochmals neu aufgebaut, etwas verschoben (1868).

Gastwirt und Oberschaffner

Das stattliche Gebäude Romer (seit kurzem Textil Öchsle) war einst ebenfalls Gaststätte, wie viele Großbauten an der Hauptstraße. Sie hieß damals Ilge“ (alt, für „Lilie“). Einer der Wirte war im 18. Jahrhundert auch Pacht-Einnehmer der in Ehingen begüterten Universität Freiburg, er war „Oberschaffner“. Was Späteren als Inbegriff eines kleinen Eisenbahnbeamten vorkommt, war damals ein angesehener, mit gutem Einkommen verknüpfter Beruf. Mehrere Gaststätten hatten Säle für größere Veranstaltungen. Nur selten waren es früher Stadtverwaltungen, die solche Bauten erstellten. Das, was jetzt vielleicht bei zunehmender Staatsverschuldung wieder kommt, nämlich öffentlich erledigte Aufgaben durch private Investoren erledigen zu lassen, das war früher selbstverständlich: Hallen waren Wirtschaftsunternehmen, von Wirtschaftenden zu erstellen und zu erhalten.

Wirtshausschild in der Hauptstraße Das Schild des einstigen Gasthauses zum Rad an der oberen Hauptstraße, einst ein stattliches Gasthaus, aber inzwischen schon lang so gut Vergangenheit wie Dutzende anderer Wirtshäuser und Kneipen in Ehingen (entnommen aus der Stadtgeschichte von Pfarrer Weber)

Wirtin – Patronin des Klosters

Weil vor einigen Monaten feierlich an einen Herrn von Staufenberg aus dem 17. Jahrhundert und an seine Bedeutung für die Entstehung des einstigen Franziskanerklosters erinnert wurde, wollen wir eine „Fußnote“ aus Ulrichs Kopfs Vortrag erwähnen: Auch andere Leute, „oifachere Leit“, spielten eine Rolle für dieses Kloster. Ulrich Köpf erwähnte, dass in der Haus-Chronik des Klosters die einstige Rößle-Wirtin Ursula Blau „Patronin und Mutter“ der Ehinger Franziskaner genannt wird und ihr Sohn Caspar Blau „Geistlicher Vater“ des Klosters. Ältere Ehinger erinnern sich ans „Blaufeld“. Woher der Name? – Nun, das Gasthaus gehörte einst einem Stadtschreiber Blau. Gastwirte übten öfters mehrere Berufe zugleich aus – sicher aus verschiedenen Gründen (auch ein Ehinger Feger war im 19. Jahrhundert zeitweilig nebenher Wirt, in der. „Traube“).

16.03.2003 | Ausstellung – Ein Maler religiöser Bilder aus dem Lautertal

GRÖTZINGEN (vf) – Vom 6. April bis 31. Juli werden im “Seminarhof Morgenstern” Bilder des Krankenpflegers Ralf Erik Schumann aus Hundersingen / Lautertal gezeigt. Bei der Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, 6. 4., 10 Uhr, trägt Schumanns Ehefrau Ullrike (das doppelte I ist kein Tippfehler) Gedichte vor, zu denen sie durch die Bilder ihres Mannes angeregt wurde. Die Ausstellung heißt offiziell: ‘Bilder der Sonne und Liebe – Himmlische Botschaften”.

Ralf Erik Schumann sagt von vielen seiner Bilder, er male sie in einem überirdischen Auftrag. Viele Titel und Inhalte sind religiös bestimmt, es geht um Engel, um die Muttergottes…. Schumann malt aber auch Bilder von Landschaften, Dörfern, alten Bauernhäusern etc.

