DONAURIEDEN / URSPRING (vf)-Am heutigen Samstag geben sich Zhang Xiuli aus China und Dirk-Ulrich Tretter aus Donaurieden in der Urspringkirche das Ja-Wort fürs Leben. Früheren Ehinger Gymnasiasten und Jung-Unionisten ist der Bräutigam bekannt – Alle Tage findet keine deutsch-chinesische Hochzeit in unserer engeren Heimat statt, und so fragte die Ehinger SZ ein wenig nach.
Dirk Tretter lernte seine jetzige Frau bereits vor drei Jahren, während seines ersten China-Aufenthalts, an seinem Arbeitsplatz in einer Firma kennen. – Der Diplom-Betriebswirt der FH Aalen hat bereits etwa zwei Jahre seines Lebens in China verbracht. Und ab 11. Juni wird er voraussichtlich noch wesentlich mehr Zeit in China verbringen. Grund; Er ist seit letztem Herbst Vertriebsdirektor für ein gerade entstehendes Stahlwerk in der Fünfeinhalb-Millionen-Stadt Dalien in Nordostchina, ein Stahlwerk, an dessen Planung Tretter bereits in der Duisburger Thyssen-Zentrale mitarbeitetn. In Dalien entsteht ein Gemeinschaftsprojekt („Joint Venture“) von Thyssen, Krupp und dem zweitgrößten chinesischen Stahlhersteller. Der neue Betrieb ist eine Feuerverzinkungsanlage, die Bleche für die chinesische Auto-Industrie herstellen soll. Der Betrieb ist maschinen- und steuerungsintensiv und wird bei einem geplanten Jahresausstoß von 400.000 Tonnen feuerverzinktem Stahl gerade mal 200 Leute beschäftigen, ist also für den Arbeitskräftemarkt Rotchinas keine große Hilfe, ermöglicht aber eine rationelle und billige Qualitätsproduktion. Unter den 200 Beschäftigten kommen fünf aus Deutschland, einer ist D. U. Tretter. – Das Werk wird zwei je fünfhundert Meter lange Hallen haben und soll nächstes Jahr mit dem Produzieren beginnen. Kosten bis dahin laut Plan: 180 Millionen Dollar.
Schon jetzt verhandelt Dirk Tretter mit den künftigen Abnehmern dieser Autobleche, unter anderem auch mit der BMW-Zentrale in München, mit Blick auf das BMW-Werk in China. (Ein großer Teil der boomenden chinesischen Autoproduktion geht auf Konzerne aus den Industrienationen zurück.) Als D. Tretter seine jetzige Frau Zhang Xiuli, 31, kennenlernte, war sie „die rechte Hand des Chefs der Firma“, in der Tretter sein Praktikum ablegte. Zhang ist Ingenieurin für Maschinenbau und wird sicher auch in Dalien einen Job finden. Die beiden Eheleute wollen in jedem Fall auch Kinder. Da Frau Zhang mit einem Nicht-Chinesen verheiratet ist, gilt für sie nicht die sonst strenge Kinderzahlbegrenzung, mit der die chinesische Regierung die ungeheuren Bevölkerungs- und Arbeitsplatzprobleme im Land lindern will.
vf: „Was geschieht mit der Elektrogeräte-Firma, die Dirk bereits als Ehinger Gymnasiast in Donaurieden gegründet und bisher nebenher geführt hatte?“ – Dirk Tretter: „Papa Tretter“, promovierter Physiker mit – bis zur Pensionierung – Arbeitsplatz in Ulm, „führt diese Firma jetzt weiter.“ – Die Mutter von Dirk Tretter ist Lehrerin, wie übrigens auch die Mutter der Braut.
vf: „Warum die Trauung gerade in Urspring?“ – D.T.: „Meine zwei Brüder gingen dort zur Schule, und dann ist’s ja eine malerische Kulisse.“
vf: „Gab‘s bürokratische Probleme vor der Hochzeit mit einer Chinesin?“- D.T.: „Ja, und leider die meisten in Deutschland. Für die Erledigung des von Deutschland geforderten Panierkrams musste ich extra nach China fliegen. Das Beste: Wir brauchten vom deutschen Staat eine Genehmigung dafür, dass wir keine Genehmigung brauchen. vf: „Was folgt nach der Trauung?“- D.T.: „Zwei Flitterwochen in Italien, und dann ab nach China.“

Dirk Ulrich Tretter und Zhang Xiuli. Wer den Bräutigam schon als kleinen Ehinger Gymnasiasten vor zwanzig Jahren kannte, muss sagen: Auch aus den quirligsten Burschen werden gestandene Leute. (vf)Foto: privat