12.11.2003 | 12-Jährige Spitze bei Klavier-Wettbewerb

ÖPFINGEN (vf) – Vor vier Jahren stellte die SZ schon einmal Stefanie Mayer ihren Lesern vor; damals war sie acht. Anlass damals war eine Spitzennote bei „Jugend musiziert”; auch dieses Jahr hat Stefanie wieder bei einem Klavier-Wettbewerb, diesmal in Stuttgart, die beste Note eingeheimst.

Weder die Eltern noch die junge Freizeit-Pianistin haben uns mitgeteilt, dass sie beim Matthaes-Klavierwettbewerb in Stuttgart vergangenes Jahr den zweiten Preis, diese Jahr den ersten Preis in ihrer Altersgruppe errang (vf empfindet diese Zurückhaltung als angenehm un-eitel).

Junge Klavierspielerinnen und Klavierspieler aus dem ganzen Land nahmen an dem Wettbewerb teil. Veranstaltet wird er von der bekannten Klavierbau-Firma Matthaes. Beim Wettbewerb diesen Spätsommer spielte Stefanie unter anderem eine dreistimmige Invention von J. S. Bach, das Nocturne cis-moll von Chopin, einen Satz aus „Childrens-Corner” von Debussy und die Komposition des Zeitgenossen Schleiermacher.

Seit sechs Jahren erhält Stefanie Mayer Unterricht von der seit zehn Jahren in Griesingen wohnenden, aus Belgrad stammenden Pianistin und Klavierlehrerin Andreja Inhof-Fideler. Sie darf auf die Erfolge ihrer Schülerin stolz sein.

Die musikalische Begabung der jungen Stefanie fiel schon auf, als sie erst anderthalb Jahre alt war. Das Interesse der fünfjährigen Tochter am Instrumentalspiel wurde von den Eltern, die selbst kein Instrument spielen, erkannt und unterstützt. Stefanie wird nur selten zum Üben angehalten; sie tat und tut es aus eigenem Interesse und gern. Die Eltern scheinen, so jedenfalls vf‘s Eindruck, nicht zu jenen zu gehören, die ihr Kind zu besonderen Leistungen trimmen wollen. Solche Eltern gibt es bekanntlich in den verschiedensten Bereichen, vor allem im Sport, wo diese Eigentümlichkeit heute gesellschaftlich weit mehr akzeptiert ist als etwa, wenn es um gute Noten in der Schule geht oder um das Beherrschen eines Musikinstruments. Stefanie besucht derzeit das Gymnasium St. Hildegard in Ulm (siebtes Schuljahr). In der Freizeit macht sie außer Musizieren auch viel anderes (Gymnastik, wandern, lesen…)

Stefanie Mayer und ihre Klavierlehrerin A. Inhof-Fideler (2001). Foto: privat

26.10.2003 | Aus „Karga-City-Markt“ wurde später „Preisfux“

RAUM EHINGEN (vf) – Wir werfen wieder einen Blick in frühere Bände der Ehinger Heimatzeitung und wählen interessante oder amüsante Nachrichten aus dem Spätsommer 1978, also vor 25 Jahren, aus. „Unser Dorf soll schöner werden“. Die Prüf-Kommission zieht durch eine ganze Reihe Dörfer im Raum Ehingen und Ulm, mit dabei Obstbauoberamtmann Baur, der stv. Kreisobmann der Landwirte Hans Vetter, Weilersteußlingen, Frau Baier vom Landwirtschaftsamt Ehingen, Gärtnermeister Kaspar Munderkingen, Bürgermeister Karl Traub, Hausen am Bussen. Der „Karga-City-Markt“ wird im August 1978 gegenüber der evangelischen Ehinger Stadtkirche eröffnet. Es ist der 19. „Karga“-Markt in Schwaben. – Nach dem Ende des einst bedeutenden Ulmer Lebensmittel Filialunternehmens Karl Gaissmaier („Karga“) kommt der Laden zu einer neuen Kette und wird in „Preisfux“ umbenannt. Inzwischen, 2003, steht dieser Großraumladen, einst der Stolz der Ehinger Innenstadt, mit seiner großflächigen Tiefgarage, seit Jahren leer, die Zufahrt zur Tiefgarage ist verbarrikadiert, das Gebäude verfällt. Verschiedene Versuche, hier wieder einen Laden zu eröffnen, sind gescheitert. Als ein Grund für die Nicht-Rentabilität eines neuen Großraumladens wurde die Eröffnung des E-Centers bei Möbel Borst genannt. Unternehmer Franz Borst seinerseits hatte sich über Jahre hin für ein solches „Center“ eingesetzt, um seinen Möbelverkauf attraktiver zu machen, im Blick auf den damals geplanten und inzwischen eröffneten Ulmer „Ikea“.