Der Mittfünfziger Ralf-Erik Schumann stammt aus dem Erzgebirge. Dort wurde er zum Drechsler ausgebildet und legte auch die Meisterprüfung ab. Später ließ er sich zum Krankenpfleger für Anästhesie umschulen. Ende der 80er Jahre, kurz vor dem Ende der DDR, kam das Ehepaar Schumann in den Westen. Und Karl-Ulrich fand eine Stelle in einer Diakonischen Einrichtung in Buttenhausen; heute ist er in einem Krankenhaus in Reutlingen tätig. In Hundersingen im Lautertal hat das Ehepaar mit zwei Kindern eine neue Heimat gefunden. Der evangelische Pfarrer des benachbarten Dapfen im Lautertal stellte über Weihnachten Bilder von Schumann in seiner Pfarrkirche aus. Für den Maler R. Schumann ist es wichtig, dass seine Frau und die beiden Söhne ihm bei seiner künstlerischen Arbeit Rückhalt geben, sonst hätte er sich an solche religiös gestimmten Bilder nicht gewagt, kann man auf seiner Internet-Site nachlesen. Man sieht: Mögen die Titel und Inhalte ganz traditional sein, für die Verbreitung werden doch ganz moderne Verfahren verwendet. Man kann sich die Bilder anschauen und auch die Preise erfahren (www.schumann-bilder.de) Das hier – schwarz-weiß – wiedergegebene Bild mit überdimensionalen Auge und vielen flammenden Herzen in der Iris wirbt für die Ausstellung in Grötzingen. Bekanntlich leitet der Psychologe Dr. Viktor Terpeluk seit Jahren in dem Dorf auf den Lutherischen Bergen ein teilweise von ihm persönlich gebautes Haus mit zahlreichen Kursen verschiedener Veranstalter und arbeitet als Psychotherapeut.
Terpeluk und Schumann passen sicher zueinander: Beide glauben an eine jenseitige Welt, die in unser Diesseits hereinstrahlt und hereinwirkt. Dieses Jenseits wird entschieden christlich vorgestellt; bekanntlich gibt es auch völlig unchristliche Jenseitsvorstellungen.

Eines der Bilder des Lautertal-Künstlers, eine seiner religiösen Botschaften

08.03.2003 | Aus der Geschichte der Altheimer Dorfkirche

ALTHEIM / EHINGEN (vf) 1960 wurde die Kirche des Orts renoviert; an diesem März-Wochenende 2003 wird der Abschluss einer weiteren Renovierung gefeiert. Zur Renovierung 1960 (!) verfasste Dr. Tiberius Denkinger einen Aufsatz zur Geschichte der Dorfkirche seiner Heimat, der in der Ehinger SZ und auch als Sonderdruck „aus Anlass der Kirchenrenovation“ erschien. T. Denkinger (1886 – 1979) war katholischer Geistlicher und Lehrer am Riedlinger Gymnasium; als Ruheständler hat er eine höchst gelehrte Heimatgeschichte verfasst, unter dem Titel „Herren, Höfe, Häuser und Fluren in Altheim, Kreis Ehingen“; sie erschien 1963 In einer Auflage von 300 Stück und 1982 als Nachdruck, erweitert um einen Lebenslauf des Verfassers, der übrigens die Erstveröffentlichung selbst finanziert hatte und den seine Heimatgemeinde zum Ehrenbürger ernannte. – Im Buch wird der Schwerpunkt auf die bäuerliche Geschichte des Dorfs, seiner Häuser, Höfe und Familien gelegt. So war ein eigener Aufsatz über die Kirche des Orts ein mögliches Thema. – Den Aufsatz von 1960 drucken wir hier (mit geringfügigen Redigierungen und mit einigen Erläuterungen plus Zwischenüberschriften) nach.

In Altheim ist man daran, die Kirche zu renovieren. Sie ist ein typisches Beispiel für den Stil und die Art, wie man gegen Ende des 18. Jahrhunderts eine Dorfhallenkirche gestaltete. Sie steht deshalb unter staatlichem Denkmalschutz.

Ehrenamtliche Arbeit auch anno 60

Zunächst hat man ihr Mauerwerk auf der Nord- und Ostseite trocken zu legen versucht. Die hierfür nötigen umfangreichen Grabarbeiten wurden anerkennenswerter Weise in Gemeinschaftsarbeit Altheimer Bürger ausgeführt.

