REGENSBURG/MÜNCHEN/ EHINGEN (vf) Im vergangenen Jahr erschien im Verlag C. H. Beck, München, der zweite Band einer Selberlebensbeschreibung des früheren Regensburger Romanistik-Professors Johannes Hösle: „Und was wird jetzt“. Hösle, 1929 in Erolzheim im südöstlichen Kreis Biberach geboren, verbrachte einige Jugendjahre unmittelbar nach dem Krieg in Ehingen, als Schüler am Gymnasium, mit Blick auf ein künftiges Theologiestudium. Über seine Jahre in Ehingen schreibt Hösle in dem Buch einige Dutzend Seiten.
Der Lebensweg wurde ein anderer, weg von Theologie und Kirche, ein Lebensweg auf dem Umweg über Tübingen hinaus nach Frankreich und Italien, zur Heirat mit einer Italienerin, zur Tätigkeit als Leitereines Goethe-Instituts in Italien und später als deutscher Universitätsprofessor für romanische Literaturen. -Was Ehingen betrifft, erinnert sich Hösle an vieles recht gut. Kleine Ungenauigkeiten kann man übersehen (einen seiner damaligen Lehrer nennt Hösle „Breitenbacher“, richtig ist „Breitenbach“). Hösle erinnert sich an den einstigen Konviktvorsteher Lenk (Spitznamen „Stopps“), an verschiedene Lehrer des Gymnasiums, unter anderen an den von ihm verehrten Hugo Frommlet, an Klassenkameraden, die, soweit sie noch leben, heute auch alle Mittsiebziger sind. Einige der Mitschüler- und Freunde-Namen, die da auftauchen: Willi und Elfriede Neu, Rudolf Denkinger, Karlheinz Steingart, Traugott Manz aus Schelklingen, Otmar Reuter (ein Sohn des damaligen Landwirtschaftsschulleiters). Hösle erinnert sich auch an den damaligen französischen Gouverneur in Ehingen Jean Noutary (der übrigens eine umfangreiche Beschreibung des Raums Ehingen verfasste) und an Gymmi-Chef Schmid, den Vorgänger von Dr. Breitenbach. Beeindruckt zeigt sich Hösle noch über ein halbes Jahrhundert später von den Formen der Schwester seines Freundes Otmar. Der Stil dieser Sätze lässt etwas von der nicht unbedingt bewundernswerten literarischen Qualität des Textes erahnen: „Ihre zumeist von keinerlei Zaumzeug der Miederindustrie gebändigten Brüste, die sich unter ihren Blusen und Pullovern keck und aufreizend abzeichneten und diese fast durchbohrten, waren kaum weniger scharf als der Verstand ihres Bruders.“
Der Bruder der so begeistert beschriebenen Schönen, Zahnarzt Elmar Reutter, las seiner schon seit Jahrzehnten in Kanada lebenden Schwester diese Passage vor und bereitete der- in Ehingen am ehesten als hervorragende Sängerin erinnerten – Schwester einige amüsierte Minuten.
Hösle hat den Kontakt zu Ehingen nicht verloren. Er besuchte mehrfach in den vergangenen Jahrzehnten Gymnasiumsfeste und vor allem die ihm von seiner Gymmi-Zeit her bekannte Familie Steingart. Karlheinz Steingart erinnert sich dankbar an Johannes Hösle; dieser half dem vier Jahre Jüngeren zu Beginn des Lehrer Studiums in Tübingen mit gutenTipps.-Ein Sohn J. Hösles mit dem schönen Vornamen Vittorio (passend zum bieder-schwäbischen „Hösle“) brachte es zum Philosophie-Professor und vielfachen Buchautor; Vittorio war auch einige Zeit Professor an der Uni Ulm. Unsere Notiz beschränkt sich hier auf den Bezug des J.-Hösle-Buchs auf Ehingen. Viel Meinung über die Qualität dieser Biographie will der Verfasser dieser Zeilen nicht abgeben, außer jenen zwei Sätzen, dass er schon beeindruckendere und aufschlussreichere Autobiographien gelesen hat, in den letzten Jahren vor allem „Die Mütze“ von Roman Frister, und auch Biographien, deren Deutsch-Stil ihm mehr zusagt.
Veit Feger
Der zweite Band der Lebenserinnerungen von Johannes Hösle trägt einen bebilderten Schutzumschlag und zeigt den jungen Johannes Hösle und eine nicht näher bezeichnete Frau mit plissierter Bluse und plissiertem Rock. Repro: SZ Ehingen