21.10.2003 | Josef Hoben und Peter Blickle

EHINGEN (vf) – Wie an dieser Stelle notiert, kann man am Mittwochabend im Ehinger Kulturzentrum zwei Schriftsteller sehen und hören; einer der beiden, der zweite Vorsitzende des baden-württembergischen Schriftstellerverbandes, wohnt seit einigen Monaten in Ehingen.
Hier seien einige Angaben zu den Lebensläufen der beiden nachgereicht. Man erkennt: Nur selten wird man „planmäßig“ Schriftsteller; beide Lebensläufe sind durch Sprünge, gar Risse, gekennzeichnet.
Josef Hoben wohnt seit einiger Zeit in Ehingen, im Konvikt, wo ihm Konviktsdirektor Kaspar Baumgärtner, sein früherer Ehinger Klassenkamerad, das „Überwintern“ erleichtert; Hoben hat in seinem autobiographischen Roman „Die Lossprechung“ (Tübingen, Klopfer & Meyer, 1998) einige Erlebnisse seiner einstigen Ehinger Konvikts Zeit vor fast 35 Jahren erzählt. Nachdem er die ersten Gymnasialjahre in einem diözesanen Internat in Leutkirch (ähnlich dem Ehinger Josefinum) gewohnt hatte, lebte Hoben zwei Jahre in Ehingen als Konviktor. In Ehingen zeigte sich aber auch: Aus dem Lebensplan (oder. Elternwunsch?) „Priester“ wird nichts. Der Roman „Lossprechung“ erschien in einer Auflage von 5000 Exemplaren, die inzwischen vergriffen sind. Hoben hofft, dass das Buch nochmals eine Auflage erfährt, vielleicht auch als Taschenbuch.