Die Vorgängerkirche war marode

Diese Altheimer Kirche steht bald 175 Jahre. Am 2. Juni 1785 wurde die alte Kirche bis auf den Grund niederzureißen begonnen Zunächst hatte man nur ein neues Dach auf die alten Mauern setzen wollen, was auch vom Bischof von Konstanz, dem unsere Gegend damals unterstand, genehmigt war. Aber bei näherem Zuschauen zeigte es sich, dass es das Richtige war, die Kirche gänzlich niederzureißen und neu zu bauen, was man auch unverzüglich tat. Als der Bischof davon verständigt wurde, waren die neuen Mauern schon halb hoch gediehen: was blieb ihm anders übrig, als den Neubau zu genehmigen. Die Baukosten, die im Voranschlag des Erbauers, Architekt Michael Wenger von Mietingen, 3372 fl. betragen sollten, beliefen sich endgültig auf 3500 fl. Geweiht wurde die Kirche am 10. August 1786, der Hochaltar zu Ehren des Erzengel Michael, der Nebenaltar auf der Evangelienseite der Muttergottes und hl. Anna, der auf der Epistel-Seite (vf: die Seite des Schiffs, auf der aus dem Evangelium vorgelesen wird) zu Ehren des hl. Sebastian und hl. Franz Xaver, deren Bilder bisher die Altäre zierten.

Schon 1275 gab es einen Pfarrer

Wir wollen uns aber nun der Vorgängerin dieser Kirche zuwenden. Wir kennen nur eine dieser Vorgängerinnen, eben die 1785 niedergerissene. Sie dürfte 300 Jahre alt gewesen sein, als sie niedergerissen wurde. War dies die erste gewesen, die in Altheim Stand? Sicher nicht! Schon 200 Jahre früher, 1275, gab es einen Pfarrer in Altheim, also auch eine Pfarrkirche. Das ist aber nur der erste Pfarrer, von dem wir eine Nachricht haben. {Vgl. T. Denkinger. Zur älteren Geschichte der Pfarrei Altheim in „Ulm und Oberschwaben“ Bd. 34 {19S5) S. 193 ff.).

Da der Kirchenpatron Michael heißt, der für in alemannischer Zeit gegründete Kirchen zuständig ist, muss die erste Kirche schon früh, sagen wir im 7. Jahrhundert, entstanden sein. Dass diese Michaelskirche ein Filial (vf: eine Nebenkirche) gewesen sein soll zu der dem hl. Martin, einem Franken-Heiligen und Franken-Patron geweihten Erbacher Kirche, muss unwahrscheinlich erscheinen, wenn auch eine 300-jährige Tradition und die Tatsache dafür zu sprechen scheinen, dass der Altheimer Kleinzehnt aus der Altheimer Markung, so lange Zehnt überhaupt gegeben wurde, der Erbacher Kirche zustand. Ob in der Zeit von etwa dem siebten bis zum bis 15. Jahrhundert nur eine Kirche, oder, was wahrscheinlicher ist, mehrere Kirchengebäude nacheinander in Altheim standen, lässt sich heute nicht mehr sagen.

Der jetzige Turm ist wesentlich älter als die jetzige Kirche

Wie aber wissen wir, wann die Vorgängerin unserer heutigen Kirche gebaut worden ist? Wir wissen, dass man 1785 den Turm nicht abgerissen hat, und wir sehen an seiner Form, dass dieser Turm spätgotische Züge zeigt, dass er also im 15. oder 16. Jahrhundert erbaut sein muss. Wenn wir näherhin behaupten, dass er gegen Ende des 15. Jahrhunderts, oder genauer um 1485 erbaut worden ist, so kommt das daher, dass sich in der abgerissenen Kirche eine Inschrift befand, welche die Jahreszahl 1485 aufwies, die von einem Obervogt des 17. Jahrhunderts zu Gunsten seines Herrn dahin gedeutet wurde, damals sei unsere Kirche aus dem Filialverhältnis gelöst worden durch den Vorgänger seines gnädigen Herrn. Da aber anzunehmen ist, dass der Turm und die Kirche ungefähr zu gleicher Zeit gebaut wurden, andererseits das Jahr1485 zur spätgotischen Zeit gerechnet werden muss, so liegt es nahe, dass Turm und Kirche um 1485 erbaut worden sind.

