16.06.2001 | Zwangs-Schelklingerin erinnert sich an ihre Lagerzeit in den 40er-Jahren

SCHELKLINGEN. Marie-Louise Roth-Zimmermann war früher Professorin für Germanistik an der Uni Saarbrücken. Sie kommt am Dienstag, 26. Juni, nach Schelklingen und liest hier ab 19.30 Uhr im Alten Spital aus ihrem Erinnerungsbuch.

Roth-Zimmermann stammt aus dem Elsass. Weil ihre Familie sich nicht genug unterwürfig gegenüber der erobernden deutschen NS-Herrschaft zeigte, sondern mit dem französischen Staat sympathisierte, wurde sie mit ihrer Familie zum
Aufenthalt in Deutschland, genauer: in Schelklingen, gezwungen, wo die Erwachsenen zur Arbeit zwangsverpflichtet waren. Ganz so schlimm wie gegenüber Polen und Slawen verhielt sich die damalige Regierung aber gegenüber Franzosen und Elsässern nicht, so konnte Roth-Zimmermann in Ulm das Gymnasium besuchen. – Über die Zeit in
Schelklingen hat Roth-Zimmermann kürzlich ein Buch verfasst und veröffentlicht. Aus diesem Buch wird sie in Schelklingen vortragen. Der Eintritt ist frei.

Anmerkung (vf) Die Ehinger SZ hat auf die Neuerscheinung hingewiesen, aufgrund des Eigenwerbungstexts des deutschen Verlags. Einer kritischen Besprechung hat sich die Ehinger SZ enthalten. Ein bisschen Kritik sei hier aber doch geäußert: Die Autorin war Germanistik-Professorin und Vorsitzende der Internationalen Musil-Gesellschaft (Robert Musil gilt als einer der bedeutendsten deutsch-österreichischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, vor allem berühmt durch seinen großen Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“, der sich unter anderem mit dem Niedergang von „Kakanien“, der österreichisch-ungarischen „k.u.k.“ Doppelmonarchie befasst). Trotz dieser speziellen Qualifikationen hat die Autorin ihr Erinnerungsbuch auf Französisch verfasst und ins Deutsche übersetzen lassen, eine Übersetzung, die den Anspruch nach einem – bei einer Germanistik-Professorin erwartbaren – beispielhaft guten deutschen Stil nicht völlig befriedigt.

Ein gutes Wort für die Väter

Väter existieren heute meist nur als Alimentenverweigerer und als Kindesmissbraucher. Solche Urteile werden sicher über einige von uns Vätern zu Recht gefällt. Aber es gilt auch: Der schlechte Ruf einiger weniger schädigt die ganze Zunft.

Wer annehmen muss, dass sowieso nichts von ihm gehalten wird, von ihm, dem Veit Feger,  weil er zu dieser Zunft übler Männer gezählt wird – warum sollte sich der anstrengen und es anders machen?!

Die Obermarchtaler Erzieherinnen haben erkannt, dass es klüger ist, die Männer aus der Verwerfungs- und Schmoll-Ecke rauszuholen, indem sie deren Kinder anleiten, ihren Papas mal ausdrücklich Zustimmung zu zollen.

Selbst wenn Väter weder Missbraucher noch Alimente-Nicht-Zahler sind, werden sie oft nur noch für Altes Eisen, für überholt, für Grufties gehalten. Verständlich, dass mancher von ihnen nicht einmal mehr vor sich selber Respekt hat und seinen Kummer im nächsten Bierzelt ersäuft.

Kurz: Wertschätzung tut gut, lässt wachsen und das tun, woran man sonst gar nicht gedacht hätte. Die Obermarchtaler Erzieherinnen haben ein gutes Beispiel gegeben und sie haben zum Schluss des abendlichen Fests die Mamas in die Szene einbezogen.