Josef Hoben Foto: Oppermann

Hoben wurde 1954 in Unterraderach bei Friedrichshafen geboren. 1969 kam er für zwei Jahre nach Ehingen ans Gymnasium; das Konvikt war damals noch bei der Konviktskirche, der Direktor hieß damals Betzler, er wird auch in dem Roman genannt. -Hoben brach die Gymmi-Zeit ab und durchlief eine Lehre als Industriekaufmann bei der Zahnradfabrik Friedrichshafen, absolvierte zwei Jahre Bundeswehr, holte das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nach, studierte Germanistik und Geschichte in Konstanz, war dort vier Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter am germanistischen Seminar und lebt nun schon lange als selbstständiger Literaturkritiker und Autor. Auf diese Art leben – das ist kein ,Schleckhafen’. Hoben ist froh, wenn er im Ehinger Konvikt wohnen und – als Mietzahlung – mithelfen kann, oder wenn er, wie derzeit, einen Forschungsauftrag des Friedrichshafener Stadtarchivs über die Kriegszeit in der Bodenseestadt abarbeiten darf; der Leiter dieses Archivs hat übrigens ebenfalls das Ehinger Gymnasium besucht; oder wenn er ein Schriftsteller-Stipendium kriegt oder wenn er ‘mal ein halbes Jahr in einer Wohnung des Schweizer Schriftstellerverbandes in Paris wohnen darf (ausgerechnet in Räumen, in denen der bedeutende französische Schriftsteller Paul Nizon früher wohnte)oder wenn er zu einer Lesung gebeten wird. – Unter dem Aspekt „Lesungen“ war der bisher einzige Roman Hobens‘ wenigstens zeitweilig ein Erfolg: Im Jahr nach dem Erscheinen des Ronans wurde Hoben zu immerhin siebzig Lesungen gebeten; derzeit sind es loch zwei Lesungen pro Monat. Als Vorstandsmitglied des Schriftsteller-Verbandes kann Hoben auch selber Berufskollegen zu solchen (Lesungs-) Schnäppchen verhelfen – (Schnappten sind solche Lesungen für viele sedier Kollegen). Mit dem Verfassen von literarisch anspruchsvollen Texten begann Hoben Anfang der 90er Jahre, als Enddreißiger. Derzeit arbeitet er an einem zweiten Roman. Nicht unähnlich seinem ersten geht es auch in dem neuen Roman um Selbsterkenntnis, Selbstfindung, um Heimat und um Fremdheit.-Außer seinem Roman „Lossprechung“ hat Hoben vier Bände Kurzgeschichten veröffentlicht, den ersten 1995, den vierten im Jahr 2000. Er hat in einem eigenen Kleinverlag namens „de scriptum“ seit Anfang der 90er Jahre etwa zwei Dutzend Büchlein anderer Autoren in geringer Auflagenhöhe veröffentlicht. Sehr glücklich ist unser Gesprächspartner darüber, dass er zum 70. Geburtstag des von ihm verehrten und ja ebenfalls vom Bodensee stammenden Autors Martin Walser einen Glückwunsch-Band („He, Patron“) mit zahlreichen Beiträgen sammeln und herausgeben durfte. – Befragt nach literarischen Vorbildern nennt Hoben die Autoren Stadler, Walser, Genazino, Grass.

vf zu Autor und Roman: Der Mensch Josef Hoben ist ein höchst angenehmer Zeitgenosse, absolut uneitel, höchst umgänglich, ohne alle Umstände; da tut es vf umso mehr leid, dass er sich für den Stil des Romans, „Lossprechung“ nicht erwärmen kann.

Der Autor Peter Blickle

Peter Blickle / Foto privat

Eigentlich könnte die Ehinger VHS den Autor Hoben auch mal zu einer Lesung bitten; nun aber wird das Schriftstellerverbandsmitglied Josef Hoben am Mittwochabend in Ehingen einen anderen Autor als Vorleser vorstellen, einen Autor, der ebenfalls eine bunte Lebensgeschichte aufzuweisen hat: Dr. Peter Blickle (nicht verwandt und nicht verschwägert mit dem ebenfalls aus Oberschwaben stammenden Historiker Blickle). Blickle wurde 1961 in Ravensburg geboren, wuchs im ländlichen Wilhelmsdorf auf, legte dort 1982 sein Abitur ab, schlug sich dann ein, zwei Jahre in zahlreichen Jobs durch, als Übersetzer bei der Firma Glas-Sprinz, als Praktikant im Elisabethenkrankenhaus Ravensburg, als Arbeiter auf dem Bauhof Wilhelmsdorf, als Autolacke-Mischer und als Fahrer. 1983 begann er an einer Universität in Michigan / USA Medizin zu studieren, wechselte dann aber bereits 85 zu einem anderen Studiengang: Altgriechisch, Latein, Englisch, erwarb 1987 in Michigan den ersten Uni-Grad („Bachelor“, lateinisch „Baccalaureus“) und 1989 den zweiten Uni-Grad (Master of Arts, lateinisch „Magister Artium“) in vergleichender Literaturwissenschaft. Er ließ sich in den Jahren 1989 / 1990 zum Notfallrettungshelfer ausbilden, studierte dann weiter und verfasste in den USA eine Doktorarbeit über die oberschwäbische Schriftstellerin Maria Beig. 95/96 war er Lecturer für Deutsch und ist seit 1996 an der „Western Michigan University“ Professor für deutsche Literatur und Sprache. Zusammen mit einer Amerikanerin übersetzte er mehrere Romane von Maria Beig ins Amerikanische, außerdem amerikanische Autoren ins Deutsche. Seit den 80er Jahre schreibt Blickle Kurzgeschichten. 2002 nun erschien sein erster Roman „Blaulicht im Nebel“. Zum Inhalt heißt es unter anderem: „Rettungseinsätze, Ärzte und eine in Oberschwaben ansässige Adelsfamilie bilden den Hintergrund.“