Über die ersten Jahrzehnte dieser 1485 erbauten Kirche wissen wir nichts. Es musste erst die schreckliche Zeit des 30-jährigen Krieges kommen, um die Gemeinde zu veranlassen, etwas über ihren Zustand niederzuschreiben.

Zwei Jahre lang war keine Taufe mehr in der Kirche, im großen Krieg

Was hätte diese Küche alles erzählen können von menschlichem Leid und Jammer, als 1635 von den etwa 250 Einwohnern innerhalb eines halben Jahres 130 Menschen an Hunger und Pest dahinstarben Wie musste die Kirche verlassen dastehen, als vom 17. Oktober 1646 bis 5. Oktober 1647 sämtliche Taufen in Ehingen gespendet wurden, wo die ganze Gemeinde Zuflucht gesucht hatte vor den plündernden Franzosen, Kaiserlichen und Schweden.

Letztere scheinen ein so schreckliches Andenken hinterlassen zu haben, dass in den Kirchenrechnungen, wenn auf diesen Krieg später (noch 1700) die Rede kommt, er immer nur der „Schwedenkrieg“ heißt. Dass es dabei auch dem Kirchengebäude selbst übel erging, zeigen die Berichte um 1650, als nach Durchführung des Westfälischen Friedens (1648) und der Rückkehr der Geflohenen und der Eingewöhnung der aus Bayern, Österreich und der Schweiz neu Zugezogenen ein neues kirchliches Gemeindeleben wieder begann. 1647, am 6. Oktober, werden zwei Kelche verkauft, offenbar, um das nötigste Geld für den Gottesdienst zu bekommen. Dann musste zunächst ein Mann zwei Tage lang die Kirche „räumen“. Er bekommt dafür 16 Kreuzer. In Kirche und Pfarrhof müssen zudem Scheiben eingesetzt werden. So werden am 25. November 1650 dem Glaser von Ehingen 20 fl. (vf: florin, Florentiner, Gulden) 36 Kr. bezahlt, „dass er alle Fenster in der Pfarrkirche Altheim von neuem Glass gemacht hat“.

1651 zählen noch 60 Seelen zur Kirchengemeinde

Ein Visitationsbericht (vf: Kontrolle der Seelsorgearbeit) des Bistums Konstanz berichtet um 1651: Ulrich Edel von Munderkingen ist Pfarrer, 50 Jahre alt. Er hat 60 Pfarrgenossen, der Pfarrhof ist „ruinosa“, vor dem Allerheiligsten kein lieht, de» Friedhof von Sträuchern und Baumen bestanden. Kirchen Einkünfte gänzlich erstorben.

Ehinger Handwerker kriegen Arbeit

Im Oktober 1651 werden dem Maurer von Ehingen wegen der Kirchenmauer 8 fl. bezahlt. Dem Uhrenmacher Jerg Bidermann zu Ehingen (Vgl. Weber, Stadtgeschichte Ehingen, S. 359) 1 fl. 30 Kreuzer, „weil er das Uhrenwerk wiederum hat zugerichtet“. Dem Schmied 12 kr. „dass er die Gloggenklengel gemacht hat“. Dem Sattler in Ehingen für einen ledernen .Riemen zu der großen Gloggen 26 Kreuzer. Am 16. Febr. 1651 für einen neuen Weihwedel 10 kr., Baumöl für die Kirchenuhr 2 kr. Für ein großes Glockenseil 1 fl.