21.10.2003 | Bürgermeister Knapp legte an einem Denkmal für deutsch-bedingte Gräueltaten in der belgischen Stadt Dinant ein Blumengebinde nieder.

Das hätte sich in Schelklingen wohl kaum jemand vorgestellt: Dass die Untaten deutscher Soldaten im neutralen Belgien gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs noch Wirkungen aufs Jahr 2003 haben und erinnert werden, wenn es um die so wohlgemeinte deutsche Bereitschaft geht, zur Entwicklung des durch amerikanische und europäische Konzerne ausgebeuteten Inselreichs der Philippinen beizutragen. Dass durch jene Gräueltaten zu Beginn des Ersten Weltkriegs ausgerechnet der Bürgermeistereiner kleinen oberschwäbischen Landstadt – eigentlich weit weg vom Schuss – in eine für sein Empfinden peinliche Situation im Jahr 2003 hineinrutscht, zu allem auch noch, wenn es um so etwas Ehrenwertes wie Entwicklungshilfe für einen Ort im zigtausend Kilometer entfernten Inselstaat der Philippinen geht, das hätte sich BM Knapp wohl auch nicht zu Beginn des von ihm geförderten Entwicklungshilfeprojekts gedacht.

Da holt die unselige deutsche Vergangenheit eines hemmungslosen Militarismus einen einfachen deutschen Kleinstadt-Bürgermeister ein, und er muss, weil nun mal zufällig die belgische Stadt Dinant Entwicklungshilfepartner ist, ausgerechnet in diesem Belgien ein Erinnerungsgebinde niederlegen – ein Stück unerwarteter Entwicklungshilfe für deutsche Erinnerungsfähigkeit, Entwicklungshilfe nicht für die armen Philippinen, sondern für erinnerungsunfähige deutsche Köpfe.

Andererseits darf man fragen: Erinnern sich die Belgier so genau wie im Fall “Dinant” an das, was ihre eigenen Bürger und Soldaten vor hundert und weniger Jahren im Kongo angerichtet haben und was inzwischen ebenfalls ganz deutlich und ganz präzis nachgewiesen ist?? Aber: Alle Bösartigkeiten und Infamien der belgischen Kolonialpolitik im Kongo können die “Arbeit* deutscher Soldaten in Belgien (übrigens licht nur während des ersten, sondern auch während des zweiten Veitkriegs) nicht ungeschehen mähen. Und wenn die Belgier sich an »re spezielle .Arbeit’ im Kongo nicht erinnern wollen, bleibt den deutschen die sie selbst betreffe Erinnerungsarbeit trotzdem nicht erspart.

12.10.2003 | Kurt Grabert – Skulptur und Malerei

GÖPPINGEN / EHINGEN (vf) – Der Ehinger Marktplatzbrunnen gilt als eines der beiden Hauptwerke des vor einigen Jahren verstorbenen Künstlers Kurt Grabert. In den vergangenen Monaten konnte man im und vor dem Ehinger Ex-Franziskanerkloster eine Reihe plastischer Arbeiten K. Graberts sehen. – Seine Ehefrau Lore Grabert-Kodera hat viele zwei- und dreidimensionale Arbeiten Graberts in einem schön gestalteten, gut zweihundert Seiten umfassenden Buch in Bildern und Texten festgehalten und die Standorte notiert.