Kirchenbücher und Glockenriemen werden wieder angeschafft

Die Herrschaft (vf: der Ortsadelige) hat ein neues Missale (Meßbuch) von Konstanz kommen lassen, dazu werden „7 Ellen feielblauseidene Bändel zu einem Register“ gekauft um 10 kr. Es wird ein neues Benedictionale {Buch der Segnungen) für die Kirche gekauft um 1 fl. 40 kr. Anno 54 braucht man schon wieder neue Glockenseile und zahlt außerdem dem Hensinger zu Ehingen für einen Glockenriemen. Den er vor 20 Jahren hergegeben für die Kirch. Für ein der Kirchenpflege gehöriges Kalb („Heiligenkalb“) erlösten die Kirchenpfleger in Ulm 3 fl. 12 kr.

Ein Caravaca-Kreuz auf dem Dach

Es ist vielleicht schon manchem Besucher der Kirche aufgefallen, dass die Altheimer Kirche ein eisernes Kreuz mit Doppelbalken oben auf dem Dach trägt Es ist ein sogenanntes Caravaca-Kreuz, benannt nach der Stadt Caravaca in Spanien, wobei nach der Legende ein solches Kreuz von Engeln gebracht worden sein soll. Es wurde im 16. und 17. Jh. besonders verehrt als Wetterkreuz. Vielleicht durfte es hier nach den Erfahrungen von 1635 auch vor der Pest schützen, wie das Abbrennen der Sebastianuskerze, die schon 1647 erwähnt ist: „Für St. Sebastianskerze zu machen 5 Kreuzer.“

Das Kreuz scheint damals schon auf der Kirche gewesen zu sein, da es 1657 heißt: .Item dem Schmied geben 17 kr., dass er das Spanische Kreuz auf der Kirchen wiederum zugerichtet hat.“ Das scheint aber nicht zu lange gehalten zu haben. Denn 1690 gibt man dem Schlosser von Ehingen 3 fl. 30 kr. um ein (neues) eisernes Spanisches Kreuz auf die Kirchen“. So wird auch immer wieder die Sebastianuskerze als Ausgabeposten in der Kirchenrechnung aufgeführt.

Diebstahl Sicherung früher

Zweimal ist von einem Kircheneinbruch berichtet 1662 werden dem Schlosser von Hütten 52 Kreuzer bezahlt, „darum dass er zwo eißen überzwerch Stangen mit Zwingen für die Fenster gemacht hat, da man bei Nacht an demselben Orth in die Kirchen gebrochen“. Sodann wieder 1697: „Dem Glaser für das Fenster, so bei dem Einbruch in die Kirche verderbt: 3 fl. 20 kr.“

Ortsadel als Spender

In den schweren Tagen der Wiedereinrichtung der Kirche kamen dem Gotteshaus Zuschüsse von Gliedern des herrschaftlich Freybergischen Hauses. So vermachte Frau Ursula von Ulm, geb. Freiin von Freyberg, .dem hl. Michael“, also der Altheimer Kirchenpflege, 100 fl. (3. Februar 1660); ebensoviel am 29. Juli 1663 Elisabeth Barbara, Freifrau von Freyberg, geb. Löschin von Hilkertshausen. Dazu kam ein Legat (vf’ Stiftung) des am 26. Juni 1664 zu Dillingen verstorbenen, aber in Altheim begrabenen Ortsherrn Albrecht Ernst von Freyberg in der Höhe von 150 fl. die für die Renovation der „Pfarrkirche von Altheim bestimmt waren, „wie das in dem Jahr anno 1665 geschehen ist.

Ziegel aus Dächingen, Bretter aus der Ehinger Sägmühle

Für die Renovierung brauchte man „zwei eichene Dillen aus der Sägmühle zu Ehingen. Ziegelsteine. 200 von Ulm, 800 von Dächingen, letztere zum Preis von 6 fl. 45 kr., Kalk von Steinenfeld, die Bretter von Ulm, den Schlosser von Hütten, von Steißlingen den Kapellenschneider,“ denn auch die kirchlichen Gewänder wurden restauriert: ein „damastisch blaues“ und ein schwarzes Meßgewand mußte der Kapellenschneider“ „auf die römisch Manier“ zurichten.

Fürstbischof als Stifter

Die massive innere Kircheneinrichtung erfolgte etwas später, ab 1672 eine Stiftung des Fürstbischofs zu Augsburg Johann Christoph von Freyberg (geb. zu Altheim 13. 9. 1616) eingetroffen war in Höhe von 300 fl. zu einem Familienjahrtag mit monatlicher Messe und Almosenaufteilung an Arme. Nun erscheinen in der Kirchenrechnung Posten für die Innenausstattung: Ein Büchele im Wald gehauen und als Saul (vf: Säule) an die Borkirch gemacht – „Item einem Schreiner von Ehingen. Meister Barthollome N., für das Kirchengestühl der Männer und Weiber und Borkirchen „geben worden 18 fl.“ – Dem Mahler zu Ehingen für Krucifix und Altäre zu renovieren 18 fl.. Caspar Fiats und Hans Schaiblin die zwen Altar von Dillingen zu holen 8 fl. – Im November 1674 hörte man den Choraltar in Ulm ab, den der „Herr Maler von Dilligen begleitete.

Kirche – das bedeutet: renovieren

Um 1677 bekommt der Schreiner für den Beichtstuhl 5 fl. 15 kr. .Item (vf: ebenso) dem Bildschnitzer (wohl von Ehingen, da die Figur in Ehingen abgeholt wird) für Sankt Michaels Bild samt aller Zubehör m schnitzen 9 fl., Engelsgeschöpf auszubessern 42 kr. Item dem Maler, um S. Michaels Bild fassen zu lassen und 4 Engelsköpf zu erneuern 16 fl. 30 kr.

Auch für die Altarwäsche wird mit der Zeit gegangen: Um 1680 liefert H. Kaiblin in Ehingen 4 Kelchtüchlein von Taffet (Taft) in viererlei Farben um 5 fl. 20 kr.. Gleichzeitig wird Kirchen- und Turmdach auf einer Seite mit Platten belegt um 22 fl.

Ein Kelch, aus Talem gefertigt

Oben erwähnter Meister Barthollome verändert den Tabernakel; für 9 lateinische Täfelein auf die 3 Altäre, so zur hl. Messe gehören (Kanontafeln) 36 kr. – Von Bartholome Weiss bezieht man eine Fahne um 15 fl. Um 1692 schafft Thomas Gasser, Maurer von Allmendingen, an Kirchendach, Ringmauer und Vorzeichen 37 Tage lang zu einem Taglohn von 28 Kreuzer. Auch einen neuen Kelch und eine neue Patene (vf: Hostienteller) soll der Goldschmied in Ehingen verfertigen aus 27 „ihm übergebenen halben Thalergoldstücken im Wert von 20 fl., 15 kr. – Der neue Kelch wird dann nach der Prämonstratenser-Abtei Roggenburg in Schwaben gesandt, wo er, von selbigem Prälaten“ geweiht werden so

Der Goldschmied wird im örtlichen Wirtshaus verköstigt Als der 1710 ernannte Pfarrer Simon Weiß in seiner Pfarrei eingewöhnt war, ließ er 1715 um 24 fl. bei einem Goldschmied in Gmünd beide Kelche, die Monstranz und das Ciborium „aufbuzen und renovieren“; der Goldschmied führte diese Arbeit rh Altheim aus, denn die Kirchengemeinde zahlt für ihn an den Wirt Kostgeld. Als 1717 ein neuer Pfarrer kam, fand er, dass ein „gar schlechter silberner Kelch unbrauchbar sei“, so ist (1718) „solcher zusammengeschlagen an Herrn, Johann Sebastian Mylius……

19.02.2003 | Auf den Spuren von Bruder J. Stiehle

DÄCHINGEN / CUENCA (vf) – Franz Holzmann ist von seiner jüngsten Ecuador-Reise zurück. Auch diesmal gibt es wieder viel zu erzählen, vor allem von der sinnvollen Arbeit der mit Spenden aus Deutschland unterstützten Stiehle-Fördervereinigung in Cuenca und Umgebung.