Das Buch ist ein schönes Zeugnis der Zuneigung und des Respekts; es kann in der Buchhandlung König erworben werden. Dass die Ehinger Heimatzeitung von dieser Neuerscheinung mit ihrer begrenzten Auflagenzahl (Privatdruck) Notiz nimmt, ist auch deshalb gerechtfertigt, weil der Theodulsbrunnen der erste große Plastik-Auftrag Graberts war; dieser Brunnen führte dazu, dass der damals bereits über Sechzigjährige eine Reihe weiterer Aufträge erhielt, vorwiegend in Orten in einem Umkreis von etwa hundert Kilometern um Ehingen. In Ehingen stehen noch weitere plastische Arbeiten Graberts „im öffentlichen Raum“: die Eulenspiegel-Figur vor dem Rathaus, der Viehmarkt Brunnen, dazu – aufmerksamen Passanten sichtbar – die feine, ihrem eigenen Spiel „versunken“ zuhörende Flötenspielerin in einem Garten an der Lindenstraße und ein wasserspeiender Nock in einem Garten im Wolfert Gebiet beides Folgeaufträge aus der Theodulsbrunnen Arbeit.

Der 1922 in Stuttgart geborene Künstler starb nach einer kurzen, schweren Krebserkrankung im Jahre 1999. Lotte Grabert-Kodera hat ihm ein besonderes „Denkmal“ gesetzt, durch die bildliche und textliche Auflistung der Arbeiten ihres Mannes, durch Fotos, die ihn bei der Arbeit zeigen, vor allem aber durch ihren Textbeitrag: „Ein Augenblick, ein Vierteljahrhundert- Erinnerungen an meinen Mann Kurt Grabert“. Spürbar wird die Zuneigung, die die beiden verband: eine glückliche Ehe, von der die Lebende sachlich und liebenswürdig schreibt. – L. Grabert-Kodera lernte ihren späteren Mann auf einer Prag-Reise kennen; sie war auf der Suche nach Zeugnissen ihrer Vorfahren. Die schönen Empfindungen des Beginns einer Liebesbeziehung haben zweieinhalb Jahrzehnte gemeinsames Leben und den Tod des Mannes überdauert, obwohl (oder: weil?) Lore Kodera selbst ein intensives Arbeitsleben führte: Sie leitete eine große Familienbildungsstätte in Göppingen, sie eröffnete dort 1967 und führte dort bis 1991 ein „Malatelier“ für Kinder nach den Empfehlungen des aus Deutschland stammenden Pariser Psychologen Arno Stern. (Eines dieser nicht gerade häufigen Malateliers gibt es auch in Ehingen, seit langem geführt von Geneviève Terhardt.)

Wer den Künstler K. Grabert kannte (wie der Verfasser dieser Zeiten) und wem ein passender seelischer „Resonanzboden“ eignet, kann das Glück nachempfinden, das die Buchautorin im Umgang mit K. Grabert empfand: Grabert war ein ausgesprochen fröhlicher, herzlicher, direkt auf Menschen unbekümmert zugehender Mensch, ein – zumindest manche Zeitgenossen – durch seine Begeisterung ansteckender Charakter. Die akademische und Großteils auch journalistische Kunstbetrachtung in der Bundesrepublik wird nicht viel Notiz von Kurt Graberts Arbeit genommen haben und nehmen. Das liegt teils an diesen Betrachtern, teils auch an den Arbeiten Graberts. So war und ist aus dem universitären oder sonstigen Kunstbetrachterbereich eine größere Würdigung Graberts derzeit kaum zu erwarten. Aber seine Witwe hat diesen humanen und klugen Dienst, einen Liebesdienst geleistet.

08.10.2003 | Suche nach der Schönsten

EHINGEN (vf) – Zwei Mittzwanziger aus dem Raum Ehingen, Betriebswirt Marcel Biesinger aus Altsteußlingen und Discjockey und Anlagenberater Frank „Frankyboy“ Zeisel aus Griesingen, planen für den Dezember einen Schönheitswettbewerb in einer Halle unseres Raumes, gemeinsam mit einem örtlichen Verein.

Die beiden Junioren arbeiten mit einer Firma zusammen, die Models sucht und vermarktet. Im Internet präsentiert sich die Firma als „Modelofgermany.de„. Die Veranstalter werden in der nächsten Zeit dazu aufrufen, sich für die Teilnahme zu melden. „Model of Germany“ nennt drei Bedingungen für die Teilnahme: „16 – 26 Jahre – keine Kinder- keine Aktfotos“.

Biesinger und Zeisel organisierten bereits vor einem Jahr in Griesingen einen Schönheitswettbewerb. Auch in diesem Jahr wird es wieder drei Vorstellungsrunden der Teilnehmerinnen geben: eine im Abendkleid, eine im Bikini und eine Quiz-Runde, in also vielleicht etwas Köpfchen gefragt ist. Die Frage, warum die Teilnehmerinnen keine Kinder haben dürfen, wird der SZ auf Nachfrage so beantwortet: Die Frauen sollen für spätere Model-Foto-Sessions jederzeit abrufbar sein. Die Forderung „bisher keine Aktfotos“ wird damit begründet, dass man seriös sein wolle. Wer beim Model-Contest mit „Model of Germany“ über unseren Raum hinaus weiter kommen will, muss den Forderungen der bundes- und weltweit tätigen.

05.10.2003 | Zurückgeblättert: Raum Ehingen, 1978

RAUM EHINGEN (vf) – Wir werfen wieder einen Blick in Bände der Ehinger Heimatzeitung und wählen interessante oder amüsante Nachrichten aus dem Spätsommer 1978, also vor 25 Jahren, aus.

Fest „20 Jahre SV Dettingen“. Die SZ berichtet: „Staffelleiter Jürgen Amendinger überreicht an vierzehn Mitglieder die Spielerehrennadel, Vorsitzender Alfred Stocker erhält den Verbandsehrenbrief.“

Beim Allmendinger SPD-Ortsverein berichtet Vorsitzender Werner Gentzsch über das zurückliegende Jahr. Unter anderem sprach in Allmendingen Ivo Gönner (heute Ulmer OB) über den SPD Parteitag in Hamburg; an dem er als Delegierter der SPD Ulm-Alb-Donau teilnahm.

Der neue Ehinger Verkehrsübungsplatz wird eingeweiht. In einer Sonderveröffentlichung der SZ werben unter anderem „Kfz-Zubehör“ W. Röder, Gruorner Straße, das Ehinger Reisebüro Paul Müller und die Schmiechener Sonnen-Brauerei. Beim Eröffnungsfest werden „Motorrad-Artistik“, griechische und spanische Folklore geboten. Das Luftbild der neuen Anlage in der SZ ist „vom Regierungspräsidium freigegeben“ worden.

Das Dieterskircher Rat- und Schulhaus ist renoviert, unter Mitarbeit von Vereinen und Feuerwehr.

Der Blaue Steinbruch, ein geschütztes Gebiet, liegt am westlichen Stadtrand von Ehingen. OB Henger möchte, dass die Bevölkerung mehr von diesem Naturdenkmal hat. Sein Vorschlag: Einen Weg am Rand des Steinbruchs entlang anlegen, damit die Menschen von oben herab das geschützte Gelände betrachten können. Diskutiert wird im Gemeinderat, ob der Steinbruch See teilweise aufgefüllt werden soll und ob der für Fußgänger gefährliche Steilrand abgeböscht wird. – Inzwischen träumt das Gelände schon lange wieder vor sich hin – nur wenige Menschen interessieren sich dafür. Ein Bedarf nach Kennenlernen scheint nicht zu bestehen.