Ein besonderes Ereignis war die Einweihung und Benennung einer deutschen Schule in Cuenca nach dem aus Dächingen stammenden Ordensbruder und Baumeister Johannes Baptista (Juan Bautista) Stiehle. Darüber berichtete für die SZ Ehingen bereits ihr Mitarbeiter Kurt Efinger, der für einige Wochen Franz Holzmann auf seiner Tour begleitete. – Inzwischen ist aber auch F. Holzmann zurück. Die SZ fragte den früheren Dächinger Ortsvorsteher, Stiehle-Forscher und Fördervereinsgründer Holzmann nach weiteren Erlebnissen. Und da gibt es schon zu erzählen.

Das wichtigste für Holzmann war wohl mitzuerleben, wie die beiden Cuencaner Angestellten des Fördervereins arbeiten. Die beiden Frauen verwenden nicht nur die aus Deutschland seit Jahren schon eintreffenden Spendengelder, sondern tun auch viel in Cuenca selbst, um mit von dort gespendeten Geldern und Materialien sinnvoll zu arbeiten, vor allem: die Not in den sehr ärmlichen Gebirgsgegenden um Cuenca zu lindern. Abgesehen von der Unterstützung bedürftiger Schüler in Cuenca arbeiten die beiden Frauen auch in dörflichen Anden-Regionen zum Teil in größerer Entfernung von Cuenca. Sie besuchen Gebirgsdörfer, die oft nur noch von älteren Leuten und Müttern mit Kindern bewohnt werden. Die Männer sind abgewandert, um in den großen Städten, teils an der Küste des Landes, Arbeit zu finden und auf diese Art dann ihre Angehörigen zuhause unterstützen zu können.

Die beiden Mitarbeiterinnen der Fördergemeinschaft fahren immer wieder mit einem schwer mit Grundnahrungsmitteln beladenen Auto in die Bergregionen, am Straßen, die oft diesen Namen kaum

verdienen, und geben dann die Nahrungsmittel zu verbilligten Preisen ab. Zugleich versammeln sie die Frauen mit ihren Kindern um sich, um ihnen für den Alltag nützliche Informationen zu geben. Auch religiöse Unterweisung fließt ein; es handelt sich um Gegenden mit Menschen, die zwar dem Namen nach katholisch sind, aber oft wenig von Glaubensinhalten wissen, die aber andererseits, so der Eindruck von Franz Holzmann, gerne mehr vom Christentum hören. Während der Cuenca-Zeit Holzmanns war Advent und Weihnachten; der Dächinger erlebte mit, wie in einem Fall fünf Kinder zu einer religiösen Feier kamen, die von den beiden Stiehle-Fundacion-Mitarbeiterinnen organisiert wurden. Die Menschen hatten lange Wege von zu Hause und dann wieder nach Hause zu Fuß zurückzulegen. Bei der Feier konnten die beiden Fundacion-Mitarbeiterinnen auch die anwesenden Kinder mit kleinen, bescheidenen Geschenken bescheren und erfreuen. – Für Franz Holzmann war der Vorgang ein eindrückliches Erlebnis, dass die deutschen Spendengelder sinnvoll angewendet werden.