Die Mundinger „Metallbaufirma Mundal“ besteht im Sommer 1978 zehn Jahre. Geschäftsführer ist Walter Schilling. Bei einer Feier wurde mitgeteilt, dass Mundal-Monteure jetzt nach Algerien fliegen, um an einem Großprojekt des Liebherr-Konzerns, dem Bau einer Fabrik zur Herstellung von Baumaschinen, mitzuarbeiten (einem Projekt, das sich später als Flop herausstellt, bedingt durch politische Entwicklungen in Algerien). Walter Schilling stellt bei der Betriebsfeier ein neuentwickeltes „wärmegedämmtes Alu Fenster“ vor. Er berichtet über die zehn Jahre harter Arbeit und inzwischen große Aufträge bis im Ausland. Kein leichter Weg bis dahin: „Es war ein Gefühl wie Weihnachten, als der erste Gabelstapler angeschafft werden konnte.“ Bis dahin waren die „200 bis 300 Kilo schweren Bunde aus Aluminium von Hand abgeladen worden“.

Zum Fünfzigerfest in Schelklingen kommt Besuch aus Australien: Ernst Bausenhart, 20 Jahre zuvor ausgewandert, ist  inzwischen Ausbildungsleiter in einem Industriebetrieb in Melbourne.

29.09.2003 | Besuch beim Sippentreffen bis aus den USA

MUNDERKINGEN (vf) – Sogar eine Fahne wird gehisst, wenn sich die Großfamilie Edel am Samstagnachmittag am und im „Rößle“ trifft. Die Alten Kameraden der Stadtkapelle Munderkingen blasen dazu einen Marsch.

Vorbereitet hat das Treffen Anton Edel, Jahrgang 37 aus dem Saarland; sein Großvater starb vor über hundert Jahren in Munderkingen; sein Vater war eines von zehn Kindern und versuchte später sein Glück im Saarland. Zum Sippentreffen wird sogar Besuch aus den USA erwartet; Maria Antonie Erb geb. Edel (aus der Metzgerfamilie Edel). Sie lebt heute im Ruhestand in Vail. Nicht ganz so weit hat es ein Bruder von Sippentreffen-Organisator Anton Edel, Wolfgang Edel aus Aachen. Die Fahne mit dem neukreierten Wappen der Edel und dem Bild von Monika und Lothar Edel wird von eben diesem in Saarbrücken lebenden Ehepaar gestiftet.

Natürlich wird Anton Edel neue Erkenntnisse zur Sippengeschichte vortragen. Im Unterland und bis in Berlin
gibt es verschiedene Edel-Namensträger, die sich um die Erforschung der Lebensdaten und eventuell der Lebensumstände von Vorfahren bemühen. Die Ehinger SZ stellte am 12. August einige Edel-Geschwister vor, Kinder von Alvine und Raffael Edel, seines Zeichens Bürstenmacher. Von sechs Geschwistern wanderten in den fünfziger Jahren vier aus dem armen, kleinstädtischen, wenig Zukunft versprechenden Munderkingen in die USA aus. Eines von ihnen war im Sommer da, ein anderes kommt nun zum Sippentreffen. Alle sind schon recht betagt.

29.09.2003 | So einfach

Ventur Schöttle legte am Samstagabend in Altsteußlingen ein Verfahren zur Auslese fähiger Politiker dar:

die Zahl ihrer Ehescheidungen. Dass Außenminister Fischer für Deutschland ein Unglück ist, kann man nach Meinung von Ventur Schöttle leicht erkennen, daran, mit wie vielen Frauen er sich offiziell eingelassen hat. Mal  abgesehen davon, dass wir über;   nicht-offizielle „Einlassungen“ im allgemeinen weniger gut Bescheid wissen und sie deshalb nicht so leicht als Qualitätsmaßstab verwenden können, und mal abgesehen davon, dass es sich selbst CDU-Politiker verbitten würden, ihre Politiker-Qualität über kriminalistische Bett-Untersuchungen (Spermienprobe, Chromosomen-Analyse) feststellen zu lassen, abgesehen also von dem Problem „offiziell – inoffiziell“,  sind heutigentags auch CDU-Politiker nicht immun gegen den seltsamen Virus, an dem Fischer krankt; da gibt es mit
Herrn Meyer einen führenden CDU-Mann, der mit fast ebenso vielen Ehescheidungen wie Fischer und Schröder aufwarten kann. – CDU-Bundestagsabgeordnete haben ihn in sein Amt gewählt.

27.09.2003 | Weitgereister Besuch in Rottenacker

ROTTENACKER (vf) – Frieda Detoris, geb. Huber, 86 Jahre alt, war der weitest gereiste Gast beim großen
Fest am vergangenen Wochenende. Ihre Vorfahren sind in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Rottenacker in die USA ausgewandert; diese Vorfahren lebten in dem Haus, das nun mit großem Aufwand und mit viel Liebe zum Museum umgebaut wurde und das mit seinem Namen „Wirtles Haus“ an die einstige Nutzung als Gasthaus erinnert. Frieda Detoris kommt aus Desmoines im Staat Iowa. Ihre Reise nach Rottenacker trat sie diesmal in einer Gruppe von sechs Verwandten an, die in „allen Ecken“ der USA wohnen, in Georgia, Florida, Kalifornien. Einen Tag lang kam das Sextett nach Rottenacker, zum Dorfzentrumsfest; am Sonntag reisten sie bereits nach Budapest weiter. Im vergangenen Herbst war F. Detoris bereits einmal in Rottenacker gewesen. Sie hatte zwar vor vielen Jahren Kontakt nach Rottenacker, zu einer Tante von Fritz Walter, wollte aber nun mehr über ihre „Roots“, ihre Wurzeln, in Rottenacker erfahren. Die Mittachtzigerin (!) ging – ganz richtig – damals ins Rottenacker Pfarrhaus, weil dort früher Personenstandsbücher geführt wurden (Taufe, Hochzeit, Beerdigung, eventuell Konfirmation). Und wen traf sie – Pfarramtssekretärin Else Walter, die über ihren Mann weitläufig mit Frau Detoris verwandt ist. Schon damals wurde der Gast aus Amerika darauf hingewiesen, dass das Wohnhaus der Urgroßeltern noch stehe und zum Museum umgebaut werde. Frau Detoris wurde Mitglied des Museumsvereins und bat, der Termin der Einweihung solle ihr mitgeteilt werden; sie wolle unbedingt kommen. Das tat sie nun auch. Der Großvater der US-Amerikanerin war als 14-jähriger (!) in die USA ausgewandert – „konfirmiert und – dann ab!“- Er folgte einem Bruder, der eitern noch stehe und zum Museum 18-jährig ausgewandert war, eine 17-jährige Schwester folgte ihm nach. Der Name „Huber“ hat in Rottenacker eine besondere Bedeutung: Von dem einstigen Schuhmacher Huber um die Wende zum 19. Jahrhundert stammt eines der wenigen schriftlichen Zeugnisse der damaligen Separatisten Gruppe, ein Lied, in dem u. a. Napoleon als Völkerbefreier verherrlicht wird. – Das Gedicht ist – seit der ersten Veröffentlichung durch den Reutlinger Historiker und Schriftsteller H. Haasis Anfang der 90er Jahre – inzwischen wiederholt nachgedruckt und in seiner Bedeutung als Zeugnis der Denk- und Gefühlswelt kleiner, armer Leute in Südwestdeutschland gewürdigt worden.

Die Gäste aus den USA mit Rottenacker „Hintergrund“ und Familie Warter, vor dem „Wirtles Haus“, wo einst die Vorfahren von Frau Detoris und ihren Verwandten wohnten. Foto: privat