Auch in Sachen Stiehle-Geschichte ergab sich einiges Neue. So besuchte Holzmann eine Wallfahrtskirche in Biblian, deren Bau in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von J. B. Stiehle geplant worden war. Bei dieser Reise konnte er zusätzliche Belege für die Richtigkeit dieser Zuschreibung auftun. Unter anderem fand Holzmann auch einen aus Holz hergestellten Altartisch vor, der mit Sicherheit Stiehles Hand zuzuschreiben ist. Erkenntnisse zur Biographie und zur Arbeit von Bruder Johannes fand Holzmann auch, indem er Orte aufsuchte, deren Namen in der ersten gedruckten Lebensbeschreibung Stiehles auftauchen, verfasst von seinem Ordenskollegen Georg Kaiser; diese Biographie erschien erstmals vor hundert Jahren in den USA auf Latein und einige Jahre später auf im Druckhaus Feger in Ehingen. Obwohl es kein runder Geburtstag ist, feierte eine große Cuencaer Tageszeitung den 104. Todestag von Johannes Stiehle in ihrer Wochenende-Beilage mit einem Din-a-Vier-Seiten großen farbigen Aufmacher-Foto. Verwendet wurde dafür ein Bild, das ein Cuencaer Maler vor Jahren angefertigt hat und das das Hauptbauwerk Stiehles, den erdbebensicheren Dom von Cuenca, eine der größten Kirchen Südamerikas, mit seinem Planer zeigt. Der Maler ließ sich von mittelalterlichen europäischen Darstellungen inspirieren: Diese zeigen dann aber nicht den Architekten, sondern den Stifter einer Kirche, ein Modell des Doms auf den Händen tragend. Eine Kopie des Bildes befindet sich in der Stiehle-Gedenkstube in Dächingen.

06.02.2003 | Fünfzig Jahre danach Erinnerungen an ‚Stalingrad‘ veröffentlicht

KIRCHBERG (Kreis Biberach) / Toronto (sz / vf). – Im Selbstverlag erschien jetzt ein mehrhundertseitiges Buch, verfasst von dem aus Kirchberg, Kreis Biberach, stammenden, in Toronto / Kanada lebenden 88-jährigen Michael Johann Kramer über seine Erlebnisse während des Krieges in Stalingrad und danach, in russischer Gefangenschaft.

Kramer hat bald, nachdem er 1949 aus der Gefangenschaft nach Kirchberg heimgekehrt war, seine Erinnerungen maschinenschriftlich notiert. Das 360 Seiten umfassende Typoskript blieb dann jahrzehntelang in einer Schublade liegen. – Einige Jahre nach der Rückkehr nach Deutschland wanderte Kramer nach Kanada aus. Eine Tochter von ihm wanderte als Erwachsene nach Deutschland zurück und half jetzt bei der Drucklegung der über fünfzig Jahre alten Aufzeichnungen, die J. Kramer selbst in Kanada mit Unterstützung seiner Kinder von der einstigen Typoskript-Fassung weg in den PC eingegeben hatte.

Gedruckt wurden die Erinnerungen in einer Auflage von einigen hundert Stück in Digitaldruckverfahren. Erhältlich sind Exemplare in der Biberacher, Buchhandlung Weichhardt für 20 Euro und im Café Kramer in Kirchberg, der Heimat des Verfassers.

Die Biberacher SZ-Redaktion unterhielt sich mit dem 88-jährigen Deutsch-Kanadier aus Anlass der Veröffentlichung am Telefon. In dem Gespräch äußert Kramer, er habe zahlreiche Bücher über „Stalingrad“ gelesen, aber diese Bücher seien immer aus der Sicht von Offizieren geschildert, nicht aus der Warte des einfachen Landsers.

Kramer bekennt sich zu seiner Soldatenzeit sehr direkt: „Wir waren Soldaten und für uns hat es nichts anderes gegeben als Siege und nochmals Siege. Immer, wenn die Russen einen Gegenangriff gestartet haben, gab es einen Luftschlag gegen deren Stellungen.“ Immer wieder erstaunt’ den Verfasser dieser Notiz, vf, wofür alles Gott herhalten muss: Kramer sagt: „Ich bin sehr religiös: ich danke Gott, dass er mich durch die Tage der Gefangenschaft geführt hat.“ – Aussagen von jüdischen Häftlingen, die das KZ überlebten, und von deutschen Soldaten, die den Krieg überlebten, unterscheiden sich häufig dadurch, dass Juden, die kein KZ errichteten, sich schämen, überlebt zu haben, deutsche Soldaten hingegen göttliche Fügung für- ihr Überleben in Anspruch nehmen.